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Blechlawine und RegenWintersport-Wochenende am Weißen Stein in Udenbreth hatte seine Tücken

Lesezeit 5 Minuten
Zahlreiche Rodler fahren den Hang hinab.

Rodelspaß pur: Mit viel Schwung und noch mehr Begeisterung sausten diese Besucher aus Köln den Rodelhang am Weißen Stein hinab.

Auf ideale Wintersportbedingungen trafen am Samstag Schneehungrige am Weißen Stein in Udenbreth. Am Sonntag bereitete Regen dem Spaß im Schnee ein Ende.

Ideale Bedingungen fanden die Wintersportfreunde vor, die sich am Samstag auf den Weg zum Weißen Stein, dem höchsten Punkt des nordrhein-westfälischen Rheinlandes, aufgemacht hatten. Kaltes, aber trockenes Wetter und eine Schneedecke von rund 18 Zentimetern – da war schon viel möglich, um sich den Rost von den Schlittenkufen zu rodeln.

Allerdings erstreckte sich der Idealzustand einmal mehr nicht auf die anrollende Blechlawine aus dem ganzen Rheinland: Bereits um 12 Uhr meldete die Gemeinde Hellenthal, dass sämtliche Parkmöglichkeiten belegt seien, und die Gäste aus dem Umland deshalb gut daran täten, den Weißen Stein nicht mehr anzufahren.

Online die anreisenden Besucher vor Parkproblemen in Udenbreth gewarnt

Die Appelle über den Online-Auftritt dieser Zeitung, die Radiosender und die Sozialen Netzwerke zeigten diesmal Wirkung. Am Nachmittag rollten deutlich weniger Autos als befürchtet nach Udenbreth. So war es zwar voll, doch letztendlich blieb der Verkehrskollaps aus. Offenbar hatten viele Menschen sich dazu entschieden, entweder zu Hause zu bleiben oder eine der anderen Möglichkeiten in der Eifel wahrzunehmen, eine Rodeltour oder Schneewanderung zu unternehmen.

Dirk Zöll sitzt auf einem Schlitten, der von zwei schwarzen Kaltblutpferden durch den Schnee gezogen wird.

Auch die Udenbrether hatten ihren Spaß im Schnee: Eine Spazierfahrt durch die idyllische Schneelandschaft unternahm Dirk Zöll mit seinen Rückepferden.

„Das ist wie zu den Corona-Zeiten“, stöhnte eine Mitarbeiterin der Gemeinde, die an der Einfahrt des Parkplatzes von der B 258 versuchte, die Autofahrer davon zu überzeugen, dass hier kein Platz mehr sei. Dann musste sie wieder eilen, um andere Verkehrsteilnehmer von den Stellen zu scheuchen, an denen sie auf keinen Fall parken sollten, es aber mit frustrierender Hartnäckigkeit trotzdem immer wieder versuchten.

Routiniert wiesen derweil ihre Kollegen die Menschen auf eine Seite der Bundesstraße, die zum Parkstreifen umfunktioniert wurde. Auch die Bankette der Kreisstraße durch Udenbreth und der Ort selbst wurden von den Besucher wieder als Stellplatz genutzt.

Das Ehepaar rodelt den Hang hinab.

Spaß im Schnee hatte dieses Ehepaar aus Bonn, das den letzten Leihschlitten ergattert hatte.

Ähnlich sah es auf dem Rodelhang selbst aus. „Es ist schon extrem voll“, sagte Violetta Lohkemper aus Düsseldorf, während sie nach erfolgreicher Rodeltour mit Ehemann Sebastian und den Söhnen Henry und Leon wieder in ihren Kombi stieg. Als gebürtige Hellenthalerin kannte sie den Weißen Stein natürlich bestens, allerdings etwas leerer. „Man muss den Schnee ausnutzen, bevor es wieder wärmer wird“, sprach sie aus, was sich wohl viele der Besucher gedacht hatten.

Kollisionen auf dem Rodelhang blieben ohne schwerwiegende Folgen

Während die ersten erlebnishungrigen Schneetouristen sich schon fast am oberen Ende des alten Skiliftes auf ihre Schlitten setzten und sich auf die Fahrt bergab machten, hatte sich in Mitte des Hangs ein Querriegel aus Menschen gebildet, die nicht von ganz oben, sondern dort starten wollten, wo die Steigung hohe Geschwindigkeiten ermöglichte. Was dazu führte, dass es nicht allen Rodlern gelang, durch diese Gruppen hindurchzusteuern. So kam es immer wieder zu Kollisionen, die diesmal allerdings ohne schwerwiegende Folgen blieben.

Die Gruppe auf dem Rodelhang.

Eric aus Dublin erlebte den Schnee mit Mutter Sandra (hinten). Daneben Oktan mit dem frierenden Hund Cookie.

Ungerührt saß auch Leticia Prost im Schnee, während links und rechts die Schlitten an ihr vorbeizischten. Aus Köln war die Brasilianerin mit Mann und Kind nach Hellenthal gekommen. „Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich zum ersten Mal Schnee gesehen“, berichtete sie. Nun sei es ihr Sohn, der an diesem Tag zum ersten Mal den Schnee kennenlernen sollte.

Blick auf den gut gefüllten Hang neben dem Rodellift.

Auf dem Rodelhang am Weißen Stein knubbelten sich am Samstag die Schneefreunde.

Ob ihr nicht kalt sei? „Nein, wir tauschen immer wieder, eben bin ich den Berg hochgegangen, jetzt ist mir warm“, sagte sie. Die Rodelfahrt sei toll gewesen, auch wenn immer wieder Leute im Weg ständen. „Aber es macht Spaß“, sagte sie.

Warteschlangen am Rodellift und am Schlittenverleih

Nicht nur am Rodellift selbst, sondern auch am Schlittenverleih bildete sich eine Warteschlange, denn dort gab es nichts mehr auszuleihen. Geduldig warteten die Besucher, bis von Zeit zu Zeit wieder ein Schlitten zurückgegeben wurde, der dann flugs wieder entliehen und zum Rodelhang gezogen wurde.

Mit Plastikwannen hatten sich deshalb die Kinder der Familie Scharrenbroich – Franziska, Katharina, Michael und Sebastian – aus Overath ausgestattet. Sie schlitterten so im Viererbob ohne Steuermann den Hang hinunter. „Wir haben Franziska, die am Freitag Geburtstag hatte, einen Tag im Schnee geschenkt“, verriet Mutter Petra, die mit Ehemann Manfred auf den Wiederaufstieg des Nachwuchses wartete. Heute sei genau der richtige Tag dafür gewesen, freute sie sich.

Die vier Kinder rodeln mit einem Vierer-Bob den Abhang hinunter.

Ein Tag im Schnee als Geburtstagsgeschenk für Franziska, Katharina, Michael und Sebastian.

„Erst haben wir gemeinsam eine Schneewanderung gemacht, und jetzt wird gerodelt“, sagte sie. Dann spähte sie den Berg hinab, wo sie zumindest Teile ihrer Sippschaft entdeckte. „Zwei haben es überlebt“, konstatierte sie.

Jämmerlich schlotternd, wurde derweil „Cookie“ von Frauchen Oktan in eine wärmende Decke und eine Tragetasche gesteckt. In dicken Kugeln hing der Schnee an den Zotteln des kleinen Zwetna Bolonka-Hündchens. „Sie ist die ganze Zeit durch den Schnee getollt, aber jetzt ist ihr kalt“, sagte Oktan. Regelmäßig sei sie mit Tochter Juna und Vater Christian am Weißen Stein, wenn Schnee liege.

Eine lange Reihe von Autos ist am rechten Straßenrand der Bundestraße inmitten der verschneiten Fichten links und rechts geparkt.

Als Parkplatz wurde auch in diesem Jahr wieder die Bundesstraße genutzt.

Mit dabei waren auch Sandra und ihr Sohn Eric aus Dublin, die auf Verwandtenbesuch in Köln waren. „In Dublin schneit es nicht, da ist es zu warm“, bedauerte Eric, der zum ersten Mal Schnee kennenlernte. Zweimal im Jahr sei er in Deutschland, um seine Cousine zu besuchen, sagte er.

Am Sonntagmorgen setzten steigende Temperaturen und einsetzender Regen dem Vergnügen ein Ende. Schnell verwandelte sich der Schnee in einen nassen Matsch.

Und erneut setzten die Vertreter der Gemeinde auf öffentliche Hinweise, die über die Medien verbreitet wurden. „Das macht keinen Sinn, aus Köln hierherzufahren und dann enttäuscht zu sein“, riet Hellenthals Ordnungsamtsleiter Michael Huppertz von einer Tour ins Höhengebiet der Gemeinde Hellenthal ab.

Das nächste Schnee-Wochenende in der Eifel ist in Sicht

Doch für alle Freunde der weißen Pracht verheißen die Wettervorhersagen ein weiteres Schneewochenende. Nach aktuellem Stand soll es ab der Wochenmitte kälter werden, und auch Niederschlag soll einsetzen, in den Höhenlagen als Schnee. „Am nächsten Wochenende sehen wir uns wieder“, freute sich daher auch der Betreiber des Imbissstandes „Black Curry“, der die Touristen mit Nahrung und Getränken versorgte.


Informationen zur Schneelage gibt es bei der Gemeinde Hellenthal oder bei der Wetterstation am Weißen Stein.