Helfer bei der FlutOrden für bescheidene Retter aus Euskirchen
Euskirchen-Stotzheim/Rheinbach – Das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold in besonderer Ausführung ist die höchste Auszeichnung, die die Bundeswehr außerhalb von Kampfhandlungen verleiht. Hauptfeldwebel Denis Engelmann aus Stotzheim hat sich diese besondere Ehrung in der Flutnacht im Juli des vergangenen Jahres redlich verdient.
Es war gegen 20 Uhr, als Engelmann damals endgültig bewusst wurde, dass er sich in einer außergewöhnlichen Situation befand. Es war der Moment, als die Straße vor seiner Wohnung in Stotzheim komplett unter Wasser stand und der Wasserspiegel beständig stieg. Nur wenige Meter von seiner Haustür entfernt stand ihm das Wasser bald bis zur Brust.
Frau aus Fluten gerettet
Von seiner verhältnismäßig sicheren Position aus dem leicht erhöht liegenden Haus sah er den Kopf einer im Wasser treibenden Person immer wieder auftauchen und hörte Hilferufe: Bianca L. (die vollen Namen der beteiligten Personen sollen auf deren Wunsch hin nicht veröffentlicht werden, Anm. d. Redaktion) war vom Wasser mitgerissen worden und schaffte es schließlich in einem Seitenweg, sich an einem Zaun festzuhalten – nur wenige Meter, bevor die Wassermassen aus der Straße in die stark strömende Erft übergingen.
Für Hauptfeldwebel Engelmann war die Lage klar: Sollte die Frau in die Erft gespült werden, gäbe es keine Rettung mehr. Sofort watete er los, um die Frau aus dem Wasser zu retten. „Am Zaun haben wir uns gemeinsam festgehalten und ich habe ihr immer wieder zugerufen, dass sie auf die Beine kommen muss. Das war dann auch die Situation, in der ich das erste Mal so richtig nachgedacht und nicht einfach nur gehandelt habe“, erinnert sich Engelmann an den dramatischen Moment. „Gemeinsam haben wir dann den Mut gefasst und sind auf die sichere Seite und zu meinem Haus“, so der Stotzheimer weiter.
Bis heute enger Kontakt
Nach der überstandenen Nacht folgte die nächste Erleichterung: Bianca L.’s Ehemann, der von ihr getrennt und in eine andere Richtung durch das Wasser getrieben worden war, fand an anderer Stelle Obdach. Noch in den folgenden Tagen half der 35-jährige Engelmann dem Paar aus der Nachbarschaft, versorgte sie mit den nötigsten Dingen zum Überleben und hält bis heute engen Kontakt.
Die Auszeichnung, die Engelmann kürzlich aus der Hand von Vizeadmiral Thomas Daum, dem Inspekteur Cyber- und Informationsraum, erhielt, ist ihm fast schon etwas peinlich: „Ich bin jemand, der lieber hinter den Kulissen bleibt und Öffentlichkeit meidet. Hätte ein Kamerad das Ganze nicht unseren Vorgesetzten erzählt, vielleicht hätte ich es selber gar nicht gemeldet“, sagt Engelmann. „Ich musste das Ganze ja erstmal selber verarbeiten, in den Gesprächen mit meiner Frau, mit den Kameraden und mit Bianca L. Natürlich freue ich mich über die Auszeichnung, an besondere Leistungen oder einen Heldenstatus hätte ich selber aber niemals gedacht“, bekennt der Soldat bescheiden.
Zweiter Soldat rettete Euskirchener Autofahrerin
Auch ein zweiter Soldat, der seinen Dienst im Betriebszentrum Informationstechniksystem der Bundeswehr in Rheinbach versieht, erhielt für seinen mutigen Einsatz die besondere Auszeichnung: Hauptbootsmann Roy Mondry rettete der Euskirchenerin Bärbel M. in der Flutnacht gleich zweimal das Leben. M. war mit dem Auto auf dem Weg von Bonn nach Euskirchen. Viele Straßen waren bereits nicht mehr passierbar, weshalb sie auf Nebenstraßen ausweichen musste.
In der Nähe von Rheinbach wurde sie mit ihrem Auto plötzlich beim Durchqueren eines größeren Rinnsals von einer Welle erfasst und in ein Feld gespült. Schon nach wenigen Sekunden ließen sich die Türen ihres Autos nicht mehr öffnen und das Wasser stieg bis auf Höhe des Lenkrades. Sie schaffte es, aus einem der Fenster zu klettern, blieb aber im Morast stecken und hatte keine Chance gegen die starke Strömung. „Als ich immer mehr Wasser schluckte, dachte ich: Das war’s jetzt. Mit letzter Kraft habe ich um Hilfe gerufen. Das hier ist Niemandsland, dachte ich, niemand wird mir helfen“, erinnert sich Bärbel M. an die traumatische Situation.
„Ein Schutzengel, der mir Vertrauen gab“
Roy Mondry war zu diesem Zeitpunkt in Rheinbach unterwegs und hielt Ausschau nach Einsatzkräften, die Unterstützung benötigten. Als er Bärbel M. im Wasser erblickte, erfasste er sofort die Situation und lief mit einem weiteren Helfer los, um die Euskirchenerin zu retten. „Als mich Roy aus dem Wasser zog, war es das Gefühl eines Schutzengels, der mich nicht nur rettete, sondern der mich mit sanften Anweisungen beruhigte und mir Vertrauen gab“, beschreibt Bärbel M. den Moment ihrer Rettung.
Mondry nahm die völlig erschöpfte und unter Schock stehende Frau mit zur Tomburg-Kaserne in Rheinbach und brachte sie dort für die Nacht unter. Erst als am nächsten Tag zivile Rettungskräfte Bärbel M. untersuchen konnten, wurde ein stressbedingter Herzinfarkt festgestellt.
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„Durch sein Eingreifen in der Nacht und die weitergehende Versorgung hat Hauptbootsmann Mondry laut Aussage der Rettungskräfte Bärbel M. gleich zweimal das Leben gerettet“, hieß es bei der Verleihung des Bundeswehr-Ehrenkreuzes.