Kindergartenplätze in KallKreisweit auf dem letzten Platz
Kall – Nachdem Bürgermeister Hermann-Josef Esser (CDU) die aktuellen Betreuungsquoten für U3- und Ü3-Kinder in der Gemeinde Kall vorgetragen hatte, war das Entsetzen im Kaller Sozialausschuss groß. Kreisweit liegt man auf dem letzten Platz. Besonders düster sieht es bei den U3-Kindern aus: Da liegt die Quote gerade einmal bei 33 Prozent. Etwas besser sieht es im Bereich Ü3 mit 93,3 Prozent aus, doch auch hier hat man im Kreis Euskirchen die Rote Laterne. „Wir sind kreisweit das Schlusslicht. Das ist ein Armutszeugnis“, kommentierte Karl Vermöhlen (SPD) die Zahlen.
Alle Fraktionen sprachen sich dafür aus, dass nun ehrgeizige Ziele verfolgt und so schnell wie möglich vier neue Gruppen, insbesondere für Kinder unter drei Jahren, eröffnet werden müssten. Die Quoten würden dadurch auf 60 (U3) beziehungsweise 105 Prozent (Ü3) steigen.
Quotenvergleich
Die Gemeinde Kall hat die Betreuungsquoten der Kommunen im Kreis Euskirchen für das Kindergartenjahr 2020/2021 verglichen: Blankenheim: U3: 42,4 Prozent – Ü3: 95,1 Prozent; Dahlem: U3: 51,2 – Ü3: 114,3; Hellenthal: U3: 45,6 – Ü3: 111,3; Mechernich: U3: 59,9 – Ü3: 116,7, Nettersheim: U3: 60,7 – Ü3: 113,1; Schleiden 49,3 – Ü3: 109,0; Kall: U3: 33 – Ü3: 93,3; Durchschnitt Kreis: U3: 48,9 – Ü3: 107,5. (wki)
„Wir haben keine verlässlichen Zahlen und sind bisher auf Sicht gefahren“, sagte Esser. „Die Prognosen liegen oft daneben, und deshalb stochern wir ein Stück weit im Nebel.“ Mit den Quoten für die Betreuungsangebote liege Kall kreisweit ganz unten, und die Zahl der Kinder steige weiter. Lediglich 2021/22 gebe es eine „vorübergehende“ Delle.
Um den wachsenden Bedarf zu decken, sollen im kommenden Jahr sollen ohnehin zwei neue Gruppen in Sötenich und eine im Waldkindergarten am Amselweg in Kall an den Start gehen. Die hatte er in seine Berechnungen auch schon berücksichtigt. „Es gibt zwar in Sötenich noch Probleme mit dem Kreis wegen der Baugenehmigung. Aber das ist lösbar“, meinte Esser.
Grundschulgelände im Gespräch
Für die jetzt zusätzlich geplanten vier Gruppen brachte der Bürgermeister unter anderem das Gelände der Grundschule ins Gespräch, wo zwei neue Gruppen entstehen sollen. „Da können wir bauen – unabhängig davon, was ein Investor plant.“ Auch über Modullösungen denke man in der Verwaltung nach. „Wir müssen den Bedarf relativ genau treffen, sonst laufen wir Gefahr, in eine teure Vorhaltepolitik zu laufen. Nicht belegte Plätze werden auch nicht bezahlt“, verwies Esser auf die Finanzierungsvorgaben im Kinderbildungsgesetz.
„Seit mehr als 20 Jahren hecheln wir dem Bedarf hinterher“, kritisierte Vermöhlen. Jetzt habe man gar keine andere Möglichkeit, als zahlreiche neue Gruppen einzurichten. „Ausreichend Kindergartenplätze sind ein wichtiges Ansiedlungskriterium für Familien“, betont der SPD-Politiker.
Bis Mitte des Kindergartenjahres
Auch Thomas Müller (FDP) wollte nicht länger „hinterherhecheln“ und fragte, ob Kall bislang auf die richtigen Konzepte gesetzt habe: „Wir haben nicht den Eindruck, dass das Projekt in Sötenich so schnell umgesetzt werden kann.“ Man solle über andere Standorte nachdenken. Esser zeigte sich zuversichtlich, dass die Einrichtung, die in dem leerstehenden, früheren integrativen Kindergarten untergebracht werden soll, bis Mitte des Kindergartenjahres an den Start gehen werde.
Sandra Lüttgen (SPD) schlug vor, vorhandene Standorte zu vergrößern und neue zu bauen. Für Willi Frauenrath (CDU) war klar: „Wir müssen jetzt nicht kleckern, sondern klotzen. Zumal in den Berechnungen des Bürgermeisters Plätze mitgerechnet werden, die noch gar nicht auf dem Markt sind.“ In Sötenich werde schon mehr als ein Jahr lang gebaut.
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Mit Blick auf die Jahre bis 2025 schlug der Bürgermeister unter anderem vor, in größeren Neubaugebieten auch gleich Kindergärten zu planen und den bauwilligen Familien eventuell eine Platzgarantie einzuräumen. Dem widersprach Jörg Jenke (Grüne) energisch: „Die Platzgarantie hat mich entsetzt. Ich habe ein Haus in Kall gekauft und bekomme auch keinen Kita-Platz garantiert.“ Um möglichst schnell zusätzliche Plätze bereitstellen zu können, solle mit der Kita Router GmbH, die im Frühjahr den Waldkindergarten am Amselweg eröffnen will, über eine zweite Gruppe gesprochen werden. Eine modulare Bauweise, wie vom Bürgermeister angesprochen, könne sinnvoll sein.