AboAbonnieren

Auf Kaller BahnhofsvorplatzGrüne wollen Abendmarkt bis Frühjahr 2022 umsetzen

Lesezeit 4 Minuten

Möchten den Bahnhofsvorplatz in Kall möglichst schnell für das Markttreiben nutzen: Jörg Jenke und Friede Röcher.

Kall – „Ursprünglich sollte es mit dem Abendmarkt jetzt im November losgehen. Aber das war die Planung von vor der Flut“, erzählt Jörg Jenke von den Kaller Grünen. Er hatte im April dieses Jahres ein Konzept und ein Logo für einen Abendmarkt vorgestellt, mit dem der neue Bahnhofsvorplatz in Kall belebt werden sollte. Flankiert werden soll der Markt von Kulturveranstaltungen für Jung und Alt und Angeboten zu speziellen Anlässen. Doch seit der Flut ist es ruhig geworden um das Projekt.

Jenke und seine Parteikollegin Friede Röcher haben das Thema nun wieder aufgegriffen. Sie setzen sich dafür ein, dass der Abendmarkt im Frühjahr nächsten Jahres auf dem Vorplatz an den Start geht – und nicht erst in einigen Jahren, wenn der Platz saniert ist und die beiden geplanten Wohn- und Geschäftshäuser errichtet worden sind.

Rahmenprogramm für Kinder

Mit dem Konzept eines Abendmarkts sollen auch Kunden nach Kall gelockt werden, die tagsüber bei der Arbeit sind und deshalb das Angebot bislang nicht nutzen konnten. Neue Marktbeschicker sollten gewonnen und ein wechselndes Angebot von Street-Food-Trucks aufgestellt werden. Bei all dem soll aus Gründen der Nachhaltigkeit auf Plastiktüten und Verpackungen verzichtet werden. Ein Rahmenprogramm auf der Empore der Treppe soll den Markt auch für Familien und Kinder interessant machen.

Jenke denkt an Auftritte von Puppenspielern, Zauberern und anderen Künstlern sowie an Ausstellungen von Kunstobjekten. Am Abend könnte dann Live-Musik zum Verweilen einladen. Drei- bis viermal im Jahr könnten zudem spezielle Veranstaltungen angeboten werden. Die Palette reicht von einem Oster- oder Frühjahrsmarkt über ein Sommerfest und ein Weinfest bis hin zu einem Weihnachtsmarkt.

Pflaster hat sehr gelitten

„Das Konzept hat in der Region ein Alleinstellungsmerkmal und würde die Gemeinde Kall auch für Reisende und Touristen aufwerten“, meint der Grüne. Seine Idee hatte die Kaller Politik mit großer Mehrheit auf den Weg gebracht. Vor der Flut hatten die Grünen neue Marktbeschicker gewinnen können. „Bei einem ersten Koordinierungstreffen wurde die Idee unter dem Titel ,Kaller Markttreiben’ weiterentwickelt“, sagt Röcher. Die Händler hätten vorgeschlagen, dass einige Beschicker ihre Buden den ganzen Tag lang öffnen, andere erst am Abend hinzukommen. Sie habe auch mit mehreren Kaller Künstlern gesprochen, die die Initiative unterstützen wollen.

An mehreren Stellen ist das Pflaster auf dem Bahnhofsvorplatz während und nach der Flut beschädigt worden.

Bürgermeister Hermann-Josef Esser hatte vor gut einer Woche im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt, dass der komplette Bahnhofsvorplatz saniert werden müsse. „Das Pflaster hat sehr gelitten. Der Dreck hat sich in die Poren der Steine und in den Unterbau gesetzt, einige Steine sind zudem verkratzt“, hatte der Verwaltungschef gesagt. Weil der Standort nach der Flut kurz als Zwischenlager für Erdaushub genutzt worden sei, gebe es unter anderem Kratzspuren von Baggern.

Abflussbereich muss erneuert werden

Auch der Abflussbereich und die Anlage für die Fontäne müssten erneuert werden. Weiter hatte der Bürgermeister erklärt, dass er eventuell mit der Sanierung des Platzes warten wolle, bis die beiden Wohn- und Geschäftshäuser an den seitlichen Rändern des Areals gebaut worden seien. „Eine Nutzung des Platzes für den Abendmarkt sehe ich zurzeit nicht“, meinte Esser auf Anfrage. Grundsätzlich könne der Platz aber genutzt werden.

Jenke und Röcher bezweifeln, dass der Platz komplett saniert werden muss. „Man sollte zumindest prüfen, ob es nicht reicht, die beschädigten Steine auszutauschen“, sagt Jenke. Und Röcher ergänzt: „So einen Ressourcenverbrauch können wir uns nicht mehr leisten. Das sind ja unsere Steuergelder.“ Nach den bisherigen Planungen sei mit einer Fertigstellung der beiden Wohn- und Geschäftshäuser und damit auch des Areals in 2024 zu rechnen. „Soll der Platz bis dahin nicht mehr genutzt werden?“, fragt Jenke.

Für Aufbruchsstimmung sorgen

Vor der Flut hatte der Wochenmarkt jeden Freitag von 8 bis 13 Uhr seinen angestammten Platz vor dem Rathaus. Ein Umzug zum Bahnhofsvorplatz war geplant gewesen. Momentan haben die Beschicker eine vorübergehende Bleibe auf dem Rewe-Parkplatz gefunden. „Dort müssen sie aber spätestens dann wieder weg, wenn der Rewe wieder öffnet. Dann brauchen wir eine Alternative“, so Jenke. Röcher schlägt vor, einen Bereich des Bahnhofsvorplatzes für die Bauarbeiten abzusperren und den anderen Teil für Veranstaltungen nutzen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Anfang des neuen Jahres solle sich die AG Abendmarkt wieder treffen und das Konzept umsetzen, fordert Jenke. Der erste Markt könne dann im Frühjahr stattfinden: „Wir wollen damit auch mit für eine Aufbruchsstimmung sorgen.“ Röcher fügt hinzu: „Einige Bürgerhäuser müssen neu aufgebaut werden. Fußballplätze sind zerstört, Corona schränkt uns weiterhin ein. Gerade jetzt sollte alles getan werden, um einen öffentlichen sozialen Ort zu schaffen, wo Begegnung, Austausch und Gemeinschaftsleben möglich werden.“ Die Grüne berichtete auch von einem Gespräch mit einem Marktbeschicker am Freitag. Der Mann habe ihr erzählt, dass der Wochenmarkt umziehen müsse, wenn der Rewe wieder öffne. Im Gespräch sei der Dezember. Von der Verwaltung sei daraufhin der Platz hinter der alten Post angeboten worden.

„Der Marktbeschicker würde den Bahnhofsvorplatz als Standort sehr begrüßen, zumindest eine Hälfte davon. Voraussetzungen wären Stromanschlüsse und gegebenenfalls zwei oder drei Parkmöglichkeiten für Behinderte“, so Röcher. Der Händler habe vorgeschlagen, die Stände in U-Form aufzustellen und den Markt im Rahmen eines Frühjahrsfestes zu eröffnen.