Bahnhofsvorplatz KallSo könnten die neuen Wohn- und Geschäftshäuser aussehen
Kall – Noch ist der Bahnhofsvorplatz kahl und nicht gerade einladend. Das könnte sich ändern, wenn dort die geplanten Wohn- und Geschäftshäuser gebaut werden.
Die Gestaltung der beiden Gebäude wurde jetzt im Kaller Gemeinderat vorgestellt, wegen der vorgesehenen Nutzungen gibt es aber noch Gesprächsbedarf. So kritisierte die SPD, dass Bürgermeister Hermann-Josef Esser (CDU) dort Teile des Gemeindearchivs unterbringen will.
Konzept für Häuser am Bahnhofsvorplatz vorgestellt: Baubeginn könnte 2022 sein
Die Fraktionen nahmen den Entwurf letztlich wohlwollend zur Kenntnis und wollen ihn nun prüfen. Die beiden Gebäude sollen aus drei Geschossen und einem Staffelgeschoss bestehen. Dafür muss der Bebauungsplan geändert, die Gestaltungssatzung modifiziert werden. Wenn alles optimal läuft, könnte im Frühjahr 2022 mit den Bauarbeiten begonnen werden.
Umgestaltung Bahnhofsvorplatz Kall – das Konzept
Die Umgestaltung des Bahnhofs und des Bahnhofsvorplatzes ist Teil des „Integrierten Handlungskonzepts“. Ausgangspunkt war 2015 ein Projekt von Studenten des Lehrstuhls für Städtebau der RWTH Aachen. Von den Kallern wurde das Bahnhofsareal als Willkommenstor, Ankunftspunkt, Visitenkarte und Ortseingang bezeichnet. Der Bereich müsse aber aufgewertet und die Aufenthaltsqualität mit einer Gastronomie verbessert werden. (wki)
Die Gemeinde bemüht sich schon seit einigen Jahren, Investoren für den Bahnhofsvorplatz zu finden. Eine erste Gruppe hatte sich 2018 von dem Projekt verabschiedet, weil es bei der Realisierung zu Verzögerungen gekommen war. Danach wurde die Verwaltung beauftragt, die städtebaulichen Anforderungen an die Planung, insbesondere die Gestaltungssatzung, mit Hinblick auf die Baukosten zu reduzieren, so dass sich die Planung wirtschaftlicher darstellen lässt und der Kreis der Investoren erweitert werden kann.
Neue Häuser in Kall: „Wie aus einem Guss“
Nun wollen Florian Beck, Geschäftsführer des Kölner Architekturbüros Schumann, der Profifußballer Fabian Giefer und der Kaller Immobilienverwalter Jochem Hannes auf dem zentralen Platz vor dem Bahnhof zwei Wohn- und Geschäftshäuser realisieren. „Die beiden Gebäude sollen wie aus einem Guss aussehen“, erklärte Beck, der den Entwurf im Gemeinderat vorstellte.
Die Planung sei schon weit gediehen: „Das Haus Nord ist fertig, beim Haus Süd gibt es noch etwas Abstimmungsbedarf.“ Das Haus Nord soll auf einem 1100 Quadratmeter großen Grundstück errichtet werden. Im Erdgeschoss und in der ersten Etage sollen Gewerbeflächen entstehen, in der zweiten Etage und im Staffelgeschoss Wohnungen. Parkplätze sind in dem Bereich zwischen dem Haus und dem Anbau an das Rathaus geplant.
Mieter für geplante Gewerbeflächen gibt es bereits
Für die Gewerbeflächen gebe es auch schon einen Ankermieter, der das komplette Erdgeschoss mieten wolle. Den Namen wollte Beck aber noch nicht nennen, Bürgermeister Esser sprach von einem Unternehmen aus der ersten Liga, das bundesweit bekannt sei. Die Gespräche, so Beck, stünden kurz vor dem Abschluss.
Die von Politik und Verwaltung geforderte Gastronomie soll in der ersten Etage untergebracht werden und auch eine Außenterrasse erhalten. Doch bislang hat man keinen Interessenten gefunden. „Wir haben mehr als 100 Anfragen bei kleinen und großen gastronomischen Betrieben gestellt und nur Absagen bekommen“, führte der Investor aus.
Der Standort sei für große Ketten uninteressant, und die Pandemiesituation mache die Suche nach einem Gastronomen nicht leichter. In der dritten Etage und im Staffelgeschoss sind derzeit 13 Wohnungen mit Größen zwischen 50 und mehr als 100 Quadratmetern geplant.
Bauvorhaben am Bahnhofsvorplatz Kall: Erdgeschoss komplett verglast
Das Haus Süd soll auf einer 574 Quadratmeter großen Fläche neben der schon bestehenden Tiefgarage errichtet werden. In dem Gebäude sind ebenfalls eine gewerbliche Nutzung und eine Gastronomie im Erdgeschoss und in der ersten Etage vorgesehen. „Die Investoren möchten, dass sich die beiden gastronomischen Angebote ergänzen“, betonte Bauamtsleiter Markus Auel. Im dritten und vierten Geschoss sollen mehr als zehn Wohnungen entstehen.
„Die Firsthöhe des Bahnhofs wird unterschritten und damit das größte Problem mit dem Denkmalschutz ausgeräumt“, sagte Esser. Durch die Staffelgeschosse mit Walmdächern seien die beiden Neubauten optisch auch keine Konkurrenz zu dem Bahnhofsgebäude.
Die Erdgeschossbereiche seien zur Bahnhofstraße hin komplett verglast. Esser hat vorgeschlagen, einige Räume im Haus Nord für das Archiv der Gemeinde zu nutzen: „Wir haben große Not. Das Archiv platzt aus allen Nähten.“
Kaller Bahnhofsvorplatz soll attraktiver werden: „Wollen keine Ein-Euro-Läden“
Dr. Guido Huppertz (Grüne) und Emmanuel Kunz (SPD) begrüßten die Planung, wollten darüber aber erst noch einmal in den Fraktionen beraten. „Wir haben die Informationen erst vor einer halben Stunde erhalten“, sagte Kunz.
„Unser Ziel ist es, den Platz zu beleben und die touristische Infrastruktur zu verbessern. Räume für das Archiv sehen wir dort nicht“, unterstrich der SPD-Fraktionsvorsitzende. Über die geplante Anzahl von Wohnungen müsse noch einmal gesprochen werden.
„Wir wollen dort keine Ein-Euro-Läden“, erklärte Frank Poll (AfD). Er könne einen Gastronomen vermitteln, der dringend Räume suche. „Wir sind nicht bereit, von unseren Träumen abzurücken“, meinte auch Dr. Manfred Wolter (FDP).
Die vorgesehenen Nutzungen seien zum Teil anders als die Pläne der Politik. Der Bahnhof liege sehr zentral und sei zu schade für Wohnungen. Wolter regte an, im B-Plan auch eine mögliche Bebauung der Parkplätze vorzusehen, um sich möglichst viele Wege offen zu halten. Investor Beck betonte, dass eine gewisse Zahl von Wohnungen nötig sei, damit sich das Vorhaben auch rechne.
CDU Kall warnt: Investoren nicht vergraulen
„Für mich ist wichtiger, was wir nicht wollen“, meinte Bert Spilles (CDU). Man wolle keine zwei Baulücken am Bahnhof. „Wir waren schon einmal so weit und sind dann untergegangen“, spielte Spilles auf die erste, nicht realisierte Planung an.
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Deswegen, so seine Parteifreundin Petra Mey-Wirtz, dürfe man das neue Projekt nicht zerreden und so die Investoren vergraulen. „Bei so einem zentralen Projekt kann es nicht schaden, wenn man darüber nachdenkt und es optimiert“, hielt Kunz dagegen.
„Wenn die Politik die Änderungen der Gestaltungssatzung und des B-Plans im Sommer beschließt, könnten die Planungen für die beiden Wohn- und Geschäftshäuser weiter vorangetrieben und im Frühjahr 2022 mit dem Bau begonnen werden“, erläuterte Auel.