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Gut NeuwerkEx-FC-Profi und Beachvolleyball-Europameisterin sind Selbstversorger in Urft

Lesezeit 4 Minuten
Sara und Michael Niedrig lächeln in die Kamera.

Sara und Michael Niedrig starten auf Gut Neuwerk ein Leben als Selbstversorger.

Michael und Sara Niedrig waren beim 1. FC Köln und auf dem Beachvolleyballfeld erfolgreich – jetzt bauen sie sich ein Leben in der Eifel auf.

Wer Familie Niedrig besuchen will, muss tief in den Urfter Wald. Dann, wenn man sich zum dritten Mal fragt, ob das Navi sich nicht doch irrt, lichten sich die Bäume und zu sehen ist ein großes, weißes Haus: Gut Neuwerk.

Vor vier Jahren haben sich Michael und Sara Niedrig das Gut zum ersten Mal angesehen. „Wir haben es direkt gefühlt“, sagt Michael Niedrig. Die beiden sind ehemalige Profisportler: Sie Europameisterin im Beachvolleyball und er Profi beim 1. FC Köln. Da arbeitet der 43-Jährige noch heute. Allerdings als Manager.

Michael Niedrig schätzt die Arbeit in der Natur

„Irgendwann ist die Familie größer geworden“, berichtet Michael Niedrig. Sie habe sich für ihre Kinder immer eine Kindheit auf dem Land gewünscht, sagt Sara Niedrig. Und ländlicher geht es kaum: ein eigener Wald, ein See, diverse Wiesen, die Urft, eine Werkstatt, Schafe, Hühner, Katzen und ganz viel Ruhe.

Insgesamt sechs Hektar Fläche umfasst das ganze Gut. Das klingt nicht nur nach Natur-Paradies, sondern auch nach Arbeit. Das sei es auch, geben die beiden zu. „Die Arbeit selber ist total schön und sinnstiftend“, sagt Sara Niedrig. „Das ist eine andere Form von Befriedigung“, beschreibt es ihr Mann. Dennoch fehle bei drei Kindern auch oft die Zeit.

Deshalb bieten die Niedrigs Urlaub gegen Hand an. Teilnehmende bekommen eine Unterkunft und jeden Tag ein warmes Essen kostenlos, dafür verbringen sie den Vormittag mit gemeinsamer Arbeit auf dem Gut. Das sei immer eine so tolle Atmosphäre, wie in einem Trainingslager, schwärmt Sara Niedrig: „Das ist einfach unverhältnismäßig, was du da alles schaffst.“

Ferienwohnungen auf Gut Neuwerk bieten Platz für bis zu zwölf Personen

Die Niedrigs haben nicht nur das Haupthaus renoviert und bezogen, sondern in den Nebengebäuden auch drei Ferienwohnungen eingerichtet. Insgesamt zwölf Personen können hier nächtigen, in der Festscheune ist Platz für größere Veranstaltungen. Ab und an vermieten sie die auch für Hochzeitsfeiern. Allerdings maximal fünfmal im Jahr. „Wir wohnen auch hier“, begründet Michael Niedrig die Entscheidung.

Sara und Michael Niedrig starten auf Gut Neuwerk ein Leben als Selbstversorger. Auf dem Foto hockt er vor einem Schaf, sie hält einen Korb mit frischem Gemüse in den Händen.

Sara und Michael Niedrig starten auf Gut Neuwerk ein Leben als Selbstversorger.

Vermietung, Waldwirtschaft, Bauwirtschaft, Tierwissen – all das mussten sich die Niedrigs aneignen. „Und dann war das Schöne, dass wir mit den ganzen Erfahrungen unseren Lebensentwurf dahingehend verändert haben, Selbstversorger zu werden“, berichtet Michael Niedrig. Zu Beginn sei das gar nicht unbedingt der Plan gewesen. Doch nun arbeiten sie daran, immer autarker zu werden.

Familie Niedrig heizt mit Holz aus dem eigenen Wald

Sie haben die gesamte Heizung auf dem Gut erneuert und heizen mit dem Holz aus dem eigenen Wald. Zudem haben sie einen 2000 Quadratmeter großen Obst- und Gemüsegarten nach Permakultur angelegt. „Der ist uns in der Flut weggeschwommen, den mussten wir komplett neu anlegen“, erzählt Sara Niedrig. Zur Energieerzeugung dient eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und die Niedrigs wollen das alte Wasserwerk wieder in Gang bringen, das auf dem Gut steht.

Inzwischen wohnt die Familie auch nicht mehr alleine auf dem Gut. Sara Niedrigs Eltern sind vom Ammersee an die Urft gewechselt und wohnen im Erdgeschoss des Haupthauses. Ein richtiges Mehrgenerationenhaus.

See auf Gut Neuwerk soll wieder einladender werden

Für die Zukunft haben die Niedrigs auch schon Ideen. Oberhalb vom Haus gebe es einen alten Tennisplatz, berichtet Sara Niedrig: „Die Frage ist noch, was wir damit machen.“ Eventuell bauen sie dort wieder einen Sportplatz. Und dann ist da noch der See. Der sei leider ziemlich verkrautet und voller Algen, so Niedrig.

Sie und ihr Mann wollen ihn wieder einladender machen. Dafür haben sie eine Firma ausfindig gemacht, die die Mikroben in dem See animiert, den Schlamm und die Nährstoffe zu verstoffwechseln. Das Prozedere dauere zwei bis drei Jahre, berichtet Sara Niedrig.

Für sie geht das in Ordnung. Auf dem gesamten Gut gehe es ihnen darum, langfristige und nachhaltige Lösungen zu schaffen und keine kurzfristigen, kosmetischen.


Sara und Michael Niedrig haben ein Buch geschrieben

Über ihren Weg von der Stadt aufs Land zu ziehen und Selbstversorger zu werden haben die Niedrigs ein Buch geschrieben. Der Verlag sei auf sie zugekommen, berichtet Sara Niedrig. Zuerst hätten sie nicht gewusst, ob sie das überhaupt könnten: Ein Buch schreiben.

Doch der Schreibprozess sei eine schöne Art gewesen, alles, was in den vergangenen Jahren passiert sei, zu ordnen. Das Buch heißt: „Auf gut Glück“ und ist im Handel für 18 Euro erhältlich. ISBN: 978­3­426­28626­5