Kall-Urft – Anwohner der Urfttalstraße in Urft, deren Häuser und Grundstücke nach der Flut im Juli 2021 meist noch nicht wieder komplett saniert sind, sind sauer wegen der Situation am Gillesbach. In dem rundherum mit Steinen und Beton befestigten Bachbett und im einem unterirdischen Verbindungskanal zur Urft haben sich Geröll und Schotter abgelagert. Das führt dazu, dass weniger Wasser abfließen kann. Deshalb befürchten die Betroffenen, dass der Bach schon bei nicht so extremen Regenfällen wieder ansteigen und in ihre Häuser laufen könnte.
„Das Problem wurde der Gemeinde schon im Sommer mitgeteilt und mehrfach auf die Dringlichkeit hingewiesen. Geschehen ist bislang aber nichts“, erklärt Bernd Zimmermann, der in der nicht weit entfernten Urfter Mühle lebt. Bürgermeister Hermann-Josef Esser will die Kritik so nicht stehen lassen: „Es gab zahlreiche Ortstermine mit Fachfirmen. Wegen der komplexen Situation vor Ort mit dem langen Tunnel war es nicht leicht, jemanden zu finden, der den Auftrag übernehmen will.“ Nun habe man aber ein Unternehmen an der Hand.
Der Gillesbach sei nach Angaben von Zimmermann früher regelmäßig über die Ufer getreten und habe in den Häusern an der Urfttalstraße Schäden angerichtet. „Das Problem wurde nach meiner Erinnerung in den 1980er-Jahren durch eine Vergrößerung des Bachbettquerschnittes und die Einhausung des Baches auf den letzten rund 80 Metern in ein Kastenprofil behoben“, berichtet der Urfter. Seit der Flut im Juli seien das Kastenprofil und der Tunnel aber teilweise mit Geröll und Schotter gefüllt. Deshalb könne schon bei stärkeren Regenfällen, wie sie zwei- bis dreimal pro Jahr vorkämen, das Wasser nicht mehr in die Urft abgeleitet werden. „Stattdessen besteht die Gefahr, dass die frisch renovierten Häuser wieder überflutet werden“, warnt Zimmermann.
In dem Tunnel zweige zudem eine Rohrleitung ab, die den Mühlbach mit Wasser versorge. Dieses Rohr sei durch die geröllbedingten neuen Strömungsverhältnisse mittlerweile auch zur Hälfte mit Schotter gefüllt und werde bald ganz verstopft sein. „Dieses Problem wäre durch rechtzeitiges Handeln gar nicht aufgetreten, denn unmittelbar nach der Flut war das Rohr noch frei“, sagt der Urfter. Er habe den betreffenden Bereich auch schon mehrfach selbst gesäubert. Obwohl man die Gemeinde in den vergangenen Monaten mehrfach auf die Gefahr hingewiesen habe, sei bislang nichts geschehen. „Es gab etliche Beschwerden von Anwohnern. Eine Frau hat sogar mit einer Klage gedroht“, erzählt Zimmermann. Vergangene Woche habe es dann endlich einen Ortstermin mit dem Bürgermeister und Eduard Zubiks von der Gemeindeverwaltung gegeben. „Dabei wurde uns zugesagt, dass der Bachlauf und der unterirdische Kanal nun gesäubert werden“, berichtet der Rentner. Um Geröll und Schotter schon vor dem Tunnel aufzufangen, seien im Bachbett in einiger Entfernung zum Kanaleinlauf zwei tiefe Becken angelegt worden. „Zumindest die sind schon gesäubert worden“, so Zimmermann.
„Nicht nur die Becken, auch der Bachlauf war nach der Flut bereits gereinigt worden“, betont der Bürgermeister. Danach hätten sich dort aber wieder Geröll und Schotter abgelagert. Die rund 90 Meter lange unterirdische Verbindung unter der Bundesstraße und dem Bahndamm hindurch zur Urft sei ohnehin problematisch: „Da müssen wir überlegen, ob es langfristig keine andere Lösung gibt, denn aus Gründen des Arbeitsschutzes kann man dort nicht einfach einen Mitarbeiter zum Säubern reinschicken.“ Einige Firmen hätten nach einer Ortsbesichtigung abgewunken.
Kleines Wehr
In dem Verbindungskanal gebe es zudem ein kleines Wehr, mit dem das Wasser in den Mühlengraben abgeleitet werde. Dort hätten sich Geröll und Sedimente abgelagert. „Wir haben jetzt eine Firma gefunden, die den Auftrag übernehmen will“, sagt Esser. Voraussichtlich werde ein Saugbagger eingesetzt. Dafür müsse der ganze Bereich aber trockengelegt werden. „Das Technische Hilfswerk hat jetzt zugesagt, während der Arbeiten das Wasser des Gillesbachs mit starken Pumpen und großen Schläuchen direkt in die Urft zu leiten“, erklärte Esser. Dadurch werde es aber für einige Tage zu Beeinträchtigungen kommen: „Mehrere Anwohner werden ihre Grundstücke in der Zeit nicht mit den Autos anfahren können.“ Ein Termin für die Durchführung der Arbeiten müsse noch mit der Firma, dem Landesbetrieb Straßen NRW und dem THW abgestimmt werden.
„Obwohl bekannt ist, dass die zuständigen Mitarbeiter der Verwaltung an ihrer Belastungsgrenze arbeiten, waren die Gemüter der Betroffenen im Ort nach monatelangem Warten erhitzt“, erklärte Ortsvorsteher Fabian Nowald. Es habe viele Beschwerden von Anwohnern gegeben. „Deshalb bin ich zufrieden, dass nach unzähligen Telefonaten und Gesprächen Bewegung in die Sache gekommen ist. Am Anfang des Wiederaufbaus sollte der Hochwasserschutz stehen“, so Nowald.