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Tödlich verunglücktFußballer aus Golbach und Roitzheim kickten für den Kameraden mit der 72

Lesezeit 4 Minuten
Die beiden Mannschaften haben sich nebeneinander auf dem Spielfeld aufgestellt und halten zwei Banner hoch. Auf dem einen steht zu lesen: 72 immer bei uns". Auf dem anderen: Ruhr in Frieden Hashtag 72.

Vor dem Benefizspiel entrollten die beiden befreundeten Mannschaften Banner, mit denen sie an den tödlich verunglückten Spieler erinnerten.

Der SSV Golbach und der SC Roitzheim bestritten ein Benefizspiel für die Familie des 20-jährigen Luke Heinisch, der am 3. Juni bei einem Unfall ums Leben gekommen war.

Zusammenhalt und Solidarität bewiesen am Samstagnachmittag mehrere Hundert Eifeler, die bei einem Benefizspiel zusammenkamen, das auf dem Sportplatz in Golbach stattfand. Der Anlass dafür war so aktuell wie traurig. Am 3. Juni ist bei einem Unfall bei Keldenich der 20-jährige Luke Heinisch ums Leben gekommen. Um seiner zu gedenken und Spenden für die Familie zu sammeln, war das Spiel gegen den SC Roitzheim von seinen Mannschaftskameraden des SSV Golbach organisiert worden.

Wie groß die Erschütterung über den Tod des Teamkameraden ist, war den Beteiligten deutlich anzumerken. Ein kaum zu übersehendes Symbol bildete dabei die Zahl 72, die Rückennummer, mit der Heinisch in der ersten Mannschaft des SSV Golbach immer aufgelaufen ist. So hatten seine Freunde vom Golbacher Junggesellenverein „Jollepicher Männ“, dem SSV Golbach und dem zu Karneval aktiven Männerballett „Golbacher Schwalben“ ein Shirt gestaltet, auf dem die Rückennummer groß zu sehen war. Auch traten die Spieler der Golbacher alle mit der 72 auf dem Trikot an, während auf der Vorderseite ein Foto von Luke Heinisch zu sehen war.

„Roitzheim und Golbach – für immer eine Bande“

Dass das Spiel gegen den SC Roitzheim stattfand, war nicht weiter erstaunlich. Denn seit einiger Zeit pflegen die Golbacher und die Roitzheimer eine enge Vereinsfreundschaft. „Entstanden ist die, als wir 2022 beim Peters-Cup in Golbach teilgenommen haben“, erzählte Marcel Krings, sportlicher Leiter und Geschäftsführer beim SC Roitzheim. Seitdem unterstützten sich die Vereine gegenseitig.

Besonders intensiv sei das geworden, als es für den SC Roitzheim um den Aufstieg in die Kreisliga A ging. Es wurden sogar gemeinsame T-Shirts und Banner erstellt – und Aufkleber mit der Aufschrift: „Roitzheim und Golbach – für immer eine Bande“.

Die Spieler bilden eine Reihe vor dem Publikum. Alle Spieler aus Golbach tragen schwarze Trikots mit der Rückennummer 72.

Die Golbacher Spieler liefen allesamt mit der Rückennummer 72 auf, die Luke Heinisch getragen hat.

„Luke war in der gemeinsamen Whatsapp-Gruppe immer vorn mit dabei“, erinnert sich Krings. So hätten die Roitzheimer sofort zugesagt, als die Idee geboren wurde, ein Benefizspiel zu veranstalten. „Wir wollen gemeinsam Abschied nehmen und Lukes Familie zeigen, wie wichtig er für uns war“, sagte Nils Nussbaum, Trainer der dritten Mannschaft des SC Roitzheim. Ein Gedenkspiel, dessen Einnahmen komplett der Familie Heinisch zugutekommen, sei da naheliegend gewesen. Spieler der ersten und der dritten Mannschaft der Roitzheimer liefen dafür auf.

„Lukes Familie soll sich um das Finanzielle keine Sorgen machen müssen“, erklärte Max Hofmann, Trainer der Golbacher. Gleichzeitig solle das Spiel auch den Zusammenhalt der Fußballmannschaften im Kreis Euskirchen zeigen – eben so wie zwischen Golbach und Roitzheim.

Auch Nussbaum hat den 20-Jährigen nur positiv in Erinnerung. „Luke hat die Freundschaft zwischen unseren Mannschaften maßgeblich vorangetrieben. Als wir vom Unfall erfuhren, waren wir alle sprachlos und schockiert.“ Luke habe immer ein Lächeln auf den Lippen gehabt, beschrieb ihn Krings. „Ich habe ihn nie traurig erlebt, er hatte immer einen coolen Spruch“, sagte er. Er habe alle in seinen Bann gezogen.

Luke hat die Freundschaft zwischen unseren Mannschaften maßgeblich vorangetrieben. Als wir vom Unfall erfuhren, waren wir alle sprachlos und schockiert.
Max Hofmann, Trainer des SSV Golbach

So erinnerte sich auch Hofmann an Heinisch. „Luke war immer lebensfroh, mit dem konnte man keinen Krach kriegen“, sagte er. Als Spieler sei er athletisch und trickreich gewesen, nur beim Torabschluss sei er nicht ganz so gut gewesen, gab er der Wahrheit die Ehre.

Ähnlich beeindruckt war auch Ralph Drehsen, Vorsitzender des SSV Golbach, von dem jungen Spieler. „Er war ein Phänomen, alle mochten ihn“, sagte er. Schon mit jungen Jahren habe er viel Teamspirit gezeigt. Mit seiner menschlichen Wärme und Lebensfreude habe er jeden in den Bann gezogen. In seiner Begrüßungsansprache erinnerte Drehsen darüber hinaus an den anderen Unfallbeteiligten, einen 60-jährigen Kaller, der immer noch im Krankenhaus sei. Er wünschte ihm eine vollständige Genesung und schnelle Rückkehr in das normale Leben.

Vor dem Spiel stellten sich die Mannschaften zu einer Gedenkminute für ihren Kameraden auf. Dann entrollten sie zwei Banner, mit denen sie an ihren Freund erinnerten. „Das ist gelebte Solidarität“, freute sich Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser über den guten Besuch bei dem Benefizspiel. Er war ebenfalls gekommen, um seine Anteilnahme zu zeigen. Es sei ein unvergesslicher Nachmittag, mit dem auch gezeigt werde, dass Luke nicht vergessen werde.

Dass der SSV Golbach das Spiel gegen die gemischte Roitzheimer Mannschaft mit einem hohen 12:3-Sieg beendete, war dabei allerhöchstens eine Randnotiz. Viel wichtiger war die 72. Minute, in der die Partie unterbrochen wurde. Mit einer neuerlichen Gedenkminute wurde an Luke erinnert. Dazu stiegen Luftballons in den Himmel.