Bessere Luft für GrundschülerGemeinde Kall will 300 000 Euro investieren
Kall – „Die Verzögerung hat mich geärgert“, sagte Karl Vermöhlen (SPD). Schon im März hatten die Kaller Genossen beantragt, die Anschaffung mobiler Luftreinigungsgeräte für die gemeindlichen Schulen zu prüfen. Doch es hat bis zum Jahresende gedauert, bis der Ausschuss für Schule, Soziales und Generationen die Anschaffung entsprechender Geräte beschlossen hat. Nach Angaben von Bürgermeister Hermann-Josef Esser sollen bis zu 60 Filteranlagen gekauft werden. Geschätzte Kosten für die Gemeinde: rund 300 000 Euro.
Testgeräte überlebten die Flut nicht
Neben der SPD hatten im März auch die beiden Grundschulen in Kall und Sistig grundsätzliches Interesse an mobilen Luftreinigungsgeräten bekundet. Die Verwaltung hatte sich aber mit Verweis auf die lauten Nebengeräusche und mangelnde Fördermöglichkeiten gegen einen Kauf ausgesprochen. Geld vom Staat gibt es nur, wenn eine Belüftung der Räume durch Öffnen der Fenster nicht möglich ist. Der Schulausschuss hatte daraufhin entschieden, dass die Verwaltung prüfen solle, ob und in welchem Umfang mobile Luftreinigungsgeräte in den gemeindlichen Schulen und Kindergärten zum Einsatz kommen könnten. „Wir hatten deshalb zwei Testgeräte angeschafft, die aber leider bei der Flut abgesoffen sind“, so Esser.
In einem ersten Schritt hat die Verwaltung nun den Bedarf in den Grundschulen und den Kindergärten ermittelt. Wenn ein Gerät pro Klassenraum und ein bis zwei pro Turnhalle zum Einsatz kämen, so die Rechnung, müssten pro Schule bis zu 25 Luftreiniger angeschafft werden. Die Grundschule Kall, so schlug die Verwaltung vor, solle aber erst ausgestattet werden, wenn der Betrieb wieder im Schulgebäude stattfinde, weil die Raumsituation in den Containern zu beengt sei. Schulleiterin Marianne Rütt konnte das nicht nachvollziehen: „Wenn, dann brauchen wir die Filter gerade jetzt in den Containern mit ihren niedrigen Decken. Warum wir warten sollen, bis wir wieder in den größeren Klassenräumen sind, erschließt sich mir nicht.“ Der Argumentation schloss sich der Schulausschuss an.
Die meisten Kindergartenleitungen haben sich nach Angaben der Gemeinde gegen mobile Luftreinigungsgeräte ausgesprochen. Nur in Turnhallen oder größeren Mehrzweckräumen werde ihr Einsatz als sinnvoll angesehen. Dafür müssten weitere neun Filteranlagen angeschafft werden. Die Kosten für ein hochwertiges Gerät werden auf 3000 bis 4000 Euro geschätzt.
Fenster müssen trotzdem regelmäßig geöffnet werden
Über die Beschaffung hinausgehend muss aber auch sichergestellt werden, dass die Geräte korrekt aufgestellt und angewendet werden. „Wir müssen außerdem noch klären, wer die Geräte wartet. Die Filter müssen täglich ausgetauscht werden“, führte Esser aus. Die Effektivität von mobilen Luftreinigungsgeräten ist nach Angaben der Verwaltung bei Experten nach wie vor umstritten. Konsens sei, dass trotz des Einsatzes der Filter die Räume regelmäßig gelüftet werden müssten. Der Schulausschuss entschied, dass zügig Testgeräte beschafft und Angebote eingeholt werden. Die Auftragsvergabe soll dann im Rahmen einer Dringlichkeitsentscheidung erfolgen.
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„Wir werden die Anschaffung der Filteranlagen nun zeitnah in Angriff nehmen“, sagte der Bürgermeister. Dafür könnten auch noch Restmittel aus dem laufenden Haushaltsjahr verwendet werden. Die Geräte sollten fahrbar und nicht zu groß sein, damit sie auch in den Containern in Kall eingesetzt werden könnten. Haushaltstechnisch sei das Vorhaben eine Herausforderung.
„Wir hätten das Vorhaben schon früher auf den Weg bringen können. Dann hätten wir die Dinger diesen Winter schon in den Schulen gehabt“, meinte Vermöhlen. Der SPD-Politiker war aber froh, dass nun auch die anderen Fraktionen das Projekt unterstützen und mit dem Kauf nicht länger warten wollen. „Es geht ja nicht nur um Coronaviren, sondern auch um andere Erkältungskrankheiten, die von Aerosolen übertragen werden“, so Vermöhlen. Es handele sich um ein permanentes Problem. „Wir müssen sehen, dass die Einrichtungen geöffnet bleiben.“ Die Argumentation der Kindergartenleitungen könne er nicht nachvollziehen.