Nach der FlutBuchhandlung und Lotto-Shop an Kaller Bahnhofstraße öffnen wieder
Kall – Hans-Dieter Pütz aus Kall ist erleichtert. Vor einigen Tagen konnte der 68-jährige Kaller seinen bei der Flut zerstörten Schreibwarenladen mit Lotto-Annahmestelle in der Bahnhofstraße 7 in Kall wieder eröffnen. „Wir sind froh, dass wir jetzt wieder so weit sind“, sagt Pütz. Bis er wieder Kunden in seinem kleinen Friseursalon empfangen kann, wird es aber noch etwa zwei Monate dauern. „Die Räume müssen noch saniert werden. Insgesamt sind wir aber noch mal mit einem blauen Auge davongekommen“, meint der Friseurmeister.
Pütz war von der Flutkatastrophe in mehrfacher Hinsicht betroffen, denn das Wasser war nicht nur in seine beiden Läden, sondern auch in seinen Lotto-Shop im nicht weit entfernten Rewe-Center gelaufen. Darüber hinaus musste sich Pütz als Vermieter auch um die Geschäftsräume der Buchhandlung Pavlik gleich neben seinen Läden kümmern.
„Im Rewe hat das Wasser zum Glück nur etwa 25 Zentimeter hoch gestanden. Deshalb konnten wir große Teile der Einrichtung weiter nutzten“, erzählt der Kaller. Anders sah es in seinem Wohn- und Geschäftshaus an der Bahnhofstraße aus, wo das Wasser im rund 200 Quadratmeter großen Erdgeschoss bis auf eine Höhe von rund 1,80 Meter gestiegen war. Dort musste das Inventar komplett entsorgt werden. Eine Versicherung gegen Elementarschäden hatte der 68-Jährige nicht abgeschlossen.
200.000 Euro Schaden durch das Hochwasser in Kall
Die Höhe der Schäden schätzt der Friseurmeister grob auf gut 200.000 Euro. „So viel Geld hatte ich nicht auf der hohen Kante. Wenn ich die Arbeiter alle hätte bezahlen müssen, wäre Feierabend gewesen“, sagt der Kaller, der in den Obergeschossen des Hauses mit seiner fast 90 Jahre alten Mutter Gertrud lebt.
Anstatt lange zu lamentieren, begann Pütz schon am nächsten Tag mit Verwandten, Freunden, Bekannten und Helfern, die er vorher gar nicht gekannt hatte, mit den Aufräumarbeiten. „Zuerst habe ich mit Kirsten und Thomas Pavlik darüber gesprochen, dass ihre Buchhandlung als Erstes wieder hergerichtet werden sollte“, berichtet der Geschäftsmann. Der Plan wurde auch umgesetzt, schon am 20. November konnten die Pavliks ihren Laden wieder öffnen. „Wir waren sehr froh, dass das alles so hingehauen hat und wir das für den Buchhandel extrem wichtige Weihnachtsgeschäft noch mitnehmen konnten“, ergänzt Thomas Pavlik. In der Weihnachtszeit würden nämlich zusätzlich zu den Büchern auch noch Saisonartikel wie Kalender verkauft.
Seit 60 Jahren in Kall
„Zum Glück sind wir seit mehr als 60 Jahren in Kall und kennen Gott und alle Welt“, sagt Pütz. Dank der guten Kontakte hätten er und seine Helfer die Abrissarbeiten in Eigenregie durchführen können: „Ein halbes Jahr lang sind wir jeden Tag außer sonntags im Einsatz gewesen.“ Die Sanierung der Räume ist aber nicht zum Nulltarif zu haben, zumal auch eine neue Heizung eingebaut werden musste. In Kürze wird er seinen Wiederaufbauplan einreichen und dann gespannt abwarten, wie viel Geld er bekommt.
Die neue Ladentheke habe Westlotto zur Verfügung gestellt. „Die fast neuen Regale haben wir bei einem Geschäftsmann in Münster, der seinen Laden verkleinert hat, gekauft und abgeholt“, erzählt der 68-Jährige. Wichtig sei gewesen, dass die Lotto-Annahmestelle im Rewe in der Zeit noch für Umsätze gesorgt habe: „So hatten wir zumindest noch einige Einkünfte.“ Nun ist Pütz froh, dass er seine sieben Mitarbeiterinnen wieder beschäftigen kann. „Wir wollen das Sortiment im Bereich Schul- und Bürobedarf noch erweitern, denn von Simmerath bis Euskirchen gibt es kein Fachgeschäft für Bürobedarf “, sagt der Kaller. Darüber hinaus sei auch eine Internetseite in Vorbereitung, damit Schulbedarf und Schreibwaren künftig auch online bestellt werden könnten.
„Viele Kunden haben sich gefreut und gesagt, es sei toll, dass wir wieder da seien“, berichtet Thomas Pavlik über seine Erfahrungen knapp zwei Monate nach der Wiedereröffnung. Einige hätten sogar Blumen und kleine Geschenke vorbeigebracht. „Das war schon sehr rührend. Aktuell haben wir auch einige Kunden aus Schleiden und Gemünd, wo ja ebenfalls viele Geschäfte zerstört wurden“, erzählt der Buchhändler. Dank der Arbeit zahlreicher Helfer, privater Spenden sowie der Unterstützung von Verlagen und anderen Buchhändlern sei man relativ schnell wieder auf die Beine gekommen. „Wir sind jetzt jeden Tag froh, dass wir wieder im Geschäft stehen können.“
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Die Nachfrage nach Büchern sei nach wie vor erfreulich. „Es gibt immer noch eine große Minderheit, die gerne liest, und wir haben viele Stammkunden“, sagt Pavlik und lächelt. Außerdem habe er den Eindruck, dass das Bewusstsein, dass man den örtlichen Handel unterstützen sollte, durch die Flut noch einmal gewachsen sei.