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Drei Umzüge in einem JahrGrundschule Kall unterrichtet seit der Flut in Containern

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Auf dem Parkplatz der Schule wurden die 84 Container aufgestellt, in denen die Kinder und Lehrer untergebracht sind.

Kall – Die Kinder und Lehrer der Kaller Grundschule haben sich mittlerweile zu Umzugsprofis entwickelt. Dreimal stand seit Ende 2020 ein Wechsel des Domizils an, und zumindest ein weiterer wird noch folgen. Zurzeit ist die komplette Schule wegen der Flut provisorisch in mobilen Raumelementen untergebracht. „Die Verhältnisse sind zwar etwas beengt, aber wir sind insgesamt sehr zufrieden. Die Bedingungen sind besser als befürchtet“, sagt Schulleiterin Marianne Rütt.

„Wir sind jetzt dreimal in den Ferien umgezogen. In den gerade zu Ende gegangenen Weihnachtsferien hatten wir zum ersten Mal wieder Zeit, uns zu erholen“, erklärt Rütt. In den Weihnachtsferien 2020/2021 war die Grundschule von ihrem alten Standort in die ehemalige Hauptschule umgezogen. Die war zuvor mit großem Aufwand für rund fünf Millionen Euro umgebaut worden. „Wegen des Distanz- und Wechselunterrichts aufgrund der Corona-Pandemie waren die Schüler aber nur einen Monat zusammen in dem neuen Gebäude“, erzählt Rütt.

Flut zerstörte Teile der Grundschule in Kall

Dann kam die Flut – Schlamm und Wasser liefen in den Keller und ins Erdgeschoss. Heizung, Brandmeldeanlage und die weitere Technik wurden zerstört. Küche und Mensa sind ebenfalls betroffen und können nicht genutzt werden. Um den Unterricht aufrecht erhalten zu können, musste die Schule kurzfristig in den Sommerferien in das Obergeschoss des Gebäudes umziehen. „Doch wegen der Lärmbelästigung durch die Sanierungsarbeiten und der Schimmelbelastung musste eine andere Lösung gefunden werden“, berichtet Rütt.

Schüler, Lehrer und Erzieher

Die Grundschule Kall ist seit diesem Schuljahr vierzügig und wird von rund 270 Kindern besucht. Sie werden von 17 Lehrkräften und einer Referendarin sowie von drei Sonder- und zwei Sozialpädagogen unterrichtet und betreut. Die offene Ganztagsschule wird von etwa 130 Kindern besucht. Um sie kümmern sich insgesamt acht Erzieherinnen.

So stand dann in den Herbstferien wieder ein Umzug auf dem Programm. Der Gemeindeverwaltung war es gelungen, 80 Containereinheiten anzumieten, die vorher in München im Einsatz waren. „Da passten zwar die 13 Klassen unserer Schule rein, aber wir hatten keine Mensa und nur einen winzigen Raum für die komplette Verwaltung“, beschreibt Rütt die Bedingungen. Einige Räume seien auch sehr klein gewesen. Eltern hätten nachgefragt, wie denn ohne Mensa die Mittagsverpflegung organisiert werde.

Die Verwaltung mit (v.l.) Marianne Rütt, Ursula Möres und Rütts Stellvertreterin Claudia Zens ist in einem Raum untergebracht.

Zum Glück seien noch rechtzeitig vier Container freigeworden, die zuvor an der Grundschule in Sistig gestanden hatten und dort nach dem Abschluss der Sanierungsarbeiten nicht mehr benötigt wurden: „Die haben wir uns dann schnell gekrallt. Die Elemente wurden in der letzten Ferienwoche aufgestellt.“ Dort wurden zwei Klassen und, verteilt auf zwei Räume, auch die Mensa untergebracht. „Wir müssen für 130 Kinder Essen bereitstellen. Zum Glück haben wir mit der Marienborn gGmbH aus Zülpich einen Caterer gefunden, der uns mit frischem Essen versorgen kann“, sagt die Leiterin der offenen Ganztagsschule (OGS), Ursula Möres.

Man habe keine eingeschweißten Essen verteilen wollen. „Jetzt haben wir wieder eine Ausgabe, wie die Kinder sie kennen“, so Möres. Dann musste aber noch das Spülproblem gelöst werden. „Wir sind auf die Idee gekommen, die Spülstraße in einem nicht mehr genutzten Raum im Verbindungsbau zur Sporthalle aufzubauen. Der Bauhof hat für die nötigen Anschlüsse gesorgt“, erzählt die Leiterin der OGS.

Digitale Tafeln können auch in Containern genutzt werden

Vormittags werden die Mensaräume für die sonderpädagogische Arbeit genutzt. „Wir sind eine Schule für gemeinsames Lernen und haben Kinder mit sonderpädagogischem Bedarf“, betont Rütt. Dafür benötige man auch Räume. Dank der vier zusätzlichen Container konnten zudem drei kleine Differenzierungsräume und ein kleines Mitarbeiterzimmer eingerichtet werden. „Für ein Lehrerzimmer fehlt aber der Platz“, so Rütt. Froh sei man, dass in den neuen Räumen die digitalen Tafeln genutzt werden können: „An die hatten wir uns gerade gewöhnt.“

Die Schüler und Lehrer haben sich mittlerweile in den mobilen Raumelementen eingelebt.

Für die Betreuung der rund 130 Kinder, die die OGS besuchen, gibt es aber keine eigenen Räume. „Deshalb findet jetzt wieder alles in den Klassen statt. Das ist alles andere als optimal, aber wir wissen uns zu helfen“, sagt Möres. Die einzige Ausweichmöglichkeit sei die Sporthalle, die von der Flut verschont geblieben war. Da der Außenspielbereich am anderen Ende der Schule liegt, musste eine neue Zuwegung angelegt werden, damit die Kinder gefahrlos dorthin kommen können. Zum Glück, so Rütt, könne bislang auch der Pausenhof genutzt werden. „Geplant ist, dass wir 12 bis 14 Monate in den Containern bleiben sollen“, führt Rütt aus.

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Weil die Räume in den Containern niedriger sind, hatte sie die Anschaffung von Luftfilteranlagen befürwortet, um mehr Schutz vor Corona zu haben. Die sollen jetzt auch gekauft werden. Ansonsten sorge die Pandemie weiter für Mehrarbeit. „Die neue Regelung, dass Pooltests und Einzeltests der Schüler parallel abgegeben werden, ist ein Fortschritt. Aber die ersten Tage haben gezeigt, dass die Labore mit den Auswertungen nicht nachkommen“, sagt Rütt. Sie bekomme beispielsweise immer wieder Ergebnisse von anderen Schulen auf ihr Handy geschickt.