Das Hermann-Josef-Kolleg in Steinfeld blickt auf eine 100-jährige Geschichte zurück – und stolz in die Zukunft.
100 Jahre altDarum ist die Geschichte des Hermann-Josef-Kollegs Steinfeld so besonders

Die Turnhalle in Steinfeld wurde 1957 errichtet.
Copyright: Wolfgang Kirfel
Es waren 21 Schüler einer Schule der Salvatorianer, die am 10. April 1924 mit ihrem Präfekten nach Steinfeld kamen, um die laut Chronik heruntergekommenen Räume des Klosters für den Lehrbetrieb vorzubereiten. Gut eineinhalb Monate später ging die Einrichtung mit rund 80 „Spätberufenen“ an den Start.
Die Salvatorianer hatten 1920 ein ehemaliges Offiziers- und Soldatenheim in Sennelager bei Paderborn gekauft. Dort sollte der Ordensnachwuchs für den norddeutschen Raum ausgebildet werden. Die Schüler sind junge Männer, die schon eine Berufsausbildung absolviert haben, sich dann aber entschieden hatten, Ordenspriester zu werden. „Die Gebäude waren aber schon nach einigen Jahren zu klein“, erzählt Pater Lambertus Schildt von den Salvatorianern in Steinfeld.
Steinfeld: Preußische Erziehungsanstalt musste wegen Geldnot schließen
In Steinfeld muss 1923 die königlich preußische Erziehungsanstalt aus finanziellen Gründen schließen. Der preußische Staat bietet den Klosterkomplex dem Erzbistum Köln an, das aber keine Verwendung dafür hat. Auf Vermittlung von Kardinal Karl Josef Schulte, Erzbischof von Köln, pachten schließlich die Salvatorianer die Anlage, um dort ihre Schule weiterzuführen.
Im Jahr 1927 wird die erste fünfte Klasse für Kinder eingerichtet. Sie werden bis zur zehnten Klasse unterrichtet. Die Oberstufe wird am Auslandsgymnasium in Lochau/Bregenz oder einem anderen Gymnasium absolviert. 1931 erreichte die Schule mit rund 180 Schülern einen vorläufigen Höchststand. „Die Ausbildung war für kirchliche Zwecke gedacht. Die Lehrer waren in der Regel Patres“, sagt Pater Lambertus. Sieben Jahre später, in der NS-Diktatur, sind es nicht einmal mehr 100. Ostern 1940 wird die Einrichtung schließlich ganz geschlossen.

Bundespräsident Theodor Heuss (l.) besuchte in den 50er-Jahren mehrfach die Schule in Steinfeld.
Copyright: Wolfgang Kirfel

Das Hermann-Josef-Kolleg in Steinfeld feiert in diesem Jahr mit einem zweitägigen Fest sein 100-jähriges Bestehen.
Copyright: Wolfgang Kirfel
Schon am 15. September 1945 startet der Unterricht wieder mit zunächst nur zehn Schülern. Viel Platz gibt es nicht, denn in dem Kloster sind zu der Zeit auch das Landratsamt Schleiden und das Waisenhaus Köln-Sülz untergebracht.
In den 50er-Jahren besucht Bundespräsident Theodor Heuss dreimal die Schule. Die Schülerzahl steigt auf deutlich über 200 an. Im September 1957 erhält die Schule die Genehmigung zum Aufbau einer gymnasialen Oberstufe. Eine Turnhalle wird gebaut und der Grundstein für den Schulneubau gelegt.
Ab den 1960er-Jahren stiegen in Steinfeld die Schülerzahlen
„Ein wichtiges Ereignis ist dann die Überreichung der ersten Abiturzeugnisse am 11. März 1961“, so Pater Lambertus: „In den 60er- und 70er-Jahren wurde immer wieder an- und neugebaut, weil die Schülerzahlen nach oben gingen. Mit einer Sondergenehmigung des Schulkollegiums dürfen 1971 die ersten fünf Mädchen am Unterricht teilnehmen. Von den 345 Schülern wohnten damals 259 im mittlerweile längst geschlossenen Internat. In den 80er und 90er Jahren lag die Zahl der Schüler knapp unter oder über 700.
„Aktuell haben wir auch knapp 700 Schüler und 53 Lehrkräfte“, sagt Schulleiter Thomas Frauenkron. Die größte Herausforderung an die Schulen seien die hohen Ansprüche, die die Gesellschaft an sie stelle: „Früher ging es darum, Wissen in verschiedenen Fächern zu vermitteln. Heute wird viel, viel mehr erwartet.“
Unterhaltung der Gebäude ist eine Herausforderung
Das Spektrum der Themen, die hinzugekommen seinen, reiche von Digitalisierung und Medienkompetenz über Schulsozialarbeit und Berufsvorbereitungskursen bis hin zu Alkohol- und Drogenprävention. „Die Aufgaben steigen ins Unermessliche bei gleicher Personalstärke.“
„Eine Herausforderung ist auch die Unterhaltung der Gebäude, die weitgehend Sache des Trägers ist“, betonte Pater Lambertus. „Die Eltern erwarten, dass alles in Schuss ist, und die Schulen in der Nachbarschaft investieren auch. Wir sind aber eine kleine Ordensgemeinschaft, die diese Schule unterhält.“ Einige Maßnahmen, wie etwa der Bau des rund 250.000 Euro teuren neuen Sportplatzes, hätten deshalb der Schulträger, der Förderverein und die Eltern gemeinsam finanziert, ergänzt Frauenkron.