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Spende nach FlutkatastropheKall erhält erste Feuerwehr-Harley der Welt

Lesezeit 5 Minuten

Ein Traum in Feuerwehrrot: die Kaller Feuerwehr kann sich über ihr neues Motorrad freuen.

Kall – Bürgermeister Hermann-Josef Esser konnte seine Begeisterung kaum bremsen: „Meine Herren, was ist das für ein geiles Gerät!“ Was ihn derart in Ekstase versetzte, ist eine feuerrote, 152 PS starke Harley Davidson Pan America, die nun zum Fuhrpark des Löschzugs Kall gehört. Es ist eine Weltneuheit: Dieses Motorrad ist eigens für die Feuerwehr gebaut worden.

Harley Davidson kostet 35.000 Euro

Was den Bürgermeister noch mehr erfreut, ist die Tatsache, dass die Gemeinde für die fast 35000 Euro teure Maschine keinen Cent ausgeben muss. Es ist eine Spende der Harley Davidson Germany GmbH, der deutschen Vertretung des legendären Motorradbauers aus Milwaukee.

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Schnell und geländegängig: Das Pan-America-Feuerwehrkrad ist mit allen Schikanen ausgerüstet.

„Für uns bei Harley Davidson Germany ist es ein ganz besonderer Moment“, so Nils Buntrock, Marketing-Manager der deutschen Vertretung, als er das Krad im Beisein von Esser und dem stellvertretenden Gemeindewehrleiter Andreas Lang an Löschzugführer Daniel Rütz und Gemeindebrandinspektor Frank Dreßen übergab. „Auch wenn ihr es mir nicht glaubt, ihr seht hier eine Weltneuheit, eine Einzigartigkeit sogar“, so Buntrock – eine Feuerwehr-Pan-America hat es bis dahin nicht gegeben.

Kaller Feuerwehr freut sich über einzigartige Spende

Den Impuls zu der einzigartigen Spende hatte das Motorradmagazin „Ride“ ausgelöst, dessen Redaktionsleiter Markus Biebricher und Ehefrau Claudia Werel in Glehn wohnen. Die beiden hatten in einer Ausgabe nach der Flut von der Zerstörung des Kaller Einsatzkrads berichtet – und mit Feuerwehrmann und Motorradfan Dreßen einen Spendenaufruf gestartet.

Der Aufruf blieb den Verantwortlichen bei Harley Davidson Germany nicht verborgen. „Wir wollten nicht nur Geld und Worte spenden“, so Buntrock. Man habe also den Kontakt zu Dreßen gesucht, um die Anforderungen der Feuerwehr zu erkunden.

Motorräder im Feuerwehr-Einsatz

Lehre aus der Flut

Eine Lehre aus der Flut ist für Harald Heinen, der zugleich Feuerwehrchef in Kall und stellvertretender Kreisbrandmeister ist: „Zurück zu den Basics – gerade beim Ausfall der Kommunikation.“ Mithilfe von Kradmeldern sei es dann möglich, Bereiche zu erreichen und sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen, in denen die gewohnten Kommunikationsmittel wie Funk und (Mobil-)Telefon ausgefallen sind.

Landeskonzepte

In allen Landeskonzepten, etwa im Bereich ABC oder der Feuerwehrbereitschaften, sind laut Heinen auch Motorräder eingeplant. Aufklärung und Nachrichtentransport nennt Heinen als klassische Einsatzmöglichkeiten für Kradmelder. Mit geländegängigen Maschinen – wie es die Harley natürlich ist – können sie beispielsweise bei Waldbränden eingesetzt werden. Dies ist laut Heinen etwa beim Waldbrand am Kommerner Altusknipp vor einigen Jahren der Fall gewesen.

Wertvolle Hilfe

Eine wertvolle Hilfe hätte den Kallern ihr Motorrad in der Flutnacht und den Tagen danach sein können. Doch die Suzuki ist mit allem, was noch im Kaller Gerätehaus war, abgesoffen. Als das Wasser stieg und stieg, waren mit Ausnahme des Motorrads und des großen Einsatzleitwagens (ELW II) längst alle Fahrzeuge im Einsatz. „Auf die letzte Rille“, sagt Heinen, hatten sich Einsatzleitung und Koordinierungsstelle mit dem ELW II aus dem Gerätehaus zum Ostlandkreuz gerettet, von wo aus sie in der Folge drei Wochen lang die Einsätze in der Gemeinde koordinierten: „In dem Moment hatte keiner an das Krad gedacht.“

Kreis-Krad

Das Kreis-Krad ist das in Kall stationierte Motorrad eigentlich gewesen – Anschaffung und Unterhaltung liefen auf Rechnung des Kreises. Bis dato verfügten die Feuerwehren im Kreis nur über dieses eine Motorrad. Das wird sich dank der neuen Harley nun ändern. Deren Bewirtschaftung wird die Gemeinde Kall übernehmen. Das Kreis-Krad wird laut Heinen ebenfalls ersetzt. Allerdings ist noch nicht klar, wo das künftig stationiert wird.

„Ich dachte sofort an die versteckte Kamera, als Nils Buntrock mich anrief und die Spende eines nagelneuen Harley-Motorrades ankündigte“, so Dreßen. Mitnichten. Tatsächlich hat sich Dennis Kaulbach ans Werk gemacht und das erst im vergangenen Jahr entwickelte, serienmäßige Adventure-Touring-Modell so modifiziert, um den Anforderungen der Feuerwehr gerecht zu werden.

Europäische Richtlinien beachtet

Dabei gab es einige europäische Richtlinien zu beachten, wie Kaulbach berichtet. Das Krad hat neben Blaulicht und Martinshorn ein spezielles Navigationsgerät verpasst bekommen. Dadurch wird die Abstimmung mit anderen Einsatzkräften ermöglicht. Zudem hat er das Zweirad mit einer Funkanlage ausgestattet, mit Erste-Hilfe-Ausrüstung und Feuerlöscher. Eine zusätzliche Batterie mit speziellem Ladesystem stellt sicher, dass sich die ganze Sonderausstattung auch bei längeren Standzeiten des Krads nutzen lässt.

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Speziell auf die Bedürfnisse der Feuerwehr Kall modifiziert. Das neue Feuerwehrkrad 'Pan America' von Harley Davidson

Auch die Optik ist den europäischen Richtlinien für besondere Signalfarben angepasst. Tank, Rahmenheck, Felgen und die Kühlerverkleidung sind entsprechend lackiert. Buntrock: „Wir sind stolz, dass wir das erste professionell umgebaute Pan-America-Feuerwehr-Krad geschaffen haben.“ Das für die Feuerwehr Kall zu tun, sei ihm eine Herzensangelegenheit gewesen.

Feuerwehrgerätehaus in Flutnacht überschwemmt

Übergeben haben die Harley-Vertreter das Krad zunächst am Kaller Ostlandkreuz – dort oben, wohin sich die Crew der Koordinierungsstelle mit dem Einsatzleitwagen in der Flutnacht geflüchtet hatte, als das Gerätehaus unten im Ort überschwemmt wurde. Beim am Samstagabend folgenden Dankesfest für die Fluthelfer wurde das Motorrad den bis dahin ahnungslosen Einsatzkräften als Überraschung präsentiert.

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Beim Helferfest des Löachzuges Kall fuhr Harley-Marketing-Manager Nils Buntrock zur Überraschung der Feuerwehrmitglieder ujnd deren Gäste mit dem neuen Feuerwehrkrad vor.

Als Dank für seine Mitarbeit beim Bau des Krads hat Dreßen ein eintägiges Training für die Pan America im Enduro-Park in Holz-Minden geschenkt bekommen. Wie Löschzugführer Daniel Rütz verlauten ließ, werden auch die anderen Kradmelder des Löschzuges mit den besonderen Eigenschaften des Einsatzkrades vertraut gemacht.

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Doch nach dem Anschauen und Staunen war das schicke Teil erstmal wieder fort: Vor der endgültigen Stationierung in Kall wird das Motorrad am kommenden Wochenende bei den Internationalen Harley Days in Hamburg als Weltneuheit vorgestellt.