In Kall-Scheven ist eine rund 1000 Quadratmeter große Halle niedergebrannt. Die Feuerwehr war 27 Stunden im Einsatz. Es besteht Gefahr durch Asbest.
210 Feuerwehrleute im EinsatzGroßbrand auf Bauernhof in Kall-Scheven fordert 14 Verletzte

Mähdrescher, Maschinen und Autos verbrannten in der rund 1000 Quadratmeter großen Halle.
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Auch als sich die pechschwarze Rauchsäule, die von Scheven aus viele Kilometer weit zu sehen war, verzogen hatte, war die Arbeit der Feuerwehrleute längst nicht getan. Den ganzen Montag über wurden die Löscharbeiten nach dem Großbrand einer rund 1000 Quadratmeter großen Scheune fortgesetzt.
Insgesamt 210 Feuerwehrleute aus der Gemeinde Kall und den umliegenden Kommunen waren seit der Alarmierung gegen 14.30 Uhr am Sonntag im Einsatz, der sich insgesamt rund 27 Stunden hinzog. Ausdrücklich dankte Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser allen Einsatzkräften, die sofort zur Stelle gewesen seien: „Die hatten alle keinen Sonntag.“
Der Brand in Scheven fordert insgesamt 14 Verletzte
Wie die Polizei am Montag berichtete, hatten die Beamten den Eigentümer des Gebäudes daran hindern müssen, in das brennende Gebäude zu laufen. Er habe mit eigenen Mitteln versuchen wollen, den Brand zu löschen und Fahrzeuge aus dem Gefahrenbereich zu retten.
Wegen einer möglichen Rauchgasvergiftung musste er ins Krankenhaus gebracht werden. Auch ein Feuerwehrmann wurde verletzt, konnte das Krankenhaus aber nach ambulanter Behandlung verlassen. Laut Einsatzleiter Harald Heinen litten in der Nacht zum Montag zwölf weitere Einsatzkräfte an Atemproblemen. Auch sie haben das Krankenhaus nach ambulanter Behandlung wieder verlassen können, so Heinen: „Wir sind zuversichtlich, dass niemand ernsthaften Schaden davongetragen hat.“
Die Wasserversorgung war ein Problem
Die Wasserversorgung stellte die Einsatzkräfte dabei vor Probleme. „Der Grundschutz von 800 Litern pro Minute ist vor Ort überall vorhanden, sogar mehr“, so Heinen. Bei einem Brand dieser Größenordnung werde jedoch deutlich mehr Wasser benötigt – teilweise seien es bis zu 4000 Liter pro Minute gewesen.
Mittels dreier jeweils rund einen Kilometer langen Schlauchleitungen zum Kaller Gewerbegebiet wurde Wasser aus einer Transportleitung zur Einsatzstelle geschafft.
In der Halle befanden sich Maschinen, Autos, Heu und Gasflasche
Als besonders hartnäckig bei der Brandbekämpfung erwiesen sich auch nach Stunden die zahlreichen Brandherde, die immer wieder aufflackerten. Etwa in einem mit großen Mengen Heu gefüllten Raum. „Normalerweise würden wir das Heu auseinanderziehen, um dann an die Brandnester heranzukommen. Dies ist aufgrund der akuten Einsturzgefahr aber nicht möglich“, so Heinen. Die Brandwache, die über Nacht vor Ort war, habe daher ständig in Bereitschaft gestanden.

Die Feuerwehrleute waren auch den ganzen Montag über in Scheven. Insgesamt waren 210 Kräfte im Einsatz.
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Mitarbeiter des Bauhofs der Gemeinde sicherten das Areal.
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Erst einen Tag nach dem Brand ließ sich das ganze Ausmaß der Zerstörung erkennen.
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In der Halle waren neben Heu zahlreiche Maschinen gelagert. „Nach unserem aktuellen Wissensstand befanden sich mindestens zwei Mähdrescher darin. Dazu mehrere Pkw und Transporter“, so Heinen. Zudem dürften Reifen gelagert gewesen sein. Eine Gefahr stellten auch die Tankfüllungen der Fahrzeuge dar. Von 300 bis 400 Litern Kraftstoff geht Heinen aus.
Diese könnten auch einer der Gründe für die zahlreichen Verpuffungen gewesen sein, infolge derer sich die Einsatzkräfte mehrmals zurückziehen mussten. „Mittlerweile wurde auch eine 33 Kilogramm Propan-Butan-Flasche gesichert, die ebenfalls bei den Temperaturen einiges Gas abgeblasen haben dürfte“, sagt Heinen.
Feuerwehrleute schützten die Nachbarhäuser
Für die Anwohner seien daher nicht nur Rauch und Flammen, sondern auch die Geräusche „überaus beklemmend“ gewesen, wie ein Nachbar am Montag berichtete: „Wir waren gerade mit dem Rad auf Tour und aus Richtung Hergarten kommend auf dem Heimweg, als wir in der Ferne die schwarzen Rauchwolken sahen.“ Der genaue Ort des Brandes sei zunächst nicht auszumachen gewesen.
Umso erschreckender sei die Erkenntnis gewesen, dass das Feuer in unmittelbarer Nähe des eigenen Hauses ausgebrochen war: „Wenn der Wind aus einer ungünstigeren Richtung gekommen wäre, hätte das für die Nachbarhäuser ganz anders ausgehen können.“
Durch Riegelstellungen gelang es der Feuerwehr, ein Übergreifen der Flammen zu verhindern und die benachbarten Häuser zu schützen.
Gefahr durch Asbest, Gemeinde Kall veröffentlicht Handlungsempfehlung
Eine weitere Gefahr ergab sich für Einsatzkräfte wie Anwohner durch die in der Halle verbauten, asbesthaltigen Materialien. Wie die Gemeinde Kall informiert, waren Experten des Landesamts für Natur, Umwelt und Klima (Lanuv) vor Ort, um die Situation zu beurteilen. Der im Gebäude verbaute Asbest wurde als sogenannter „weißer Asbest“ identifiziert. „Bei braunem Asbest hätten wir die komplette Einsatzkleidung sofort entsorgen müssen. Bei weißem Asbest hingegen reicht eine industrielle Reinigung“, so Heinen. Giftig seien dennoch alle Varianten.
Mithilfe des Lanuv hat die Gemeinde Kall eine Handlungsempfehlung auf ihrer Internetseite veröffentlicht und in gedruckter Form an die Anwohner verteilt, wie Esser berichtet. Demnach können gröbere Bruchstücke laut Esser eingesammelt werden und in verschließbaren Beuteln entsorgt werden. Allerdings sollten dabei Einweg-Handschuhe und FFP2-Maske getragen werden.
Mit einer Nasskehrmaschine des Kreises seien die Straßen am Montag gereinigt worden. Noch in Klärung ist laut Esser, wie beispielsweise mit den Dächern der umliegenden Häuser zu verfahren ist.
Auch ein Mobilfunkmast wurde bei dem Brand zerstört
Sorgen bereitete auch ein auf dem Gelände befindlicher Funkmast, der stark von den Flammen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Heinen: „Der Mast ist tot und hat sich schon gefährlich geneigt. Bevor er in ein Haus kracht, bringen wir ihn zu Fall.“ Zunächst wurde der Mast mithilfe eines Krans gesichert. Am späten Nachmittag rückte das THW Aachen an, dessen Bergungsgruppe den Mast beseitigte.
Das Handynetz der Umgebung sei zwar nicht völlig ausgefallen, aber stark eingeschränkt. Aus diesem Grund wird die Telekom als Betreiber zeitnah einen provisorischen Ersatzmast zur Verfügung stellen.
Polizei nimmt die Ermittlungen zum Brandursache auf
Das Gelände um die Scheune wurde durch Mitarbeiter des Bauhofes abgeriegelt. Und, so Heinen: „Sobald hier alles kalt ist, übergeben wir das Gelände an die Kriminalpolizei für weitere Ermittlungen.“ Bis zu diesem Zeitpunkt können weder zur möglichen Brandursache noch zur Schadenshöhe Angaben gemacht werden.