Neuer IntegrationsbeauftragterKall legt Bericht zu Asyl und Migration vor
Kall – Paul Neufeld heißt der neue Integrationsbeauftragte der Gemeinde Kall. Neufeld, der seit Oktober 2017 bei der Gemeinde arbeitet und zuvor ein Jahr Integrationsbeauftragter in Blankenheim war, ist Nachfolger von Alice Gempfer. Beide präsentierten jüngst der Kaller Politik den Sachstandsbericht Asyl und Migration, der einen detaillierten Einblick in die Situation der nach Kall geflüchteten Menschen gibt.
„Wir alle gemeinsam – Verwaltung, Politik und das Ehrenamt – haben in den vergangenen Jahren in Kall gute und verlässliche Strukturen für die Integrationsarbeit aufgebaut“, sagte Alice Gempfer, stellvertretende Teamleiterin und seit 2016 Integrationsbeauftragte. Neufeld sei seit 2017 eng in die praktische Umsetzung im Rathaus eingebunden. „Er ist unter anderem für die Zugewanderten, korrespondierende Behörden und die Netzwerkpartner ein wichtiger Ansprechpartner. Das Thema Integration ist bei ihm in den allerbesten Händen“, betonte Gempfer.
Unterstützungsangebote
„In der Gemeinde gibt es ein sehr positives Grundverständnis von Integration“, so Neufeld. Im Laufe dieses Jahres habe man in Kooperation mit der Integrationsagentur des Deutschen Roten Kreuzes ein Konzept erarbeitet, um einen Teil der Einzelfallberatungen an das DRK auszulagern und so die Verwaltung zu entlasten.
Im Haus der Begegnung biete das DRK jetzt zweimal pro Woche eine offene Sprechstunde an, in der Menschen mit einem Zuwanderungshintergrund auch ohne Anmeldung beraten werden. Dieses Angebot ist nach Angaben Neufelds für die Gemeinde kostenneutral. Außerdem bietet der Caritasverband Eifel in seinem Beratungszentrum in Kall kostenlose Beratungen für geflüchtete Menschen an.
Einige Veranstaltungen mussten coronabedingt verschoben werden
In Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Kreis Euskirchen, den Wohlfahrtsverbänden und weiteren Beratungsstellen werden regelmäßig Präventions- und Informationsveranstaltungen für Zugewanderte, Ehrenamtliche und Fachkräfte konzipiert und durchgeführt. „Leider mussten einige der für 2020 geplanten Veranstaltungen coronabedingt ins kommende Jahr verschoben werden“, so Neufeld.
Die Ehrenamtler der Kaller Flüchtlingshilfe sind eng vernetzt und treffen sich– sofern es das aktuelle Infektionsgeschehen zulässt – monatlich im Haus der Begegnung. „Wir haben jetzt auch Zugewanderte, die sich als Integrationshelfer engagieren“, betonte Neufeld. Ein Mann, der selbst seit wenigen Jahren in Kall lebe, habe zum Beispiel bei Neuaufnahmen als Dolmetscher geholfen. Zugewanderte stehen auch als „Paten“ für Neuankömmlinge zur Verfügung.
Zahl der Geflüchteten
Laut dem Sachstandsbericht leben in der Gemeinde Kall zurzeit 203 Menschen mit Fluchthintergrund aus 23 verschiedenen Ländern. Die mit Abstand größte Gruppe mit 86 stellen Menschen aus Syrien (42 Prozent). Insgesamt 48 Personen und damit rund ein Viertel kommen aus dem Irak (26 Menschen), dem Iran (12) und Eritrea (10). Sie haben laut Gemeinde auch eine gute Bleibeperspektive. Afghanen sind mit 20 Personen (10 Prozent) die drittgrößte Herkunftsgruppe.
Neuaufnahmen
„Die Gemeinde ist nach der Auflösung der Zentralen Unterbringungseinrichtung im März wieder verpflichtet, Asylbewerber aufzunehmen“, sagte der Integrationsbeauftragte. Im November seien Kall drei Bewerber zugewiesen worden.
Für Verwirrung sorgten nach Angaben der Gemeinde jetzt große Veränderungen in den Verteilstatistiken der Bezirksregierung Arnsberg. Wegen eines Fehlers in den Statistiken mussten die Bestandszahlen nach Flüchtlingsaufnahmegesetz (FlüAG) für die Kall korrigiert werden. Dadurch sank die Quote von 82 auf 66,5 Prozent.
39 Menschen müssten demnach aufgenommen werden, um 100 Prozent zu erreichen. Statt ursprünglich 34 wurden nur noch 26 Geflüchtete angerechnet. Nach Rücksprache mit der Bezirksregierung werden die Zuweisungen aufgrund des Fehlers bis zum 31. Januar 2021 ausgesetzt. Im Februar könnten dann die ersten Menschen kommen.
Status der Geflüchteten
147 oder rund 73 Prozent aller Geflüchteten in Kall haben einen Schutzstatus, sagte der Integrationsbeauftragte Paul Neufeld. 64 Menschen erhielten einen subsidiären Schutz für ein Jahr wegen Krieg oder Folter in ihrer Heimat, 57 haben die Flüchtlingseigenschaft (drei Jahre Schutz) zugesprochen bekommen. Die meisten Personen mit einem Schutzstatus kommen aus Syrien, dem Irak, dem Iran, Eritrea und Afghanistan. Menschen aus fast allen anderen Herkunftsländern haben eine Aufenthaltsgestattung oder einer Duldung.
Für 22 Personen gilt ein Abschiebeverbot, zum Beispiel für Menschen aus Afghanistan. Vier erhielten eine Niederlassungserlaubnis, die man frühestens nach drei Jahren beantragen kann. 39 werden geduldet, weil zum Beispiel Papiere fehlen, 17 Menschen warten noch auf den Ausgang ihres Asylverfahrens.
„Der Status ist unter anderem auch entscheidend dafür, zu welchen Kursen und Maßnahmen die Betroffenen Zugang oder ob sie Aussicht auf eine Arbeitserlaubnis haben“, sagte Neufeld. (wki)
Wie Neufeld ferner ausführte, hat die Gemeinde außerdem eine Aufnahmeverpflichtung für Personen mit Schutzstatus nach der Wohnsitzauflage (WSA). 88 Menschen werden Kall bislang angerechnet, die Erfüllungsquote liegt hier aktuell aber nur bei 43 Prozent. „Die Kommunen im Kreis liegen zwischen 31 und 64 Prozent“, erläuterte Neufeld. Um das Aufnahmesoll von 204 Personen zu erfüllen, müsste Kall 116 weitere Menschen aufnehmen.
„Mit der Bezirksregierung ist abgesprochen, dass die Gemeinde jedoch zunächst eine Erfüllungsquote von rund 70 Prozent anstrebt.“ Demnach könnten Kall etwa 55 weitere Personen mit Schutzstatus zugewiesen werden. Ferner sei mit der Bezirksregierung vereinbart worden, dass die Zuweisung ab Januar 2021 erfolgt und maximal alle zwei bis drei Wochen zwei bis drei Personen zugewiesen werden.
Alter
Von den Geflüchteten in Kall sind 71 zwischen 30 und 55 Jahre alt, 62 zwischen 18 und 30 Jahre. 64 Kinder und Jugendliche haben das 18. Lebensjahr noch nicht erreicht. „Darunter sind auch acht Kleinkinder“, berichtete Neufeld. Nur sechs Menschen sind älter als 55 Jahre.
Arbeit und Ausbildung
„194 der 203 Geflüchteten arbeiten, nehmen an einer Maßnahme teil oder absolvieren eine Ausbildung“, unterstrich Neufeld . 35 haben eine Arbeitsstelle, 14 eine Lehrstelle. „In einigen Fällen gab es nach der Ausbildung auch eine Festanstellung“, sagte der Integrationsbeauftragte. 29 Personen besuchen aktuell einen Integrationskurs. Mit einem höheren Sprachniveau verbessern sich für die Zugewanderten die Chancen auf eine Beschäftigung. Drei Menschen nehmen an ehrenamtlichen Sprachkursen teil.
Ein großer Teil der Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche. 59 besuchen Schulen und weiterführende Angebote wie Berufskollegs, 16 eine Kita. Sechs der in Kall lebenden Geflüchteten haben ein Studium begonnen. Zwei Personen haben das Rentenalter erreicht.
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Bei den 14 Geflüchteten, die weder arbeiten noch in einer Maßnahme untergebracht sind, handelt es sich laut Bericht vor allem um abgelehnte Asylbewerber, denen jeglicher Zugang zu Integrationsmaßnahmen rechtlich verwehrt ist. „Sie dürfen weder arbeiten, noch an Integrationskursen teilnehmen“, so Neufeld. Drei Personen sind erst im November zugewiesen worden und stehen am Beginn ihrer Integrationsprozesse.
„Abschließend sollte erwähnt werden, dass viele Personen nach Abschluss ihres Integrationskurses auch Arbeit in anderen Städten finden, die Aufhebung der Wohnsitzauflage beantragen und in die Nähe ihres Arbeitsortes ziehen. Diese Personen sind in der Statistik nicht mehr erfasst.“
Wohnungssituation
Zurzeit leben 63 Personen in 15 Unterkünften der Gemeinde. Einige davon dürfen aufgrund ihres Aufenthaltsstatus auch keine eigene Wohnung anmieten. Für 38 Personen suchen die Helfer Unterkünfte. Von den 140 Personen, die bereits in eigenen Wohnungen leben, suchen neun nach einer anderen Bleibe. Gründe können laut Verwaltung Familiennachzug oder mietrechtliche Angelegenheiten sein.
Laut der Studie sind 47 Personen derzeit auf der Suche nach einer Wohnung, 20 Unterkünfte werden benötigt. „Dabei werden konkret elf kleine Wohnungen für Einzelpersonen, sieben Unterkünfte für Familien und zwei Wohnungen für Gemeinschaften mit zwei Personen gesucht.“ Die Gemeinde unterstütze diese Menschen bei der Vermittlung. „Trotz angespanntem Wohnungsmarkt konnten 89 Personen auch mit Unterstützung von Ehrenamtlern vermittelt werden“, freute sich Neufeld.
Fazit
„Wir machen in Kall viel und ein Großteil der Flüchtlinge weiß das auch zu schätzen.“ Der Blick der Menschen sei aber extrem abhängig von ihrer Bleibeperspektive, betonte der Mitarbeiter der Verwaltung. Hinzu komme: „Die Flüchtlinge leiden mit am meisten unter der Pandemie. Das ist eine Herausforderung.“ Vonseiten der Politik wurde die Integrationsarbeit der Verwaltung und der Ehrenamtler sowie der Sachstandsbericht der Verwaltung einhellig gelobt.