In zwei Straßen in Keldenich läuft bei starken Niederschlägen Wasser in die Häuser. Ein größerer Kanal soll das Problem lösen, doch das dauert.
ÜberflutungAnwohnern in Kall läuft bei Starkregen Wasser in Häuser – größerer Kanal in Planung
Gute Nachrichten für die Anwohner des Talwegs und der Urfeyer Straße in Keldenich. Um zu verhindern, dass es in den Straßen bei Starkregen zu einem Rückstau kommt und das Niederschlagswasser auf die Grundstücke und in die Häuser läuft, will die Gemeinde in dem Bereich einen größer dimensionierten Kanal verlegen.
Bis es soweit ist, wird es aber noch etwas dauern. Das Planungsbüro PE Becker aus Kall soll nun als Nächstes für die Maßnahme eine Detailplanung mit Kostenschätzung erstellen.
Acht Kanalschächte in Kall-Keldenich von Rückstau betroffen
Immer wieder war es in dem Bereich in der Vergangenheit nach starken Regenfällen zu einem Rückstau im Kanalsystem gekommen. Das Wasser sprudelte dann aus den Straßeneinläufen und Kanaldeckeln heraus und lief auf die Grundstücke und in die Häuser.
Bereits im Dezember 2020 hatte die SPD die Verwaltung beauftragt, die hydraulische Leistung des Kanalnetzes untersuchen zu lassen und Maßnahmen zu entwickeln, um die Probleme in den Griff zu kriegen. Bei der Untersuchung war herausgekommen, dass es bei Starkregen mit Niederschlagsmengen von mehr als 100 Liter pro Sekunde und Hektar – 2018 waren es 171,5 Liter gewesen – an vier Kanalschächten zum Rückstau kommt. Unter Einbeziehung von möglichen neuen Wohngebieten in Keldenich mit einer Größe von rund 6,4 Hektar sind sogar acht Schächte betroffen.
„Wir haben verschiedene Varianten geprüft“, erklärte der Geschäftsführer von PE Becker, Andreas Göttgens. Lokale Eingriffe wie das druckdichte Verschließen einzelner Kanaldeckel oder das Versetzen von einzelnen Straßenabläufen seien nicht zielführend, weil dadurch das grundsätzliche Problem der hydraulischen Engpässe im System nicht gelöst werden könne, betonte der Planer.
Untersuchungen dauern an – Lösungsvarianten aufwendig und teuer
„Mit dem Einbau von größeren Kanalrohren könnte ein Überstau weitestgehend vermieden werden“, meinte Göttgens. Dafür müssten allerdings rund 650 Meter Kanal neu verlegt werden. Wie groß die Gefahr von Überflutungen bei noch stärkeren Regenfällen sei, müsse noch detailliert untersucht werden. Bei dieser Variante, die laut Göttgens die kostengünstigste ist, sei ein Anschluss weiterer Neubaugebiete an das Kanalnetz aber nicht möglich.
Ferner hatte das Büro eine Abkopplung der Giertzenbergstraße von dem Kanalnetz geprüft. Voraussetzung dafür sei, dass entweder etwa im Bereich der Anbindung der Straße „Auf der Lehmaar“ an die Landesstraße 206 eine Versickerungsmöglichkeit bestehe oder dass das Niederschlagswasser mit flankierenden Maßnahmen wie Rückhaltungen in Richtung Urfttal abgeleitet werden könne. Dafür müssten das Kanalnetz in dem Bereich aber auf ein Trennsystem umgestellt und zusätzlich rund 240 Meter Kanal durch größere Dimensionen ersetzt werden.
Als letzte Alternative war untersucht worden, ob Kastenprofile in die Straße „Auf der Lehmaar“ eingesetzt und so zusätzliche Rückhaltemöglichkeiten geschaffen werden können. Dafür hätte man aber fast die komplette Straße aufreißen müssen. Zudem ist bei dieser Lösung auch eine Erweiterung des Kanalnetzes bei der Erschließung neuer Baugebiete nicht möglich.
Anwohner hoffen seit Jahren auf Baumaßnahmen an den Kanälen
„Wir beschäftigen uns schon seit Jahren mit dem Thema. Immer wieder gibt es Anfragen von Anwohnern, die wissen wollen, wann etwas gemacht wird“, sagte Fabian Nowald (SPD). Man brauche langfristige Lösungen. Nowald wollte wissen, ob auch Kosten auf die Bürger zukommen.
„Für die Erneuerung des Kanals müssen die Anwohner nicht zahlen“, antwortete Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Anders sei das bei der Wiederherstellung der Straße. „Die Oberflächen hätten aber ohnehin in Kürze erneuert werden müssen“, so der Bürgermeister. Durch den Kanalbau würden sich aber bei den Kosten erhebliche Synergieeffekte ergeben. Eine Abkoppelung der Giertzenbergstraße könne zusätzlich in Angriff genommen werden.
„Wir brauchen mehr Rückhalte- und Versickerungsmöglichkeiten“, erklärte Klaus Pütz (Grüne). Man müsse in Richtung „Schwammstadt“ gehen, die Oberflächenwasser aufnehme und speichere, anstatt es zu kanalisieren und abzuleiten.