ÜberflutungenKanäle in Keldenich können den Regen nicht ableiten
Kall-Keldenich – Nun hat es die Gemeinde Kall schwarz auf weiß: Der Mischwasserkanal im Talweg und in der Urfeyer Straße in Keldenich reicht nicht aus, um bei Starkregen auch das Niederschlagswasser abzuleiten. Zu dem Ergebnis kommt das Planungsbüro PE Becker, das im Auftrag der Gemeinde die Leistungsfähigkeit des Kanalnetzes in dem Bereich überprüft hat. Nun soll ein Maßnahmenpaket erarbeitet werden, um die Situation zu verbessern.
Immer wieder war es in der Vergangenheit nach starken Regenfällen in dem Bereich zu einem Rückstau im Kanalsystem gekommen. Das Wasser lief dann von den Straßeneinläufen und Kanaldeckeln auf die Grundstücke und in die Häuser. Das war unter anderem 2018 der Fall.
Nicht ausreichend dimensioniert
Anfang Dezember 2020 war die Verwaltung auf Antrag der SPD beauftragt worden, die hydraulische Leistung des Kanalnetzes untersuchen zu lassen und Maßnahmen zu entwickeln, um das Problem in den Griff zu kriegen. „Wahrscheinlich ist der Kanal in diesem Bereich nicht ausreichend dimensioniert“, schrieb die SPD in ihrem Antrag. Nach der Verlegung des Kanals seien im oberen Teil von Keldenich noch etliche Häuser gebaut worden, die größtenteils über den Kanal in den beiden Straßen entwässert würden.
Die Verwaltung hatte erklärt, dass einige Kanäle im Bereich Talweg und Urfeyer Straße wegen des abfallenden Geländes seinerzeit mit einem Versprung verlegt worden seien. So habe man eine sehr starke Neigung der Leitung verhindern wollen. Das habe jedoch zur Folge, dass bei stärkeren Regenereignissen und somit größeren Abflüssen im Kanal das Abwasser gegen die Schachtinnenwand pralle und für einen Rückstau sorgen könne.
Ergebnis der Untersuchung
Kanal in Kaller Bahnhofstraße intakt
Gute Nachricht für die Gemeinde Kall: Eine TV-Untersuchung und Auswertung der Kanalisation in der Bahnhofstraße hat ergeben, dass durch die Flutkatastrophe keine größeren Schäden entstanden sind. Das Planungsbüro PE Becker aus Kall hatte die aktuellen Ergebnisse mit einer TV-Befahrung aus dem Jahr 2017 verglichen. Bei der Flut waren viele Kanäle mit Geröll und Sediment komplett gefüllt gewesen.Allerdings, so die Gemeindeverwaltung, könnten die Ergebnisse weiterer Untersuchungen anderer Kanalabschnitte anders ausfallen, da das Netz sich in vielen Bereichen unterscheide. Deshalb müssten die Ergebnisse der TV-Befahrung der anderen Kanalabschnitte im Überflutungsgebiet noch abgewartet werden, ehe Rückschlüsse gezogen werden könnten. (wki)
Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchungen liegen nun laut Verwaltung größtenteils vor. In dem Gutachten seien auch die im Flächennutzungsplan vorgegebenen Erweiterungsflächen mit einer Größe von rund 6,4 Hektar für zukünftige Erschließungen berücksichtigt.
Früher, so die Verwaltung, seien Kanalnetze für ein einjährliches Regenereignis mit einer Dauer von 15 Minuten und einer Niederschlagsmenge von 100 Litern pro Sekunde und Hektar ausgelegt worden. Wenn dieser Wert zugrundegelegt werde, staue sich das Wasser in Keldenich in 25 Schächten, laufe aber nicht auf die Grundstücke und in die Häuser. Doch bei dem Starkregen 2018 waren – das belegen nach Angaben der Gemeinde die Wetterdaten – 171,5 Liter heruntergekommen. Das sind gut 70 Prozent mehr als die früher angesetzte Menge.
Rückstau bei Starkregen
Die hydraulische Überprüfung mit dem heute anzusetzenden Wert habe ergeben, dass es bei solchen Starkregenereignissen an vier Kanalschächten – einer davon in der Urfeyer Straße – zum Rückstau kommt. Unter Einbeziehung der potenziellen Erschließungsflächen seien sogar acht Schächte betroffen (zwei im Talweg und einer in der Urfeyer Straße). Mit dem Planungsbüro sollen nun Maßnahmen zur Optimierung der Kanalhydraulik erarbeitet werden. Zusätzlich, so die Verwaltung, müsse festgelegt werden, mit welchen Regenereignissen in Zukunft zu rechnen sei.
„Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Grundstücke und Häuser zu schützen“, sagt Eduard Zubiks vom Bauamt der Gemeinde. So könne der Kanaldurchmesser in bestimmten Abschnitten vergrößert werden. Auch sei es möglich, verschraubbare Deckel auf die Schächte zu montieren, die auch bei Rückstau dicht seien. „Damit will man erreichen, dass das Wasser an Stellen überläuft, an denen keine Häuser liegen.“
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Alternativ könne ein Stauraumkanal eingesetzt werden, der wie ein Regenrückhaltebecken funktioniere und Niederschlags- und Schmutzwasser zurückhalte. Denkbar sei auch die Kombination mehrerer Maßnahmen. Um zu verhindern, dass bei der Ausweisung neuer Wohngebiete noch mehr Wasser durch den Kanal in den gefährdeten Straßen fließe, schlägt Zubiks ein Trennsystem vor, bei dem das Regenwasser an anderer Stelle abgeleitet werden.“
Bei allen Maßnahmen müsse auch die Wirtschaftlichkeit berücksichtigt werden. „Wir werden jetzt mit dem Büro mögliche Maßnahmen ausarbeiten, und dann muss die Politik entscheiden.“