Kall-SchevenHochwasserschutz-Konzept nach Unwetter-Chaos auf dem Prüfstand
Kall-Scheven – Gleich zweimal binnen vier Tagen hatten die Schevener nach den Unwettern am 27. und 30. Mai mit Wassermassen und Schlamm zu kämpfen, die Straßen und Keller überfluteten. Nun soll das gesamte Konzept für den Hochwasserschutz im Ort auf den Prüfstand.
Auf Antrag der SPD, später dann auch von Ortsvorsteher Hans Reiff (FDP) und weiteren Schevener Politikern wurde das Thema im Kaller Umweltausschuss thematisiert. Planer Helmut Berg vom Büro Berg und Partner aus Aachen soll nun neben dem geplanten Rückhaltebecken weitere Maßnahmen zur Reduzierung des Überschwemmungsrisikos prüfen. Er soll mit den Betroffenen vor Ort sprechen, die Dimensionierung der Durchlässe überdenken und weitere Schutzmaßnahmen einplanen. Das von Berg überarbeitete Konzept soll dann den Bürgern vorgestellt werden. Die Verwaltung wurde beauftragt, die Bachläufe und Vorfluter im Beestental und am Bahndamm zu säubern.
Dimensionen gesprengt
Horst Werner vom Erftverband, Abteilung Flussgebietsbewirtschaftung, bot die in seinem Haus zur Verfügung stehende Modelltechnik an, mit der die Verhältnisse vor Ort simuliert werden können. Die Regenmassen, die in Scheven vom Himmel gestürzt seien, bezeichnete Werner als „lokal begrenzte Gewitterzellen“, die die „Statistik eines 100-jährigen Ereignisses sprengten“. Mit dem geplanten Rückhaltebecken am Bleibach könnte nach Werners Einschätzung schon viel Wasser aufgefangen werden.
Er bezweifelte aber, dass das von Reiff, Stephanie Sistig, Willi Möres (beide CDU) und Guido Huppertz (Grüne) beantragte, zusätzliche Rückhaltebecken oberhalb der Straße „Zum Beestental“ von der Bezirksregierung bezuschusst werde. Es liege „außerhalb des üblichen Hochwasserschutzes“. Die Krux: Darin seien Sturzfluten mit Schlammwellen, wie sie Scheven heimsuchten, nicht vor. Dieses Becken werde die Gemeinde dann „richtig Geld kosten“.
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Norbert Schiffer (SPD) wies auf vier Schwachstellen hin, die Fraktionschef Erhard Sohn im Antrag benannt hatte. Unmengen von Wasser seien aus dem Vorfluter des Dotteler Berges unterhalb des geplanten Beckens in den Bleibach geflossen. Die Straße Zum Beestental und die Klausentalstraße seien von Schlammmassen, die von den Maisfeldern in Richtung Wallenthaler Höhe kamen, überflutet worden. Dadurch entstanden auch für die Landwirte große Schäden. Schacht und Rohre vor dem Bahndamm oberhalb der Schmiedegasse hätten die Wassermassen nicht bewältigen können, erklärte Schiffer. Auch der Durchlass unter der Brücke Klausentalstraße/Ringstraße sei für solche Niederschlagsmengen nicht ausgelegt.
Erhard Sohn, selbst stark betroffen von dem Unwetter, Hans Reiff und Toni Mießeler (CDU) dankten ausdrücklich der Feuerwehr, der Gemeinde, die den Bauhof zu Hilfe schickte, THW, DRK und Kreisbauhof für ihre Unterstützung. „Sie haben fast bis zur Erschöpfung gearbeitet“, so Sohn. Auch die Nachbarschaftshilfe sei vorbildlich abgelaufen.
Sohn forderte, dass das Wasser vom Dotteler Berg so aufgefangen werden müsse, dass es in das geplante Rückhaltebecken fließen könne, das so dimensioniert werden müsse, dass es solche Mengen fassen könne. Die eigentlichen Probleme seien aber erst unterhalb dieses geplanten Beckens aufgetreten.
Planer Helmut Berg wies darauf hin, dass im Beestental ein Sandfang vorgesehen sei. Vielleicht müsse der nach den jetzigen Erfahrungen vergrößert werden. Die Schevener schlugen vor, dort ein Rückhaltebecken anzulegen. Berg überlegte, ob es sinnvoll sei, auch am Bahndamm ein Becken anzulegen. Nach Ansicht von Erhard Sohn muss der Bleibach größer dimensioniert werden.
Hartwig Kaven von der Unteren Wasserbehörde des Kreises Euskirchen war mit Vertretern der Landwirtschaftskammer vor Ort. Man müsse die Vegetation an den kritischen Stellen unter die Lupe nehmen: „Wir müssen an allen Stellschrauben drehen, so dass wir für ein Jahrhundertwasser gerüstet sind.“