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Unwetter in KallNicht angeschlossener Kanal sorgt für kritische Diskussionen

Lesezeit 3 Minuten

Zu Überschwemmungen kam es bei dem heftigen Unwetter am 30. Mai in Rinnen.

Kall-Rinnen – Das Hochwasser in Rinnen hatte nun ein Nachspiel im Kaller Umweltausschuss: Ein Fremdwasserkanal, der seit rund einem Jahr nicht angeschlossen, sondern zugemauert war, sorgte bei dem Unwetter am Montag, 30. Mai, in Rinnen für Überschwemmungen und in der Folge für großen Unmut bei den Anwohnern.

Da der Kanal nicht „im Dienst“ war, habe der Sammler Richtung Sötenich die Wassermassen nicht fassen können, so Ortsvorsteher Lothar Maevis (FDP). Ein Gulli sei hochgeflogen und eine meterhohe Fontäne entstanden, wodurch die darunter liegenden Grundstücke und Häuser überflutet wurden und erheblicher Sachschaden entstand.

Bauarbeiter entfernte Mauer

Eine Woche später entdeckte Maevis einen Bauarbeiter am zugemauerten Kanal. Maevis’ Verdacht: Das Problem sollte wohl klammheimlich beseitigt werden. Die Mauer im Kanal, der in ein Rückhaltebecken im Rosenthal führt, das vor einem Jahr noch nicht fertiggestellt war, wurde entfernt.

Die FDP nahm den Vorfall zum Anlass, das Thema im Ausschuss zu diskutieren. Im von Fraktionschef Dr. Manfred Wolter unterzeichneten Antrag heißt es, der zugemauerte Kanal am Ortsausgang Richtung Sötenich habe die außergewöhnliche Situation in Rinnen weiter verstärkt und die Schäden der Anlieger erhöht. Die FDP wolle wissen, wieso ein Jahr lang keine Einleitungsgenehmigung in das neue Regenrückhaltebecken erteilt und warum keine Übergangslösung eingerichtet wurde.

Nach der Sitzung war klar, dass dieses Thema die Kaller noch länger beschäftigen wird: Zum einen konnten nicht alle Fragen beantwortet werden, zum anderen, so Ausschussvorsitzender Erhard Sohn (SPD), könne die Frage nach möglichen Regressforderungen nicht thematisiert werden. Hierbei müsse jeder Geschädigte einzeln aktiv werden. Und sollte jemand an die Gemeinde herantreten, müsse jeder Fall einzeln geprüft werden.

Bernd Becker vom Kaller Büro Becker, das für die Planung der Kanalbaumaßnahmen in Rinnen zuständig ist, nahm Stellung zu dem Vorfall. Detailfragen konnten jedoch, da der Bauleiter aus Termingründen nicht an der Sitzung teilnehmen konnte, nicht beantwortet werden. Die nicht angeschlossene Fremdwasserleitung sei Teil des ersten Bauabschnitts der Kanalmaßnahme in Rinnen. In der Woche nach dem Unwetter sei der Abnahmetermin mit dem Wasserverband Eifel-Rur (WVER) gewesen, unmittelbar danach sei die Vermauerung entfernt worden. Der WVER, so Becker, sei als Betreiber des Kanals auch für diesen zuständig.

Franz Albert Groß (FDP) vertrat die Auffassung, dass der Kanal viel früher hätte freigegeben werden müssen, nicht erst ein Jahr nach seiner Fertigstellung. Ansonsten hätte man über eine Alternative für den Fall der Fälle sorgen müssen. Maevis stellte den Antrag, dass das Prozedere der Baumaßnahme schriftlich und für den Bürger verständlich erläutert werden müsse: „Wir sind nämlich davon ausgegangen, dass der Kanal in Betrieb war.“ Die Bürger hätten ihre Häuser schließlich bereits im vergangenen Jahr anschließen müssen.

Die FDP hat in ihrem Antrag auch allgemein darauf hingewiesen, dass sich die Regensituation in den vergangenen Jahren derart verändert habe, dass daraus Konsequenzen gezogen werden müssten. Wolter: „Der Hinweis, es handele sich um unbeherrschbare hundertjährige Ereignisse, die leider alle fünf bis zehn Jahre eintreten, reicht uns nicht mehr aus. Wir fordern für Kall eine Überprüfung des Abwasserkonzepts unter Einbeziehung der Schäden durch die aktuellen Starkregen-Ereignisse unter anderem in Scheven, Rinnen und Keldenich.“ Dem schlossen sich die anderen Fraktionen an.

Das Büro Becker wird nun in Zusammenarbeit mit WVER und Baufirma eine detaillierte Aufarbeitung vorlegen, um die noch offenen Fragen zu beantworten. Die Verwaltung wird die bei Unwettern und Hochwasser potenziell problematischen Bereiche auflisten. Danach werden sich die Politiker erneut mit dem Thema befassen. Marcus Seiler, Sprecher des Wasserverbandes, versprach zu prüfen, inwieweit der WVER beteiligt ist und was genau geschehen ist.