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Sorge vor BelastungSolarpark in Kall-Scheven wird größer als ursprünglich geplant

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt zahlreiche lange Reihen mit Solarpanelen, die auf einer Wiese aufgetsellt sind.

Eine Freiflächen-Photovoltaikanlage wie die im Herhahner Gewerbegebiet soll in Scheven errichtet werden.

Knapp zehn statt sechs Hektar groß wird die Freiflächen-Photovoltaikanlage in Scheven, da nun auch Flächen der Gemeinde genutzt werden.

Grundsätzlich war sich der Kaller Gemeinderat mit Ausnahme der AfD einig, dass in der Nähe von Scheven eine Freiflächen-Photovoltaikanlage errichtet werden soll. Streit gab es bei der Sitzung im Bürgerhaus Rinnen aber über die geplante Größe. Die Firma Solarblick GmbH aus Münster will an der Bahntrasse zwischen dem Kaller Gewerbegebiet III und Scheven auf gut sechs Hektar einen Solarpark mit einer Nennleistung von bis zu 7,3 Megawatt Peak errichten.

Aber Bürgermeister Hermann-Josef Esser (CDU) ging einen Schritt weiter und sprach sich dafür aus, die Anlage auf knapp zehn Hektar zu erweitern und auch die angrenzenden Flächen, die der Gemeinde gehören, einzubeziehen. Dem schloss sich die Ratsmehrheit an. Der Investor hatte der Erweiterung zugestimmt. Die visuellen Beeinträchtigungen durch die Anlage sollen soweit wie möglich reduziert werden.

Eine Baumreihe könnte als Sichtschutz dienen

Projektleiter Bernhard Baumann hatte das Vorhaben im September vorgestellt und betont, dass das Gebiet bei Scheven durch die Bahnstrecke, das benachbarte Gewerbegebiet und die nicht weit entfernte Stromtrasse ohnehin vorbelastet sei. Durch einen großen Abstand zu den Siedlungen und einer Baumreihe als Sichtschutz könnten die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt gering gehalten werden. Das Grundstück werde eingezäunt und könne für das Weiden von Schafen oder für die Bienenvölker eines Imkers genutzt werden. Ferner könnten dort auch Blühwiesen angelegt werden. Für einen eventuellen Rückbau nach 20 oder 30 Jahren werde eine Bürgschaft hinterlegt.

„Seit Januar sind PV-Anlagen teilpriviligiert“, erklärte Monika Keutgen vom Bauamt. Deshalb müsse für Freiflächen-PV-Anlagen entlang von Autobahnen und überregionalen Schienenwegen in einer Entfernung bis zu 200 Meter kein Bebauungsplan aufgestellt werden. „Die Gemeinde könnte eine Pacht für die Grundstücke erzielen und erhält 90 Prozent der Gewerbesteuereinnahmen“, betonte der Bürgermeister.

Schevener Politiker warnen vor einer Belastung für den Ort

Die Betreiber zahlten 0,2 Cent je erzeugter Kilowattstunde an die Kommune. Bei geschätzten zehn Millionen Kilowattstunden könne dies rund 20 000 Euro pro Jahr in die Gemeindekasse spülen. „Insgesamt könnte die Gemeinde in 20 Jahren Einnahmen von 2,5 Millionen Euro erzielen.“ Zudem gebe es für Bürger und Kommune noch die Möglichkeit, sich an der Projektgesellschaft zu beteiligen.

Ortsvorsteher Hans Reiff (FDP) und der Grünen-Fraktionsvorsitzende Dr. Guido Huppertz warnten, die Belastung für die Schevener dürfe nicht zu groß werden. „Wir brauchen mehr regenerative Energieerzeugung. Aber Scheven ist schon durch das Kaller Gewerbegebiet, das geplante Repowering der Windkraftanlagen in Dottel, das in einigen Teilen des Ortes zu Lärmbelästigungen führen wird, und das Regenrückhaltebecken für den Hochwasserschutz beeinträchtigt“, erklärte Huppertz. Die Freizeit- und Erholungsflächen rund um den Ort würden immer mehr beschnitten. Das seien aber wichtige Punkte für Menschen, die sich im ländlichen Raum niederließen. Es gebe an anderen Stellen noch genügend ungenutzte Flächen.

Kaller Bürgermeister: Spazierwege werden nicht gesperrt

Reiff verwies darauf, dass die Schevener für die sechs Hektar große Anlage Zustimmung signalisiert hätten, nicht aber für die zehn Hektar. Man könne sie ja jetzt bauen und später erweitern. Der Ortsvorsteher regte auch an, über die Aufstellung eines Bebauungsplans nachzudenken, um Einfluss auf die Planung zu haben. Die Aufstellung eines B-Plans koste viel Zeit und Geld, so hieß es. Das könne man sich in dem Fall sparen.

„Ich bin ein absoluter Befürworter von regenerativen Energien. Mich stört nur, dass den Bürgern jetzt eine größere Anlage vor die Nase gesetzt werden soll“, kritisierte Sandra Lüttgen (SPD). „Es gibt nur einen direkten Anwohner, und mit dem werden wir reden“, hielt Esser dagegen. Für die Anlage müsse kein Spazierweg gesperrt werden.

Mit der Mentalität, bitte nicht vor meiner Haustür, muss Schluss sein.
Karl Vermöhlen, SPD

„Man muss es gut machen“, meinte Klaus Pütz (Grüne). Ein hoher Maschendrahtzaun könne beispielsweise mit einer Hecke gestaltet werden. Sein Parteifreund Jörg Jenke meinte, er könne die Bedenken der Schevener verstehen, aber man brauche möglichst viele dieser Anlagen. Das sah Karl Vermöhlen (SPD) ähnlich: „Mit der Mentalität, bitte nicht vor meiner Haustür, muss Schluss sein.“ Eine Reduzierung der Größe bringe nichts. Es seien auch keine hochwertigen Böden betroffen.

Frank Poll (AfD) bezeichnete die geplante Anlage als einen „Schandfleck, für den wertvolle Ackerfläche der Landwirtschaft entzogen“ werde. Esser warf er vor, angesichts der erwarteten Einnahmen schon „Dollarzeichen in den Augen“ zu haben.