Leere KassenKaum noch finanzielle Spielräume für Kall
Kall – Das Aussehen von Kall wird sich in den nächsten Jahren verändern: Die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes, der Bau eines neuen Kreisverkehrs mit Brücke über die Urft, die Sanierung der Ortsdurchfahrt und einige weitere Projekte wie der Urftauenpark werden dafür sorgen, dass sich das Gesicht des Kernorts verändert. Doch wie es danach weitergeht, weiß angesichts der klammen Kasse der Gemeinde niemand so recht.
Ein Thema, mit dem sich der neue Gemeinderat auf jeden Fall befassen wird, ist die Ausweisung neuer Wohngebiete. „Es gibt eine hohe Nachfrage nach Wohnungen und Häusern“, sagt Bürgermeister Hermann-Josef Esser (CDU), der selbst nicht zur Wahl steht. Kall sei als Standort weiter sehr gefragt. Neuen Wohnraum könne man durch die Arrondierung schon bestehender Neubaugebiete und die Nutzung bislang unbebauter Grundstücke in den Orten schaffen.
Über die Ausweisung weiterer Gewerbegebiete wird die Politik in den nächsten Jahren wohl ebenfalls diskutieren. Dabei wird es vor allem um die Frage gehen, wie groß die Erweiterungen ausfallen sollen. Esser erklärt, dass man wegen eines interkommunalen Gewerbegebiets auch in Kontakt mit Schleiden stehe.
Kulturprogramm
Doch auch den Ortskern dürfe man nicht außer Acht lassen: „Dort gibt es bislang keine Leerstände – im Gegenteil. Es werden Ladenlokale gesucht.“ Die Nahversorgung im Kernort sei gut: „In Kall bekommt man alles, was man zum Leben braucht.“ Allerdings ist das gastronomische Angebot, wie auch der Bürgermeister einräumt, sehr überschaubar. Gleiches gilt für die Übernachtungsmöglichkeiten im Kernort und für das Kulturprogramm. Bleibt zu hoffen, dass es dem neuen Vorstand des Bürgervereins unter der Führung von Kalls Ortsvorsteher Stefan Kupp gelingt, wieder mehr Kulturveranstaltungen in die Bürgerhalle zu holen.
Schade ist sicherlich auch, dass es im Kernort keine weiterführende Schule mehr gibt. Die Grundschule wird voraussichtlich in den Weihnachtsferien in die ehemalige Hauptschule umziehen. „Aber wir haben ja noch das Gymnasium in Steinfeld und ein breites Angebot in den Nachbarkommunen“, sagt Esser. Für das Gebäude der Grundschule zeichnet sich eine Nachfolgenutzung ab.
Zweigeteilt beim Thema Öffentlicher Nahverkehr
„Es gibt Bedarf für eine Pflegeeinrichtung für ältere Menschen aus der Gemeinde. Da könnte die Grundschule ein geeigneter Standort sein.“ In puncto Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) ist die Gemeinde zweigeteilt: Während Kall selbst auch dank der Bahnlinie Köln-Trier gut zu erreichen ist, sieht das in den Außenorten anders aus. „Da wären mehr Verbindungen durchaus wünschenswert“, muss auch Bürgemeister Esser eingestehen. Angebote wie der Taxibus müssten den Menschen aber auch besser erklärt werden.
Beim Schienenverkehr werden sich die neu gewählten Politiker vor allem mit zwei Themen auseinandersetzen müssen: den Planungen für die Elektrifizierung der Eifelbahn bis Kall und der Reaktivierung der Oleftalbahn. „Ich stehe der Reaktivierung offen gegenüber“, sagt der Bürgermeister, der das Projekt auch als Chance sieht. Dann sei Kall wieder ein Eisenbahnknotenpunkt.
Entwicklung der Außenorte
Der Tourismus fristet in Kall bislang eher ein Stiefmütterchendasein. Selbst die in vergleichbaren Kommunen häufig anzutreffende Beschilderung mit Hinweisen auf die Geschichte sucht man im Kernort vergebens, von anderen Angeboten ganz zu schweigen. Da reicht es auch nicht aus, wenn der Bürgermeister auf Steinfeld verweist, das sich zu einem „touristischen Hotspot“ entwickelt habe. Dort gebe es im Kloster mit den Gästehäusern auch entsprechende Übernachtungsmöglichkeiten. Doch ansonsten hat die Gemeinde Gästen nur wenig zu bieten.
Wichtig für den neuen Rat wird auch die weitere Entwicklung der Außenorte im Süden der Gemeinde sein. Sistig hat sich da in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Unterzentrum entwickelt.
Bemüht um Gold-Zertifizierung
Wenn es um den Klimaschutz geht, verweist Esser auf die geplante energetische Sanierung von Rathaus und Hallenbad, mit dem die Gemeinde die Heizkosten senken und CO2 einsparen will. Beim European-Energy-Award bemühe man sich um eine Gold-Zertifizierung, bislang ist es nur Bronze.
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Doch angesichts einer schwierigen Haushaltslage, die sich durch die Corona-Pandemie noch zugespitzt hat, stellt sich die Frage, welche Vorhaben sich die Gemeinde künftig noch leisten kann. „Wir haben wegen Corona mindestens bis 2022 eine schwierige Lage. Ein Haushaltssicherungskonzept will ich aber auf jeden Fall vermeiden“, betont Esser. Größere Vorhaben seien künftig nur noch möglich, wenn es entsprechende Zuschüsse gebe.