Der Bunker wurde aufwendig getarnt, in einer Doppelgarage befand sich der Zugang. Öffentlich wurde erklärt, es handele sich um ein Wasserwerk.
Relikt aus dem Kalten KriegGeheimer Atombunker in der Eifel ist heute ein „Lost Place“
Ein Hügel mitten im Wald, abgelegen in der Eifel, nur wer genau hinsieht, entdeckt alte, von Moos bewachsene Betonteile. Wanderer, die hier zufällig vorbeikommen, ahnen nicht, dass sich hier ein voll ausgestatteter Atombunker befindet.
Die Tarnung der riesigen Anlage ist kein Zufall. Es handelt sich eines der ehemals geheimsten Objekte in Nordrhein-Westfalen. Die Anlage hatte früher eine herausragende Bedeutung, heute ist sie ein „Lost Place“, ein Relikt aus Zeiten des Kalten Krieges.
Eingang zum Atombunker in der Eifel wurde durch Doppelgarage getarnt
Auch der Eingang ist verblüffend trickreich mit einer Doppelgarage unweit eines „zivilen“ Gebäudes getarnt. Darin waren jedoch keine alten Autos untergebracht. Stattdessen war die Garage selbst der Zugang zu einem rund 1000 Quadratmeter großen Komplex, der sich im Untergrund des Geländes befindet.
Gegenüber der Öffentlichkeit wurde der Atombunker als „Wasserwerk“ oder als „Warnamt“ verschleiert, wie auch der KuLaDig berichtet. Bunkerteile, welche an der Oberfläche sichtbar waren, wurden grün gestrichen, mit Rollrasen abgedeckt und anschließend mit Bäumen bepflanzt. Ein einsames Haus im Wald mit Doppelgarage, das unscheinbare Bild dürfte kaum Interesse geweckt haben.
Geheimer Atombunker in der Eifel ist ein Relikt des Kalten Krieges
Doch der Bau in Kall-Urft im Kreis Euskirchen hatte eine wichtige Funktion für Nordrhein-Westfalen, davon zeugen auch die massiven Betonwände, die im Innenbereich einen Meter, im Außenbereich sogar drei Meter messen.
Hintergrund war der Schrecken der beiden Weltkriege, die auf den Menschen lastete. Es war die Zeit der Kubakrise, des Mauerbaus in Ostberlin. Die Großmächte USA und Sowjetunion standen sich drohend mit atomarer Aufrüstung gegenüber.
Auch Deutschland war in den 1960er-Jahren in Gefahr. Der Kalte Krieg konnte jederzeit in einen heißen Krieg umschlagen. Die atomare Bedrohung war allgegenwärtig. Nordrhein-Westfalen wollte für den Ernstfall vorbereitet sein. 1962 begann die Landesregierung mit den Planungen für das streng geheime Projekt tief in der Eifel.
Atombunker sollte im Kriegsfall als Ausweichsitz der NRW-Regierung dienen
Bei einem Atomkrieg sollten hier der NRW-Ministerpräsident, der Innenminister sowie der Justizminister sowie 200 Experten untergebracht werden. Der unterirdische Atombunker war so konzipiert, dass die NRW-Regierung von hier aus die Regierungsgeschäfte weiterführen könnte.
Einen Überdruck von zehn Atmosphären sollte die Tür zum Bunker aushalten. Dahinter gelangte man zunächst in eine Dekontaminationsanlage, in der Personen von gefährlichen Verunreinigungen und Schadstoffen gereinigt werden sollten. Auch eine radioaktive Belastung sollte hier zumindest eingegrenzt werden.
Atombunker war mit Kommunikationsräumen, Radiostudio und „Fürstensuiten“ ausgestattet
Als Kommunikationseinrichtungen wurden zahlreiche Fernschreiber und eine Telefonanlage mit rund zweihundert Anschlüssen installiert. Zudem wurden ein Radiostudio mit Sprecher und Technikraum eingerichtet, von dem aus die Bevölkerung über die aktuelle Lage informiert und Ratschläge erteilt werden sollte.
Auch eine Bibliothek durfte nicht fehlen, wo neben Unterhaltungsliteratur vor allem Gesetzessammlungen aufbewahrt wurden.
Die Unterkünfte waren als Sechs-Bett-Zimmer karg und nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Einzig für den Ministerpräsidenten und seine engsten Mitarbeiter wurden sogenannte „Fürstensuiten“ eingerichtet, die in einem abgeteilten Bereich im Bunker über einen Besprechungsraum sowie eigene Badezimmer und Toiletten verfügten.
NRW-Landesregierung gibt Atombunker nach Ende des Kalten Krieges auf
Gebraucht wurde der Atombunker nie, da der Ernstfall ausblieb. Dennoch musste er jahrzehntelang in ständiger Betriebsbereitschaft gehalten werden. Zwischen 1966 und 1989 fanden hier zudem in regelmäßigem Turnus Übungen statt. Die Pläne für eine Notbelegung im Ernstfall sahen vor, dass im Bunker 300 Personen einen Monat überleben können sollten.
Zum Ende des Kalten Krieges verlor der Ausweichsitz der Landesregierung Nordrhein-Westfalens schließlich an Bedeutung. 1993 wurde er endgültig aufgegeben. Seitdem befindet sich die Anlage samt dazugehörigem Einfamilienhaus in Privatbesitz. Die Eigentümer-Familie Röhling entschloss sich jedoch, den Ursprungszustand des Bunkers zu erhalten und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Bei den regelmäßig stattfindenden Führungen kann man sich heute einen Überblick über die Einrichtung verschaffen. Wer heute durch die unterirdischen Gänge wandelt, bekommt ein beklemmendes Gefühl und wird in die Zeit des Kalten Krieges und die atomare Bedrohung, die damals allgegenwärtig war, zurückversetzt.