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Tradition seit 1946Neues Konzept für Eifeler Musikfest in Steinfeld ist ein Erfolg

Lesezeit 4 Minuten
Ein Chor und ein Orchester musizieren im Altarraum der Steinfelder Basilika.

Viele Besucher lockte das Eifeler Musikfest. In einer deutschen Uraufführung führten Chor und Orchester das „Miserere“ von Karl Jenkins auf. Fotos: Stephan Everling

Das Eifeler Musikfest bot in Steinfeld eine Uraufführung und mehrere Neuerungen.

Eine spannende Jubiläumsveranstaltung erlebte das 75. Eifeler Musikfest am Wochenende in Steinfeld. Denn Intendant Erik Arndt hatte dem Fest in seinem ersten Jahr einige Entwicklungsimpulse verpasst. Nicht nur, dass zum ersten Mal am Freitag ein „Eifeler Abend“ im Schafstall stattfand, dazu wurde beim Festkonzert am Sonntagnachmittag mit dem „Miserere“ des englischen Komponisten Karl Jenkins auch zum ersten Mal ein zeitgenössisches Werk gespielt, sogar in deutscher Uraufführung der Komplettfassung.

Es war ein Wagnis, das getrost als gelungen bezeichnet werden kann. Denn gerade das Festkonzert, das immer schon mit opulenten und außergewöhnlichen Aufführungen aufgewartet hatte, dürfte den Zuhörern im Gedächtnis bleiben. Mit dem Oratorium „Miserere: Songs of Mercy and Redemption“ führte Arndt als Leiter von Chor und Orchester ein Stück auf, das in seiner meditativen Kraft, melodiösen Tiefe und klanglichen Vielfalt ein Erlebnis ist.

Solisten überzeugten bei Uraufführung in Steinfelder Basilika

Als Reaktion auf die Nahostkonflikte hatte Jenkins im Jahr 2019 das Oratorium geschrieben. In England ein Superstar, ist Jenkins in Deutschland leider nur selten zu hören. Am bekanntesten ist hierzulande sein Stück „Adiemus“, das die Luftfahrtgesellschaft Delta Airlines in einem Werbeclip nutzte.

Jenkins, der als einer der Begründer des Jazzrock-Genres in den frühen Siebziger Jahren gilt, hat mittlerweile eine Reihe von kirchenmusikalischen Werken vorgelegt. In „Miserere“ spannt er den klanglichen wie auch thematischen Bogen weit durch die Musikgeschichte.

Julius Esser (v.l.), Hannes Schöner und Güter Hochgürtel stehen vor ihrem Auftritt in Steinfeld vor dem Schafstall.

Beim Eifeler Abend im Schafstall traten Julius Esser (v.l.), Hannes Schöner und Günter Hochgürtel auf.

Ungewöhnlich ist auch die Instrumentierung: Mit einem Kontratenor und einem Cello als führenden Solisten (brillant in Steinfeld: Luca Segger und Johanna Stein), Streichorchester, dem Chor an der Basilika Steinfeld, Harfe, Percussion, der orientalischen Zither Qanun, dem türkischen Duduk und einer orientalischen Sängerin war ein außergewöhnliches Klangbild garantiert.

Der Eifeler Abend im Schafstall war neu im Programm

Mit viel Sinn für die Feinheiten der Musik gestaltete Arndt das komplexe Werk, das Anleihen in der Gregorianik genauso wie im Jazz und der arabischen Kultur nahm. Jenkins’ Vorliebe für getragene, sphärische Klänge, elegante Melodiebögen und dann wieder spannungsreiche Harmonien setzte der Dirigent gekonnt um. „Nach dem letzten Ton war es erst einmal ganz still in der Kirche. Aber als ich mich umdrehte, standen bereits alle und applaudierten“, schilderte Arndt sein eigenes Erleben. Rund 250 Zuhörer hatten sich das Ereignis nicht entgehen lassen wollen.

Einen Bruch der Tradition des Musikfestes hatte Arndt als Intendant mit dem „Eifeler Abend“ organisiert, bei dem er das weltliche Element im Programm stärkte. Mit Hannes Schöner und Günter Hochgürtel hatte er zwei namhafte Protagonisten engagiert. „Das Konzept war: Ein Mann, eine Gitarre“, fasste Arndt das Motto des Abends zusammen. Je eine Dreiviertelstunde spielten Hochgürtel und Schöner zunächst ihr eigenes Programm, bevor sie gemeinsam für das Publikum sangen. Bereichert wurde das Programm durch den Poetry-Slammer Julius Esser, der den Abend eröffnete. Rund 130 Zuhörer waren zu diesem Konzert in den Schafstall gekommen.

Kammermusikabend wurde vom Tod Hans-Peter Glimpfs überschattet

Das Kammermusikkonzert am Samstag in der Schülerbibliothek stand im Schatten des plötzlichen Todes von Hans-Peter Glimpf, der bereits das Programm zusammengestellt hatte, als er Anfang Mai gestorben war. Dabei wurde Musik präsentiert, die im 18. Jahrhundert im Café Zimmermann in Leipzig aufgeführt worden war. Mit der „Kaffee-Kantate“ von Johann Sebastian Bach und der „Kanarienvogel-Kantate“ von Georg Philipp Telemann hatte Glimpf heitere und sogar komische Stücke herausgesucht.

Sein Tod bedeutete allerdings eine Herausforderung für den Intendanten, wie Arndt berichtete: Er hatte dadurch auch die Leitung für diesen Part übernommen. Denn Noten waren nicht vorhanden und mussten erst mühsam aus den Originalhandschriften oder früheren Veröffentlichungen transkribiert werden. Trotzdem gelang mit großartigen Musikern wie dem Sänger Achim Petermeyer ein gelungenes Konzert, zu dem rund 80 Zuhörer kamen.

Das traditionelle Festhochamt am Sonntagmorgen gestaltete der Kirchenchor Marmagen unter der Leitung von Axel Wilberg, der bereits an vielen Eifeler Musikfesten teilgenommen hatte. Er brachte mit Unterstützung von Solisten und einem Streichorchester die Missa Brevis in D von Wolfgang Amadeus Mozart zu Gehör.


Seit 1946 in Steinfeld

Das Eifeler Musikfest wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von dem Aachener Bischof Johannes Joseph van der Velden, Domkapellmeister Theodor Rehmann und Pater Ludgar Dingonetto aus Steinfeld erdacht und zum ersten Mal 1946 umgesetzt. Musikkultur sollte so in die strukturschwache und von den Kriegsereignissen gebeutelte Eifel gebracht werden.

Rehmann führte beim vom Bischof zelebrierten Pontifikalhochamt die Missa Solemnis in b-Moll von Anton Bruckner auf. Nachmittags wurden im äußeren Klosterhof Werke von Schubert, Haydn und Bruckner gespielt. Das Publikum kam damals vor allem zu Fuß oder mit dem Rad zu den Konzerten. Das Eifeler Musikfest ist das älteste des Rheinlands.