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Facebook, Podcasts und Co.Noch nie war der Wahlkampf im Kreis Euskirchen digitaler

Lesezeit 5 Minuten

Um alle Kandidatinnen und Kandidaten im Internet auf Herz und Nieren zu prüfen, kann man nicht genug digitale Endgeräte haben. Instagram ist im Wahlkampf genauso wichtig wie Plakate.

  1. Die Corona-Pandemie wirbelt auch die Kommunalwahl durcheinander und sorgt für den modernsten Wahlkampf aller Zeiten.
  2. Weil Kandidaten aus dem Kreis Euskirchen oft keinen direkten Kontakt zu Bürgern haben können, setzen sie auf Facebook, Instagram und Co.
  3. Wir haben uns mit Kommunalpolitikern unterhalten und gefragt, wie sie den digitalen Wahlkampf erleben.

Kreis Euskirchen – Es ist mit Abstand der wohl modernste Wahlkampf in einer Kommunalwahl. Die Kandidatinnen und Kandidaten – sei es für den Rat, den Posten des Bürgermeisters oder den des Landrats – sind sich einig: Das persönliche Gespräch mit den potenziellen Wählern ist durch Soziale Netzwerke nicht zu ersetzen. Trotzdem findet ein großer Teil des Wahlkampfs im Internet statt.

In Zeiten der Corona-Pandemie ist der Stimmenfang moderner geworden. Auch deshalb, um Abstand zu den Menschen zu halten und so die Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus möglichst zu minimieren: Es wird gebloggt, es werden Podcasts aufgenommen und Instagram ist mittlerweile genauso wichtig wie ein großes Plakat an einer viel befahrenen Kreuzung. Vielleicht sogar wichtiger, denn bei Instagram, Facebook und Co. kann mit den Menschen interagiert, auf sie eingegangen werden. Zudem bieten die Sozialen Netzwerke die Chance, auch junge Menschen, denen durchaus eine gewisse Politikverdrossenheit nachgesagt wird, zu erreichen.

Das sagen Politiker zum Wahlkampf über Soziale Medien

Markus Ramers, Landratskandidat der SPD, ist seit Jahren auf Instagram und Sozialen Netzwerken aktiv. „Am Wichtigsten ist mir bei all meinen Aktivitäten, authentisch zu sein. Wahlkampf macht mir Spaß und als geselliger Mensch ist mir die direkte Kommunikation sehr wichtig“, sagt der 33-Jährige. So seien Ideen wie die Kneipen-Tour, die Wanderung, die 294 Postkarten, der digitale Thekentalk oder interaktive Insta-Stories entstanden. „Jeder Beitrag, jeder Kommentar und jede Nachricht stammen von mir“, sagt Ramers. 344 Beiträge hat der Freilinger bisher gepostet.

Johannes Winckler (CDU) ist ebenfalls auf Instagram und Facebook aktiv und lässt die Menschen im Kreis regelmäßig an seinem Wahlkampf teilhaben. Frank Poll von der AfD hat vier Posts veröffentlicht, Hans-Werner Ignatowitz (Grüne) bisher sieben. Camelia Dederichs ist da deutlich aktiver, auch wenn die ÖDP-Kandidatin ihr privates Profil erst in den vergangenen Wochen mit Wahlkampf-Posts füllt.

Landratskandidaten im Live-Stream

Wer die Landratskandidaten live erleben möchte, kann am heutigen Donnerstag, 3. September, 18 Uhr, den Live-Stream mit den Redakteuren Michael Schwarz und Tom Steinicke einschalten. Alle sechs Kandidaten, die die Nachfolge von Günter Rosenke antreten wollen, sind für die Diskussionsrunde eingeladen worden.

www.rundschau-online.de/landratsduell

Unsere Leserinnen und Leser können den sechs Kandidatinnen und Kandidaten Fragen stellen. Senden Sie im Vorfeld oder auch während der Gesprächsrunde Ihre Fragen per E-Mail oder im Chat an die Redaktionsadresse: redaktion.euskirchen@ksta-kr.de

Wichtig ist, dass der Internetbrowser unmittelbar vor 18 Uhr noch einmal aktualisiert wird, damit der Live-Stream auf dem Computer, Handy oder Tablet wirklich startet. Wer die Talkrunde verpasst, kann sie im Nachgang unter dem angegebenen Link anschauen. (eb)

Von Jennifer Meuren gibt es etwas auf die Ohren. Die 33-Jährige will Bürgermeisterin von Blankenheim werden. Sie setzt im Wahlkampf auf Podcasts. Der Begriff setzt sich aus den Wörtern „iPod“ (einem Abspielgerät für Audiodateien der Firma Apple) und dem englischen „Broadcast“ (Sendung) zusammen. Ein Podcast ist eine Audio-Datei, die man zeitunabhängig anhören kann, indem man sie als Datei aus dem Internet lädt oder direkt streamt.

Meuren hat bereits vier Podcasts auf ihrer Homepage veröffentlicht. In bis zu 15 Minuten langen Interviews erfahren die Zuhörer einiges Privates von der Eifelerin. In einem anderen Podcast erklärt sie in einfacher Sprache, was ein Bürgermeister eigentlich so macht. „Die Menschen möchten auch mal meine Stimme hören“, sagt Meuren. Die Zugriffszahlen auf ihre Podcasts seien gut. „Häufig hören es eher jüngere Menschen, aber ich habe auch Feedback von 65-Jährigen erhalten“, sagt Meuren. Mehrere Stunden Vorbereitung stecken in den einzelnen Folgen, die im Nachgang noch zusammengeschnitten werden. Podcasts seien auch im Fall einer Wahl eine Möglichkeit, die Menschen rund um Blankenheim zu erreichen.

Kreis Euskirchen: Andere Politiker setzen aufs Telefon

Für alle Politiker ist es wichtig, ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen zu haben. Stephanie Burkhard (Bündnis 90/Die Grünen) setzt im Wahlkampf ganz bewusst aufs Telefon. Die Bürgermeister-Kandidatin für Euskirchen setzt sich regelmäßig ans Bürgertelefon. „Bei der Premiere hat ein Bürger angerufen, mittlerweile hat die Aktion unheimlich an Fahrt aufgenommen“, berichtet Burkhardt: „Die Hemmschwelle ist gering, die Themen der Menschen sehr unterschiedlich.“

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Wie eigentlich alle ihre Mitstreiter im Kreisgebiet bezeichnet auch Burkhardt den Wahlkampf als „besonders“. Denn Corona lasse größere Veranstaltungen nicht zu, der direkte Kontakt zwischen Wähler und Wahlkämpfer sei schwieriger. Das gelte auch für den Häuserwahlkampf. Es gebe aber auch Menschen, die die Tür bewusst nicht öffnen und sich dann eben per Telefon oder durch die Tür unterhalten. In solchen Fällen wird die Broschüre vor die Tür gelegt oder in den Briefkasten geworfen, berichten die Kandidaten unisono.

Eine Homepage haben eigentlich alle Kandidaten. Auch in diesem Punkt ist der Wahlkampf moderner geworden. Einen eigenen Blog haben aber nur wenige. Eine von ihnen ist Christine Bär (SPD), die in Zülpich Bürgermeisterin werden möchte. Sie führt eine Art virtuelles Tagebuch und greift Themen aus der Römerstadt auf. Auch bei Podiumsdiskussionen geht man neue Wege. Das Zauberwort lautet Live-Stream. Auf „echtes“ Publikum im Raum oder Saal wird dabei wegen des Coronavirus weitgehend verzichtet. Die Reichweite ist übers Internet aber deutlich größer. Da kann auch ein gefülltes Euskirchener City-Forum nicht mithalten.