Kreis Euskirchen – Beim Wegräumen des Schutts, bei der Trinkwasseraufbereitung oder bei der Wiederherstellung von Telefon- und Internetverbindungen: Die Bundeswehr hilft derzeit an vielen Stellen im Kreis Euskirchen die Schäden der Unwetterkatastrophe zu beseitigen. „Mehrere 100 Soldaten von verschiedenen Standorten sind auch jetzt noch im Einsatz“, erklärte Oberstleutnant Christian Bruske, stellvertretender Leiter des Kreisverbindungskommandos, das die Einsätze der überörtlichen Kräfte koordiniert. Auch schweres Gerät wie Kräne und Großfahrzeuge zur Stromerzeugung oder zur Datenübermittlung seien eingesetzt worden.
Zusätzlich habe die Bundeswehr Unterkünfte für bis zu 150 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) bereitgestellt und ein Zwischenlager für die Hilfsgüter im Depot in Mechernich eingerichtet.
Rund 640 Soldaten helfen in Düsseldorf und Köln
Nach Angaben von Oberstleutnant Stefan Heydt, Pressesprecher des Landeskommandos Nordrhein-Westfalen, helfen aktuell noch rund 640 Soldaten in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln. „Seit dem 14. Juli hat es fast 70 Anträge auf Hilfeleistungen gegeben, von denen 25 noch bearbeitet werden“, so Heydt.
Beratung bei seelischen Krisen in der Hochwasser-KatastropheViele Menschen haben in dieser Zeit sehr belastende Erfahrungen gemacht und teilweise traumatische Situationen erlebt. Das Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen bietet unter folgender Telefonnummer entsprechende Hilfe an:
In Teilen des Kreises ist die Stromversorgung noch unterbrochen. Betroffen sind vor allem noch Bad Münstereifel und die Euskirchener Innenstadt.
Hotline der Bezirksregierung
Für Betroffene der Flutkatastrophe hat die Bezirksregierung Köln eine Hotline eingerichtet. Unter 0221/1472206.
Bargeld-Versorgung
Dokumente und EC-Karte von der Flut weggeschwemmt – was nun? Immer mehr Menschen im Kreis melden sich bei den Kreditinstituten, weil sie nicht wissen, wie sie an Bargeld kommen. Aber auch die Institute selbst sind in hohem Maße vom Hochwasser betroffen. Zahlreiche Geldautomaten funktionieren nicht, ganze Filialen sind aufgrund der Zerstörungen geschlossen. Was können die Betroffenen tun, um an Geld für das Lebensnotwendige zu kommen? Ein Überblick.
Angesichts der Vielzahl der Bundeswehrangehörigen, die im Kreis bei den Aufräumarbeiten helfen, hat Bruske schon Probleme, den Überblick zu behalten. „Mehr als 100 Soldaten vom Fliegerhorst in Nörvenich haben allein im Schleidener Stadtgebiet Brücken und Wege freigeräumt und Flussufer gesäubert“, berichtet der Oberstleutnant.
Weitere 15 hätten in der Nacht zu Montag vergangener Woche den Transport von Hilfsgütern von Euskirchen in das Zwischenlager durchgeführt. Dafür habe die Bundeswehr auch mehrere Lkw bereitgestellt.
49 Militärangehörige in Bad Münstereifel und Iversheim
In Bad Münstereifel und in Iversheim sind laut Bruske 49 Militärangehörige vom Standort Euskirchen und 45 aus Mechernich sowie 20 aus Nörvenich dabei Rettungswege freizumachen und den Schutt wegzuräumen. Dagegen konnten 17 Angehörige einer Einheit aus Bruchsal mittlerweile die Trinkwasseraufbereitung einstellen, weil sich die Situation weiter entspannt hat.
Trotzdem muss in Teilen von Bad Münstereifel, Euskirchen, Kall, Zülpich, Weilerswist und Schleiden das Trinkwasser weiter abgekocht werden. Abgeschlossen ist auch der Auftrag von 60 Angehörigen des Informationstechnikbataillons aus Kastellaun, die mit Satcom-Anlagen Telefon- und Internetverbindungen in Bad Münstereifel und Iversheim, Euskirchen und Schleiden sichergestellt haben.
Olef von Treibholz befreit
Mit vereinten Kräften arbeiten Bundeswehrsoldaten aus Nörvenich in Olef, um das Ufer des Flusses von Treibholz zu befreien. „Wir sind mit 80 Mann gekommen“, sagt Major Thomas Zanger, der den Einsatz leitet. Der Auftrag sei, kritische Infrastruktur zu schützen. In diesem konkreten Fall gehe es darum, die Durchlässe der Brücken von Treibholz zu befreien. Denn wenn ein weiterer Starkregen komme, müssten die Brücken als Verkehrswege verfügbar sein, um zum Beispiel Energieversorgern die Durchfahrt zu den Orten zu sichern. (sev)
Weitere 45 Helfer aus Kastellaun waren im Schleidener Stadtgebiet im Einsatz. In Euskirchen unterstützen 46 Soldaten des IT-Bataillons und 68 aus Nörvenich die Aufräumarbeiten. Bundeswehrangehörige seien ferner unter anderem in Arloff und Schweinheim eingesetzt gewesen. Allein in Schweinheim hätten in Spitzenzeiten mehr als 100 Soldaten geholfen. „An der Steinbachtalsperre haben Pioniere aus Holzminden mit einer Faltstraße einen Weg für Einsatzfahrzeuge befestigt“, sagt Bruske.
„In Schleiden stellen wir noch die Trinkwasserversorgung an fünf Ausgabestellen mit Tankwagen sicher“, erklärt der Verbindungsoffizier. Trupps des Geo-Amtes in Euskirchen seien in den vergangenen Tagen unterwegs gewesen, um Unterspülungen und Hangrutschungen zu untersuchen. Bruske weiter: „Aktuell liegt eine Anfrage vor. Soldaten sollen Wurzeln aus dem Veybach holen.“ Bald stünden auch wieder Pioniere bereit.