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Kreis EuskirchenCorona und Flut sorgen für Run auf Möbelgeschäfte und Elektrogeräte

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Letzte Flutschäden müssen im Möbelhaus Schröter in Mechernich-Obergartzem noch beseitigt werden.

Kreis Euskirchen – Für die Möbelhäuser im Kreis war die Corona-Krise ein Wechselbad der Gefühle. So gab es während der mehrmonatigen Schließungen nur geringe Einnahmen, was aber durch den Andrang nach den Wiedereröffnungen zum größten Teil wieder ausgeglichen wurde. Insgesamt ist die Branche deshalb mit einem blauen Auge davongekommen.

Seit Corona-Zeit boomen Küchenmöbel

Etwas anders ist die Situation bei der Haustechnik Jordan GmbH, die als Handwerksbetrieb auch Küchenmöbel verkauft. Deren Mitarbeiter kommen seit der Corona-Zeit mit der Arbeit kaum noch hinterher. „Es ist eine wilde Zeit mit hohen Umsätzen“, sagte Dirk Jordan, der für die Küchentechnik verantwortlich ist. Die Flutkatastrophe im Juli hat die Nachfrage nach Möbeln in der Region weiter ansteigen lassen. Doch auch wegen der Nachwirkungen von Corona kommt es jetzt zu Lieferengpässen.

Andreas Brucker, Geschäftsführer des gleichnamigen Möbelhauses in Kall, spricht mit Blick auf 2020 und 2021 von einem ständigen Auf und Ab. „Der erste Lockdown hat nur fünf Wochen gedauert, und er fiel in eine Zeit, in der die Nachfrage ohnehin nicht sehr hoch ist“, erklärt Brucker. Deshalb sei das Loch in der Kasse anschließend auch nicht so groß gewesen. Die Einnahmeausfälle habe man nach den Wiedereröffnungen ausgleichen können.

Viele Menschen hätten Möbel gekauft, weil Urlaubsreisen und andere Dinge nicht möglich waren. „Küchen sowie Polster- und Gartenmöbel waren besonders begehrt“, erzählt der Möbelhaus-Chef. Der zweite Lockdown kurz vor Weihnachten sei deutlich einschneidender gewesen. „In der Zeit von Dezember bis März machen wir in der Regel 40 bis 50 Prozent des Jahresumsatzes“, so der Möbelhaus-Chef. Ohne staatliche Hilfen wie das Kurzarbeitergeld hätte man die Situation nicht meistern können.

Nach der Wiedereröffnung im März sei dann ein gewisser Nachholbedarf zu spüren gewesen. „Als dann die Testpflicht für den Einzelhandel beschlossen wurde, sind die Umsätze wieder um 70 bis 80 Prozent eingebrochen“, berichtet Brucker. Der anschließende Lockdown im März habe dann zum Glück nur drei Wochen gedauert. „Unterm Strich konnten wir die Ausfälle insbesondere des zweiten Lockdowns nicht mehr ganz kompensieren“, bilanziert der Geschäftsführer.

Der Service während des Lockdowns war kreativ

„Wir haben die Corona-Zeit genutzt, um unseren Ausstellungsbereich aufzuhübschen“, erzählt Manuela Schröter, die in Mechernich-Obergartzem Massivholzmöbel anbietet. Die Schreiner des Hauses hätten zum Teil mit Unterstützung der Verkäufer neue Fußböden gelegt und Decken und Wände neu gestaltet.

Das restliche Team habe sich um die Anfragen der Kunden gekümmert. „Diese Zeit war sehr aufwendig und deshalb auch sehr anstrengend“, sagt Schröter. Teilweise habe man den Kunden Fotos und Videos von den Möbeln schicken müssen. „Einige Male haben wir sogar Katalogseiten kopiert und sie dann per Post an die Kunden verschickt.“

In den ersten Tagen und Wochen nach der Wiedereröffnung des Hauses habe es dann einen Ansturm der Kunden gegeben. Doch wegen der Auswirkungen des Lockdowns seien die Lieferzeiten immer länger geworden. „Zum Glück hatten wir schon vorher unsere Lagerkapazitäten erweitert. Zudem haben wir viele Ausstellungsstücke verkauft, um Kundenwünsche erfüllen zu können.“ So habe man den Umsatzausfall aus den Lockdown-Zeiten zum großen Teil wieder aufholen können.

Immer noch Spenden

Rund einen Monat, nachdem das Spendenlager in einer Halle von Möbel Brucker in Kall geschlossen wurde, kommen immer wieder noch einzelne Spenden an. „Wenn uns jemand Betten, Matratzen oder Polstergarnituren spendet, sorgen wir dafür, dass sie über Hilfsgruppen oder über Aufrufe in sozialen Medien verteilt werden“, sagt Geschäftsführer Andreas Brucker. Rund acht Wochen lang hatte das Lager geöffnet. (wki)

Die Flutkatastrophe im Juli hat den Run auf die Möbelhäuser noch einmal verstärkt. „Wir können von Glück reden, dass wir im Gegensatz zu anderen Einzelhändlern verschont geblieben sind“, betont Andreas Brucker. „In der ersten Woche nach der Flut hatten wir kaum Kunden. Viele Autobahnen und Straßen waren gesperrt, und die Eifel wurde als Krisengebiet angesehen.“ Zwei Tage habe man auch keine Möbel ausliefern können.

In der Zeit danach sei die Nachfrage nach Möbeln rasant gestiegen. „Wir fokussieren uns zurzeit mit unserem Geschäft auf die Region und haben deshalb aktuell auch weniger Kunden von außerhalb.“ Da er mit seiner Familie in Kall lebe und die Schäden hautnah mitbekommen habe, sei es selbstverständlich, dass man die Menschen hier unterstütze. „Wir haben mit den Herstellern verhandelt und auf deren Nachlässe noch etwas draufgepackt“, sagt Brucker.

Ferner habe man die Lagerkapazitäten hochgefahren, um Möbel von Flutopfern, deren Wohnungen noch nicht fertig sind, unterstellen zu können. Das sei zum Glück nicht in allen Fällen nötig, da die Lieferzeiten auch deutlich angestiegen seien: „Wer heute bestellt, bekommt seine Küche im Januar oder später.“ Für die Lieferzeiten seien die Kapazitäten bei den Herstellern und die Materialknappheit verantwortlich. „Wir haben in den vergangenen Wochen unsere Auslieferungs- und Montagekapazitäten hochgefahren, um pünktliche Lieferungen sicherzustellen.“

„Viele kommen mit ihren alten Kaufverträgen und sagen, das brauchen wir jetzt nochmal“

Das frisch renovierte Möbelhaus von Manuela Schröter wurde bei der Flut in Teilen auch beschädigt. „Schlammwasser hatte sich auf einer Fläche von 250 Quadratmetern verteilt. Wir mussten alle Böden wieder rausreißen und die Möbel wegschmeißen“, erzählt Schröter. Weil es keinen Strom gegeben habe, sei das Möbelhaus drei Tage lang geschlossen gewesen. „Seitdem bedienen wir fast nur noch Kunden, die vom Hochwasser betroffen sind.

Viele kommen mit ihren alten Kaufverträgen und sagen, das brauchen wir jetzt nochmal.“ Andere würden Grundrisse ihrer Räume mitbringen und sich beraten lassen. „Jeder von ihnen hat eine schlimme Geschichte zu erzählen.“ Flutopfern stelle man auch Lagerkapazitäten zur Verfügung. „Das ist alles ein logistischer Spagat. Wir bestellen zum Teil mit der Option, die Lieferung verschieben zu können, bis die Flutopfer wieder in ihre Wohnungen zurück können.“

In einigen Fällen seien auch Möbel aufgearbeitet worden. Darüber hinaus müssten Kostenvoranschläge und Gutachten für Versicherungen erstellt werden.

Corona und Flut sorgen bei Möbelverkäufern für volle Auftragsbücher

Im Betrieb von Dirk Jordan haben sowohl Corona als auch die Flut für volle Auftragsbücher gesorgt. „Da wir ein Handwerksbetrieb sind, der auch Küchen verkauft, war unser Geschäft auch während der Lockdowns geöffnet. Wir durften die Kunden aber nur bei ihnen vor Ort beraten“, sagt Jordan. Viele hätten sich in dieser Zeit telefonisch beraten lassen und dann ihre Möbel online bestellt. „Als die Lockdowns dann vorbei waren, war der Ansturm jedes Mal noch größer.“ Aber das sei alles noch nichts verglichen mit der Situation nach der Flut: „Wir sind in neue Dimensionen vorgestoßen. Das Telefon steht nicht mehr still.“ Man habe viele Küchen abbauen müssen, damit die Räume trocknen könnten. „Die Kunden haben uns dann gebeten, ihre Küche ein zweites Mal zu bestellen.“

An dem Samstag nach der Flut seien alle Elektrogeräte in der Ausstellung in knapp drei Stunden verkauft gewesen. „Wir haben sofort Hunderte Geräte nachgeordert und alles gekauft, was lieferbar war.“

Mittlerweile gebe es auch bei Kühlschränken, Spülmaschinen und Backöfen große Lieferschwierigkeiten. Anders sehe es aber bei Möbeln aus: „Bei unserem Hersteller gibt es keine Probleme. Er hat so große Kapazitäten, da macht sich die Flut nicht bemerkbar.“ Wer unbedingt noch in diesem Jahr neue Möbel haben wolle, könne auch beliefert werden.

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„Bei vielen Kunden ist angesichts der Situation aber auch eine gewisse Demut zu spüren. Da wird nicht gemeckert, wenn eine Lieferung mal etwas länger dauert“, hat Jordan festgestellt. Weil viele Kunden erst einmal warten müssten, bis ihre Räume getrocknet seien, gebe es auch noch keine große Nachfrage nach Montagearbeiten. „Wir sind aber trotzdem auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Die sind aber nicht so schnell zu finden“, sagt Jordan.