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Kritik am Düsseldorfer VorgehenSo steht es um die Karnevalszüge im Kreis Euskirchen

Lesezeit 4 Minuten

Jebützt wird wohl auch beim Straßenkarneval 2022 nur mit Abstand und Maske – wenn er denn überhaupt stattfindet.

  1. Die Kuchenheimer waren die esten, die ihren Karnevalszug im Kreis Euskirchen abgesagt haben.
  2. Nun folgen die nächsten.
  3. Zu einer Verschiebung in den Sommer finden die Jecken im Kreis teils deutliche Worte.

Kreis Euskirchen – Knapp drei Monate vor dem Höhepunkt der Session steigen die Corona-Zahlen so hoch wie noch nie und das Comitee Düsseldorfer Carneval verschiebt den Rosenmontagszug in den Mai. Auch die Jecken im Kreis stehen erneut vor der Entscheidung: Warten wir noch oder sagen wir ab?

Gemünd und Kuchenheim haben ihre Zugpläne für 2022 schon wieder in die Schublade gelegt. Die einen wegen der Folgen der Flutkatastrophe, die anderen aufgrund der unberechenbaren Pandemie. „Irgendwie ist es ein bisschen demoralisierend“, sagt Albert Meyer vom Festausschuss Mechernicher Karneval und seufzt. Noch wolle der Festausschuss nichts absagen, aber im Moment sei man „ziemlich ratlos“. Im Dezember wolle man auf einer Vorstandssitzung noch einmal überlegen, was und vor allem wie etwas stattfinden könne.

Eiserfeyer Lichterzug unter 2G-Regel nicht möglich

Ähnlich sieht es bei der KG Eiserfey 1966 aus, die mit ihrem Lichterzug normalerweise zahlreiche Jecken aus nah und fern anlockt. „Man will ja gerne was machen“, sagt Vorsitzender Heinz Heimersheim. Aber: „So wie es im Moment aussieht, ist das doch alles Blödsinn.“ Anfang Januar wolle man noch einmal beraten. Unter den aktuellen Regeln wie 2G oder gar 2G-plus sei der Lichterzug allerdings nicht durchführbar. Das zu kontrollieren, sei unmöglich.

In Zülpich blickt man ebenfalls etwas ratlos auf die Karnevalstage. „Im Augenblick ist es noch komplett offen, weil wir nicht wissen, was auf uns zu kommt“, beschreibt Robert Frings von der KG „Zölleche Öllege“ die Situation. Hier soll im Dezember beraten werden.

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Komplett abgesagt sind derweil die Züge in Schleiden und Weilerswist. Der Schutz aller Beteiligten stehe über dem Wunsch, den Nelkensamstagszug durchzuführen, teilt Mareike Weyer von der Zugleitung in Weilerswist mit. Die Schleidener Karnevalisten haben gleich mehrere Gründe für ihre Absage: Neben den Folgen der Flutkatastrophe und der Pandemie wurden die Jecken der KG blau-weiß auch noch von einem Brand schwer getroffen. Bei einem Feuer in einer Scheune in Hostel im September brannten drei Karnevalswagen der KG ab. „Da ist nichts mehr brauchbar“, berichtet Vorsitzender Norbert Niebes.

Bad Münstereifeler wollen Karnevalszug mit Fußtruppen

Hoffnungsvoll zeigen sich hingegen ausgerechnet die von der Flut schwer getroffenen Bad Münstereifeler. „Wir wollen jetzt einfach nicht den Kopf in den Sand stecken. Das haben wir lange genug getan“, sagt Petra Schneider-Jonas von der IG Rettet den Karneval. Was im Februar möglich sei, wolle die Interessengemeinschaft möglich machen. Auf große Wagen und Autos werde bei dem Zug so oder so verzichtet. Schließlich sei noch völlig unklar, welche Straßen in der Stadt dann wieder nutzbar seien. Derzeit werde mit Fußgruppen geplant. „Wir schauen mal was Corona zulässt“, sagt Schneider-Jonas.

Verhalten optimistisch äußert sich auch Andreas Poensgen vom Karnevalsverein Blankenheim 1613: „Bis jetzt wollen wir es durchziehen.“ Der Verein plane alle Veranstaltung mit 2G-plus. Ob das allerdings beim traditionellen Geisterzug umsetzbar sei, sei noch nicht klar. Im Januar soll es ein Treffen aller Karnevalsvereine der Gemeinde Blankenheim mit der Bürgermeisterin geben. Wenn dann Grünes Licht gegeben werde, gehe es in die konkrete Planung.

Euskirchener wollen möglichst an Rosenmontagszug festhalten

Der Festausschuss Euskirchener Karneval hat angekündigt, so lange, wie es möglich und gesellschaftlich vertretbar sei, an den Plänen für den Rosenmontagszug festzuhalten. „Aktuell sehen wir noch keine Verschiebung oder Absage des Zuges.“

Düsseldorf habe erheblich mehr Zuschauer und der Zugweg sei länger als in Euskirchen. „Und dort gibt es jede Menge Kneipen, in die die Zuschauer nach dem Zug gehen können. Das ist bei uns leider nicht der Fall, was die Situation im Umkehrschluss unserer Ansicht nach deutlich entschärft“, sagt Stefan Guhlke, Präsident des Festausschusses. Allerdings sei allen klar, dass man sich von einigen geplanten Aktivitäten verabschieden müsse, wenn die vierte Welle weiter so rasant verlaufe.

Ärger über Verschiebung des Düsseldorfer Rosenmontagzuges

Verwundert zeigen sich die Karnevalisten im Kreis über das Vorgehen der Düsseldorfer. Albert Meyer erinnert sich, dass die Mechernicher wegen eines Sturmtiefs den Karnevalszug 2019 in den Mai verschieben wollten. Doch damals wurde das vom Bund Deutscher Karneval (BDK) abgelehnt. Sogar mit Ausschluss aus dem Verband sei gedroht worden. „Jetzt bin ich ganz erstaunt, dass das plötzlich doch geht“, sagt er.

Norbert Niebes aus Schleiden findet noch deutlichere Worte. Die Verschiebung des Düsseldorfer Rosenmontagszuges in den Mai sei ein Unding. „Da kann man nur wünschen, dass sie damit auf die Schnauze fliegen“, sagt er. Für ihn und die anderen Jecken ist klar: Der Karneval gehört in den Winter. Und an Aschermittwoch ist eben alles vorbei.