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Ein wenig Freude nach der FlutSpontane Sessionseröffnung in Bad Münstereifel

Lesezeit 3 Minuten

Die IG Rettet den Karneval führte den kurzen Umzug durch die zerstörte Kurstadt an.

Bad Münstereifel – Und als dat Trömmelche ging, da standen sie alle parat. So ist das eben im Karneval. Aber was tun in einer Stadt, die vor vier Monaten von der Flutkatastrophe so schwer heimgesucht wurde, dass die Hauptstraßen durch die Kernstadt schwer beschädigt wurden?

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Nein, eine Sessionseröffnung hatte man in Bad Münstereifel tatsächlich nicht eingeplant. Aber Spontaneität wird in der Kurstadt momentan großgeschrieben. Und manchmal gibt es ja auch diese glücklichen Fügungen – und dann geht alles ganz schnell.

Jeck trifft Jeck

Diese glückliche Fügung für alle Jecken war nämlich die, dass Hermann Josef Lemm ausgerechnet an Petra Schneider-Jonas vom Ordnungsamt der Stadt geriet – und zwar im positiven Sinne. Lemm ist nicht nur Mitarbeiter der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria, die das Seniorenhaus Marienheim an der Langenhecke betreibt, sondern auch Verbindungsoffizier der Karnevalsgesellschaft Nippeser Bürgerwehr. Und die wollte den Bewohnern im Marienheim etwas Gutes tun.

Bei Schneider-Jonas sprach er mit einer Gleichgesinnten. Jeck trifft Jeck sozusagen. Denn die Ordnungsamtsmitarbeiterin ist Mitglied der elfköpfigen Interessengemeinschaft „Rettet den Karneval“. Als Lemm hörte, dass es in Bad Münstereifel dieses Jahr keine Sessionseröffnung geben sollte, machte er den Vorschlag: „Dann gehen Sie doch mit uns!“

Karnevalszug

Die IG „Rettet den Karneval“ plant trotz der Flutschäden in der Kernstadt einen Karnevalszug für das närrische Wochenende. „Als einzige Fahrzeuge sind Bollerwagen erlaubt“, berichtet Petra Schneider-Jonas von der IG. Die Corona-Zahlen haben die Jecken ebenso im Blick wie die Bauarbeiten in der Stadt. Dementsprechend soll über den Zugweg kurzfristig entschieden werden.

Gesagt, getan: Am Samstag gegen 16 Uhr traf die Bürgerwehr mit zwei Bussen am Eifelbad ein. Und zog dann, die elf Mitglieder der IG vorneweg, mit Pechfackeln über die Trierer Straße durch das Orchheimer Tor und über die Behelfsbrücke am Salzmarkt. Ihr „Viva Colonia“, das sie auf der Marktstraße zum Besten gaben, sorgte nicht nur bei FC-Fans für Gänsehaut. Und als sie auf dem Kirchplatz ankamen – dort, wo freitags der Wochenmarkt stattfindet –, spielten sie natürlich „Op dem Maat“.

Dort empfingen die Münstereifeler die Gäste aus Nippes. Auch ein Dutzend Jecken war zur Stiftskirche gekommen, wo die Bürgerwehr noch ein paar Ständchen spielte, bevor sie dann zum Marienheim weitermarschierte.

Kölner Karnevalisten halfen unmittelbar nach der Flut

„Die Nippeser Bürgerwehr freut sich, in Bad Münstereifel zu sein“, sagte Kommandant Marco Moersch, als sich die Gruppe in drei Reihen auf der Langenhecke aufgestellt hatte. Den Vorschlag, durch die zerstörte Stadt zu ziehen, habe er anfangs skeptisch gesehen, denn Bad Münstereifel habe viel Leid erfahren. Doch allerorten erfuhr er Zustimmung für das Vorhaben. „Schauen wir mal, ob wir Stimmung verbreiten können“, meinte er, bevor der Musikzug der Bürgerwehr mit den Ständchen anfing.

Mit Sack und Pack nach Münstereifel kam die Nippeser Bürgerwehr und feierte spontan Sessionseröffnung in der Kurstadt.

Die IG und die Münstereifeler Jecken empfingen die Gäste aus Köln mit offenen Armen. „Wenn wir eines nach der Flutkatastrophe gebrauchen können, dann ist das Freude“, entgegnete Martin Jonas von der IG.

Wie schwer die Flut Bad Münstereifel getroffen hatte, wussten die Mitglieder der Nippeser Bürgerwehr übrigens nur allzu gut. Wie Petra Schneider-Jonas berichtete, war unmittelbar nach der Katastrophe eine Delegation der Kölner Karnevalisten nach Iversheim gereist, um dort mit anzupacken und aufzuräumen.