AboAbonnieren

Sechs StationenAuf Archäologietour durch den Kreis Euskirchen

Lesezeit 4 Minuten
Eine Gruppe Menschen steht im Wald und hält ein Transparent, das für die Archäologietage wirbt.

An den Überresten der Skisprungschanze bei Hollerath stellten die Beteiligten das Programm der Archäologietour vor.

Zum 17. Mail findet die Archäologietour Nordeifel statt. An sechs Stationen gibt es Einblicke in die Geschichte des Kreises Euskirchen.

Dass man bei der Archäologietour Menschen trifft, die aus eigenem Erinnern über die Bodendenkmäler erzählen können, kommt selten vor. Das Auftreten von Zeitzeugen aus der römischen Ära oder dem Mittelalter ist auszuschließen, von vorgeschichtlicher Zeit ganz zu schweigen. In diesem Jahr, bei der 17. Archäologietour, gibt es die große Ausnahme, und zwar an der einstigen Adolf-Hitler-Sprungschanze im Wald bei Hollerath.

Dort kann man Norbert Golbach treffen, der als Jugendlicher selbst von der Schanze gesprungen ist. Er war auch mit dabei, als die Akteure dort das Programm der Archäologietour vorstellten. Veranstalter sind das Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland und die Nordeifel Tourismus GmbH mit den beteiligten Kommunen. An sechs Stationen werden ausgewählte Bodendenkmäler vorgestellt und Einblicke in die Geschichte der Eifel gewährt.

Bei der Tour sind verborgene Orte im Kreis Euskirchen zu entdecken

Die gute Zusammenarbeit lobten der Hellenthaler Bürgermeister Rudolf Westerburg und Dr. Petra Tutlies, Leiterin der Außenstelle Nideggen des Amtes für Bodendenkmalpflege. Landrat Markus Ramers gestand, dass er zum ersten Mal an der Sprungschanze war. Das sei der Reiz der Archäologietour, dass man verborgene Orte kennenlernen und Schätze im Kreis entdecken könne. Dr. Ulrike Müssemeier, als „Mutter der Archäologietour“ tituliert, stellte die einzelnen Stationen vor.

Er hat mir 'nen Deu gegeben, und ab ging's.
Norbert Golbach

Die Sprungschanze bei Hollerath ist ein ausgesprochen junges Denkmal, und das in zweierlei Hinsicht. Errichtet wurde sie von 1932 bis 1934, als Bodendenkmal eingetragen ist sie seit Ende vergangenen Jahres, wie Jost Mergen erzählte. Der ehemalige Mitarbeiter des LVR hatte die Forschungsarbeit dafür geleistet. Kölner Wintersportfreunde hatten die Idee, in der Eifel ihrem Hobby nachzugehen – bei der Einweihung 1935 hieß sie dann Adolf-Hitler-Schanze.

Zwischen Farnkraut und jungen Bäumen sind Mauerreste zu sehen.

Bis zum Tag der Archäologietour wird das Mauerwerk des Schanzentischs noch freigeschnitten.

Das Bild zeigt Norbert Golbach.

Norbert Golbach ist als Jugendlicher noch von der Schanze gesprungen.

Norbert Golbach erzählt mit trockenem Humor von seinen Erfahrungen mit der Sprungschanze. Bei einem Wettbewerb fehlten seinem Verein noch zwei oder drei Meter, um den Konkurrenten zu übertrumpfen. Norberts Vater und gleichzeitig Trainer wies den Sohn an, diesmal ausnahmsweise von ganz oben zu starten. „Er hat mir 'nen Deu gegeben, und ab ging's.“ Tatsächlich sprang der junge Norbert weit genug: „Wir haben den Pokal geholt.“

Das Rheinland war ein flaches, warmes Meer

Im Mitteldevon, vor rund 390 Millionen Jahren, war das Rheinland ein flaches, warmes Meer. In der Wand des ehemaligen Steinbruchs Paulsgraben bei Pesch haben Paläontologen Fossilien gefunden, die viel über damalige Umweltbedingungen und Lebensweisen aussagen. Der Steinbruch ist normalerweise nicht zugänglich.

2022 wurden bei Bauarbeiten zwischen Langendorf und Merzenich Teile einer römischen Wasserleitung gefunden. In den Römerthermen in Zülpich – heute Museum für Badekultur – erfahren die Besucher nun, wie und woher Wasser damals in die Stadt Tolbiacum geleitet wurde.

Eine römische Siedlung gab Billig den Namen

Für die meisten ist es einfach ein Acker zwischen Billig und Rheder. Doch dort lag der Vicus Belgica, dem Billig seinen Namen verdankt. Schon im 19. Jahrhundert fanden dort Ausgrabungen statt, die Zeugnisse der römischen Siedlung zutage förderten. Jetzt präsentieren die Fachleute dort aktuelle Forschungsergebnisse und zeigen, wie man heute „unter den Acker“ schauen kann.

Im Jahr 1285 ist das Adelsgeschlecht derer von Kallmuth erstmals schriftlich erwähnt. Die Burg ist wohl älter, denn die Rundbogenportale stammen aus dem beginnenden 13. Jahrhundert. Der heutige Burgherr öffnet die Türen. Die Besucher können aber nicht nur das mittelalterliche Gemäuer bewundern, sondern auch Mitarbeitern der Baudenkmalpflege über die Schulter schauen. Die untersuchen das Mauerwerk, Fachleute der Bodendenkmalpflege nehmen das Fundament unter die Lupe.

Die mittelalterliche Stadtmauer in Bad Münstereifel ist hervorragend erhalten. Doch das Hochwasser im Sommer des Jahres 2021 hat auch die Werkbrücke in der Nähe des Heisterbacher Tores beschädigt. Bei Aufräumarbeiten wurde hier ein Tunnel entdeckt, ein gemauerter Stollen, der durch die Mauer führte.

Die Fachleute machten sich an die Arbeit, um zu erkunden, wozu der geheimnisvolle Stollen da war. Wie sie bei ihren Untersuchungen vorgegangen sind, erfahren die Besucher bei der Archäologietour. Und auch erst dann bekommen sie zu hören, welchen Zweck der Gang denn nun hatte.


Bustour mit Begleitung und Gebärdendolmetscherin

Die Archäologietour Nordeifel findet am Sonntag, 6. Oktober, 10 bis 18 Uhr, statt. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto kann jeder individuell seine ausgewählten Punkte ansteuern. Es wird aber auch eine Busexkursion zu allen sechs Stationen angeboten. Wer mitfährt, bekommt ein Headset, über das er den Vortrag hören kann. Eine Dolmetscherin für Deutsche Gebärdensprache fährt mit, sodass auch Gehörlose alle Informationen erhalten.

An einigen Stationen gibt es ein buntes Kinderprogramm, zudem sorgen örtliche Vereine und gastronomische Betriebe für Verpflegung. Der Eintritt ist – wie immer bei der Archäologietour Nordeifel – kostenlos. Die Informationen zu den einzelnen Stationen der Archäologietour sind im Internet abrufbar. Es gibt ein Online-Portal, auf dem kontinuierlich die Erkenntnisse zu allen Archäologietouren öffentlich zugänglich gemacht werden.