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Steinbruch RinnenBei Kall werden nun rund 300.000 Tonnen Kalkstein pro Jahr abgebaut

Lesezeit 5 Minuten
Blick aus der Vogelperspektive auf denNordbruch, in dem zurzeit der Kalkstein abgebaut wird.

Im Nordbruch wird zurzeit der Kalkstein abgebaut. Insgesamt ist die Abbaufläche rund 36 Hektar groß.

Die Kalksteinwerke Kall GmbH hat im Steinbruch bei Rinnen mit dem Abbau begonnen. Bei einem Tag der offenen Tür erhielten Besucher interessante Einblicke.

„Unser Material ist für die Bauwirtschaft wie Mehl für den Bäcker. Hartkalkstein bildet das Fundament eines jeden Bauwerks“, betonte Mirco Illian, Gesellschafter der IK Umwelt Gruppe. Deren Tochterunternehmen, die neu gegründete Kalksteinwerke Kall GmbH (KWK), hat den Steinbruch bei Rinnen seit Ende vergangenen Jahres gepachtet und mit dem Abbau begonnen. Die KWK hatte am Samstag zu einem Tag der offenen Tür eingeladen, zu dem mehr als 200 Besucher kamen, darunter Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung.

Mehr als 200 aktive Steinbrüche gebe es nach Schätzungen des Deutschen Naturwerksteinverbands in Deutschland. Der Steinbruch bei Rinnen wurde im Jahr 1991 in Betrieb genommen. Er ist nach Angaben von Ilian der einzige, der der IK Umwelt gehört, die ansonsten Sekundärrohstoffe wie Bauschutt vermarktet. Rund 300 000 Tonnen Gestein sollen in Rinnen nach Angaben von Ilian jährlich abgebaut werden.

Kaller Kalkstein soll für den Markt im Kreis Euskirchen sein

„Wir benötigen große Mengen an Roh- und Baustoffen, um eine moderne Infrastruktur in Deutschland zu gewährleisten. Bis die politischen Weichen für die verstärkte Nutzung von Sekundärbaustoffen ausreichend gestellt sind, bleibt die Nachfrage nach Primärbaustoffen hoch“, sagte Ilian.

Ein Bagger mit einem Hydraulikhammer ist zu sehen. Daneben steht ein beladener Muldenkipper.

Mit einem Hydraulikhammer werden die größeren Steine zerkleinert. Daneben ist der neue Muldenkipper zu sehen.

Blick auf die Brecheranlage mit Transportbändern.

Die Brecheranlage ist mobil und kann die Steine auf verschiedene Korngrößen zerkleinern.

Ein Teil dieses Bedarfs werde mit dem Abbau von Naturstein in Kall gedeckt, und damit würden Infrastrukturprojekte in der Region unterstützt, so der Gesellschafter. Das gesamte abgebaute Material solle überwiegend dem lokalen Markt im Kreis Euskirchen zur Verfügung gestellt werden. Davon profitierten der Straßenbau und auch die Land- und Forstwirtschaft.

Am Samstag erhielten die Besucher vom zehnköpfigen Team der KWK einen Einblick in den Betriebsablauf – etwa, wie der Naturstein abgebaut und verarbeitet wird. Darüber hinaus wurden die dafür nötigen Maschinen und Geräte präsentiert. Bei Planwagenfahrten durch den Steinbruch stand Betriebsleiter Oliver Nuß als Ansprechpartner zur Verfügung. Kinder konnten zudem Natursteine bemalen und an einem Gewinnspiel teilnehmen.

Die Abbaufläche in Rinnen ist insgesamt 36 Hektar groß

Die Abbaufläche ist nach Angaben von Ilian insgesamt rund 36 Hektar groß und unterteilt in einen Nord- und einen Südbruch. Abgebaut werde zurzeit aber lediglich im etwa 15 Hektar großen Nordbruch. „Aktuell gehen wir davon aus, dass der Abbau noch 15 bis 25 Jahre fortgeführt werden kann“, so Ilian. Der Steinbruch werde regelmäßig vermessen.

Marco Ilian, Gesellschafter der IK Umwelt Gruppe, steht mit einem Mikro in der Hand vor den Gästen.

Marco Ilian, Gesellschafter der IK Umwelt Gruppe, begrüßte die Besucher beim Tag der offenen Tür.

Ein Planwagen wird von einem Traktor gezogen.

Mit einem Planwagen wurden die Besucher durch den Steinbruch kutschiert. Betriebsleiter Oliver Nuß stand als Ansprechpartner zur Verfügung.

Nach Angaben von Nuß liegt der höchste Bereich des Steinbruchs auf einer Höhe von 485 Meter. Weil auf dem Gelände aber schon in der Vergangenheit Gestein abgebaut worden war, gibt es Bereiche, die auf niedrigeren Niveaus liegen. Ausgebeutet werden könne der Steinbruch bis auf eine Höhe von 410 Meter. „In den höheren Erdschichten gibt es zwischen dem Kalkstein auch immer wieder Lehm“, sagte Nuß. Der werde vom Kalkstein getrennt und auf dem Gelände gelagert.

Um den Naturstein abzubauen und zu verarbeiten, wurden modernste Maschinen gekauft, die nicht so viel Staub und Lärm produzieren.
Marco Ilian

Mit den Vorarbeiten für den Abbau habe man Anfang des Jahres begonnen. Nuß: „Wir mussten zuerst einigen Abraum abfahren.“ Der Abbau habe dann im Mai begonnen. „Um den Naturstein abzubauen und zu verarbeiten, wurden modernste Maschinen gekauft, die nicht so viel Staub und Lärm produzieren“, hob Ilian hervor. Je zwei Kettenbagger und Radlader sowie ein Muldenkipper, ein Bohrwagen und eine mobile Brecheranlage sind im Einsatz. Die Brecheranlage sei sehr leistungsstark und habe wegen ihres vollelektrischen Antriebskonzepts einen geringeren Energieverbrauch. „Eine Siebanlage befindet sich zurzeit im Testbetrieb“, ergänzte der Betriebsleiter.

Auf Sprengungen kann im Steinbruch nicht ganz verzichtet werden

Trotz der Maschinen kann aber nicht auf Sprengungen verzichtet werden. Sie werden laut KWK aber auf ein Minimum reduziert. „Zwei sogenannte Lockerungssprengungen werden pro Woche nötig sein, um das harte Gestein zu lösen“, meinte Betriebsleiter Nuß. Möglich sei dies durch den Einsatz eines neuen Sprengverfahrens, die sogenannte Großbohrlochsprengung. Dabei werde in einem Sprengvorgang doppelt so viel Material gewonnen wie üblich.

Laut KWK werden in Abstimmung mit den Behörden regelmäßige Erschütterungsmessungen durchgeführt, die weit unter dem erlaubten Grenzwert liegen. Auch für die durch den Abbau aufkommende Staubentwicklung würden die vorgeschriebenen Grenzwerte eingehalten und erforderliche Gegenmaßnahmen umgesetzt. Danach werden die großen Steine mit einem Hydraulikhammer zerkleinert, ehe sie in die Brechanlage kommen, wo sie in verschiedene Korngrößen zerkleinert werden.

Die Betriebserlaubnis für den Steinbruch soll verlängert werden

Die zurzeit gültige Betriebserlaubnis für den Steinbruch läuft 2030 aus. „Es liefen aber Gespräche für eine Verlängerung“, sagte Nuß bei einer der Planwagenfahrten. „Früher wurde der Steinbruch ausschließlich für die Zementproduktion genutzt. Das ist auch in Zukunft wieder angedacht“, meinte Ilian mit Blick auf die Bemühungen der Thomas Zement GmbH aus Simmern, das benachbarte Zementwerk in Sötenich wieder in Betrieb zu nehmen. Dabei ist die Reaktivierung des Bahnanschlusses von entscheidender Bedeutung.

Markus Auel, Allgemeiner Vertreter des Kaller Bürgermeisters, begrüßte es, dass das neue Unternehmen seine Arbeit der Öffentlichkeit vorstellte: „In der Vergangenheit hat es wegen Staub- und Lärmbelästigungen immer wieder Beschwerden aus der Bevölkerung.“ Seitdem die KWK den Steinbruch betreibe, habe sich viel geändert. „Für die Gemeinde Kall ist auch wichtig, dass neue Arbeitsplätze entstehen“, so Auel.

Um die Belastung für den Ort Rinnen zu verringern, soll der Steinbruch eine neue Zufahrt erhalten. Bislang mussten Lkw, die aus Richtung Sötenich kamen, im Ort von der Landstraße 203 nach links abbiegen. Da es keine Abbiegespur gab, kam es zu Rückstaus und Lärmbelästigungen. Künftig soll der Verkehr über einen Wirtschaftsweg direkt zur Heisterter Straße geführt werden, der bislang als Einbahnstraße genutzt wurde. Die Straße muss für den Begegnungsverkehr breiter werden.

Nach dem Ende des Abbaus soll der Steinbruch rekultiviert werden. „Es gibt einen Plan, der vorsieht, dass das Gelände dann treppenartig angelegt wird“, meinte Nuß abschließend.