Eckhardt Thomas will das Zementwerk in Sötenich wieder reaktivieren. Doch dafür gibt es zwei entscheidende Voraussetzungen.
Investor stellt Pläne vorIn Sötenich soll wieder Kalkstein abgebaut und gemahlen werden
Wenn es nach Eckhardt Thomas und Mirco Ilian geht, soll das Mahlwerk im Sötenicher Zementwerk bald wieder in Betrieb gehen und auch der Kalksteinabbau wieder aufgenommen werden. Doch dafür, das stellten die beiden Geschäftsführer der Thomas-Gruppe und der IK Umwelt klar, gibt es zwei wichtige Voraussetzungen: Das Werk muss einen Bahnanschluss bekommen und die Versorgung mit Kalkstein muss gesichert sein.
Rund 25 Arbeitsplätze sollen geschaffen werden. Thomas und Ilian stellten ihre Pläne für eine Reaktivierung des Standorts am Dienstagabend im Kaller Entwicklungsausschuss vor, der im Golbacher Bürgerhaus tagte.
Die Opterra GmbH hatte das Werk in Sötenich Mitte 2022 geschlossen. Das Unternehmen und damit auch das Zementwerk in Sötenich war dann aber samt dem Steinbruch auf dem Taubenberg in Richtung Rinnen von der Thomas Zement GmbH aus Simmern gekauft worden.
Die neu gegründete Kalksteinwerke Kall (KWK) GmbH soll als Tochterunternehmen der IK Umwelt die Steinbrüche pachten und den Abbau übernehmen. Die Thomas-Gruppe will nach Angaben des Geschäftsführers mindestens rund 15 Stellen und weitere indirekte Arbeitsplätze schaffen. Thomas unterstrich: „Ich pflege meine Zusagen auch zu halten.“ Erhebliche Investitionen seien nötig, um das Mahlwerk in Sötenich und die gesamte Anlage wieder in Betrieb nehmen zu können.
Um den Steinbruch wirtschaftlich betreiben zu können, habe man eine Kooperation mit der IK Umwelt geschlossen. Ohne Bahnanschluss sei eine Reaktivierung des Werkes aber nicht machbar. „Die Bahntrasse läuft ja quasi durch das Betriebsgelände. Aber die Verhandlungen mit der Bahn sind wie der Kampf gegen Windmühlen.“
Während Züge zwischen 600 und 1600 Tonnen transportieren könnten, seien es bei einem Lkw maximal 28 Tonnen. Das zusätzliche Verkehrsaufkommen auf der Schienenstrecke halte sich in Grenzen: „Wir werden für den Transport des Materials rund 200 Züge pro Jahr benötigen. Das macht rund einen Zug pro Werktag.“
Landesverkehrsminister Oliver Krischer eingeschaltet
Bürgermeister Hermann-Josef Esser erklärte, man sei im Austausch mit der DB Netz AG, um eine möglichst zügige Umsetzung bereits im Rahmen des Wiederaufbaus der Eifelstrecke realisieren zu können. Eine Eingabe mit allen notwendigen Informationen habe man an die persönliche Referentin von Landesverkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) weitergeleitet.
In Sötenich sollen laut Thomas künftig zwei Produkte hergestellt werden: So soll der Kalkstein zum einen als Zumahlstoff für klinkerarme und damit CO2-ärmere Zemente genutzt werden und so mehr und mehr die bisher verwendete Hochofenschlacke, deren Aufkommen immer weiter zurückgeht, ersetzen. Zum anderen wird das Kalksteinmehl laut Thomas bei der Produktion von Transportbeton benötigt. Dabei ersetze es die immer knapper werdende Flugasche aus den Kohlekraftwerken.
Auf Sprengungen soll so weit wie möglich verzichtet werden
Mirco Ilian betonte, dass die deutsche Bauindustrie pro Jahr 500 Millionen Tonnen mineralische Baustoffe benötige. Nur bei 65 Millionen Tonnen handele es sich um Recyclingmaterial. Der Rest müsse nach wie vor in Steinbrüchen abgebaut werden. Die KWK hätten das Ziel, den Kalkstein möglichst effizient und umweltschonend abzubauen. „Wir wissen zum Beispiel, dass es einen Uhu in einer der Steilwände gibt und werden deshalb auch in keinen Lebensraum eingreifen“, versprach der Geschäftsführer der IK Umwelt.
Die Lärmbelästigung werde dadurch minimiert, dass so weit wie möglich auf Sprengungen verzichtet werde. Stattdessen komme ein Bagger zum Einsatz, der das Material von der Wand abkratze. „Wir werden aber nie komplett auf Sprengungen verzichten können“, sagte Ilian. Thomas und er betonten auf Nachfrage von Thomas Müller (FDP) ferner, dass auch alle Grenzwerte für Geräuschemissionen und der Staubentwicklung eingehalten würden.
Neue Zufahrt zum Steinbruch soll den Ort Rinnen entlasten
Laut Ilian soll auch die Anfahrt zum und die Abfahrt vom Steinbruch geändert werden, um den Ort Rinnen zu entlasten. Bislang mussten die Lkw, die aus Richtung Sötenich kamen, im Ort von der Landstraße 203 nach links abbiegen. „Da es keine Abbiegespur gibt, kam es zu Rückstaus und Lärmbelästigungen“, erklärte der Geschäftsführer.
Künftig soll der Verkehr über einen Wirtschaftsweg direkt zur Heisterter Straße geführt werden, der bislang als Einbahnstraße genutzt wurde: „Die Straße muss für den Begegnungsverkehr erweitert werden. Wir wissen aber nicht, wie schnell das realisiert werden kann, weil dafür noch Grundstücke erworben werden müssen.“
Bevölkerung soll Betrieb nach dem Winter besichtigen können
Der Unternehmenssitz der KWK ist nach Angaben von Ilian noch in Krefeld angesiedelt: „Wir sind aber auf der Suche nach einem Büro in Kall.“ In der Verwaltung und der Logistik sollen zunächst einmal zehn Arbeitsplätze entstehen. Nach dem Winter soll die Bevölkerung den Betrieb im Rahmen eines Tags der offenen Tür besichtigen können.
„Wenn es nach Recht und Gesetz geht, ist mir ein aktives Zementwerk lieber als eine Industriebrache“, meinte Thomas Müller. „Das Thema Zement und CO2-Einsparung wird immer wichtiger. Da können wir es uns nicht leisten, eine Industrieruine stehenzulassen“, sagte auch Dr. Guido Huppertz (Grüne).
Steffi Hübner (SPD) verwies darauf, dass das Thema den Bürgern unter den Nägeln brenne. Zwischenfragen aus den Reihen der knapp 30 Besucher wurden vom Ausschussvorsitzenden Bert Spilles nicht zugelassen, weil dies in der Gemeindeordnung nicht vorgesehen und die Tagesordnung ohnehin sehr umfangreich sei. Bürgermeister Esser riet den Besuchern, ihre Fragen schriftlich zu stellen oder sie bei der heute um 18 Uhr in der Bürgerhalle in Sistig stattfindenden Gemeinderatssitzung vorzubringen.
Zwischen den Orten Sötenich, Rinnen, Steinfeld und Steinfelderheistert gab es insgesamt drei Abbaugebiete. Sie wurden von der Firma Opterra und ihren Vorgängern, von der Firma Weiß und von der Gemeinde Kall ausgebeutet. Die Anlage der Gemeinde ist bereits verfüllt, im Steinbruch der Firma Weiß (heute END) wird nur noch Material eingelagert.