Bei der Vorstellung eines neuen Messpegels im Veybach sprach der Minister in Euskirchen über notwendige Lehren aus der Flutkatastrophe 2021.
KatastrophenschutzSo will Minister Krischer Kreis Euskirchen besser vor Hochwasser schützen
Seit 1979 wird der Wasserstand des Veybachs nahe der mittelalterlichen Burg Veynau gemessen. Am 13. September 2020, so ist dort zu lesen, wurde hier der niedrigste Wasserstand ermittelt: 29 Zentimeter. Am 14. Juli 2021 der höchste: 374 Zentimeter. Es war auch das letzte Mal, dass der alte Pegel irgendetwas gemessen hat, denn die Anlage samt aller Messgeräte wurde von den Fluten dieser Katastrophe mitgerissen. Auch das Gebäude war hin.
Nun wurde ein neuer Pegel eingerichtet, das Gebäude soll noch folgen. NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) hatte am Mittwochmorgen dort Station auf seiner Thementour gemacht. „Das ist einer unserer 300 Pegel in Nordrhein-Westfalen, mit denen wir die Wasserstände an 50 000 Kilometern Fließgewässern kontrollieren“, so Krischer. Er und der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus Voussem sehen darin einen Teil der Lehren, die aus der Hochwasserkatastrophe 2021 gezogen werden sollen.
Mit modernster Technik solle künftig bei außergewöhnlichen Ereignissen agiert werden. Denn die dürften wegen des Klimawandels zunehmen, wie Dr. Barbara Köllner feststellt: „Unsere Daten aus dem Monitoring zu den Folgen des Klimawandels zeichnen die Entwicklung eindeutig nach: Die Dürrejahre 2018 bis 2020 und 2022, die auch immer neue Temperaturrekorde mit sich brachten, sowie mehr Starkregenereignisse bis hin zur Flutkatastrophe unterstreichen die Tendenz“, so die Vizepräsidentin des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv).
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90 Millionen Euro jährlich investiert NRW in den Hochwasserschutz
Daher werde nun das Warnsystem „auf den Stand des 21. Jahrhunderts“ gebracht, so Krischer in Veynau. Messdaten über den Wasserstand würden dann digital und ständig aktuell übermittelt werden. Auch 2021 seien über die Pegel viele Daten erfasst worden, so Krischer: „Das Problem aber war, dass viele, die in Verantwortung standen beim Katastrophenschutz, bei der Bezirksregierung und in den lokalen Behörden, mit diesen Daten nichts anfangen konnten.“
Inzwischen sei aber in Zusammenarbeit mit Innenminister Herbert Reul (CDU) eine Meldekette erarbeitet worden, „damit alle Beteiligten, die im Krisen- oder Katastrophenfall handeln müssen, diese Daten verstehen und einschätzen können.“ Und schnell müsse es gehen.
„Wenn wir hier in Veynau einen Hochwasserstand erfassen und merken, dass er wegen der Niederschläge weiter steigen wird, schicken wir ihn nicht nur nach Euskirchen, sondern auch in den weiteren Verlauf der Erft.“ So könne man etwa in Weilerswist frühzeitig damit beginnen, das zu retten, was zu retten ist.
Krischer und Reul wollen Meldekette für den Krisenfall weiter verbessern
Das alles kostet natürlich Geld. Viel Geld. Pro Pegel samt Messhäuschen und anderer Einrichtungen fallen – je nachdem, welche Infrastruktur vorhanden oder eben nicht vorhanden ist – Kosten zwischen 25 000 und 150 000 Euro an. „Wir müssen mehr in den Hochwasserschutz investieren“, stellte Krischer klar.
Neben den Pegeln gehe es beispielsweise um Fluss-Renaturierungen, damit sich das Wasser ausdehnen könne, ohne Schäden anzurichten. Für derartige Maßnahmen seien im Haushalt 2022 mehr als 100 neue Planstellen geschaffen worden.
90 Millionen Euro fließen Krischer zufolge aktuell pro Jahr in den Hochwasserschutz – „mehr als je zuvor“, so der Minister: „Wir haben aber 2021 lernen müssen, dass es gut investiertes Geld ist, denn es schützt am Ende Hab und Gut und sogar Menschenleben.“ Die Mittel würden in den kommenden Jahren noch steigen, so Krischer: „Denn die Herausforderungen sind immens.“
Wasserdaten: Von der Messstation auf die Computer der Bürger
Wasserstand und -abfluss werden kontinuierlich am Pegel gemessen, erläuterte Marc Schabel, Leiter des Lanuv-Hochwasserzentrums, beim Besuch von Minister Oliver Krischer nahe der Burg Veynau. Dazu nutze das Lanuv in regelmäßigen Abständen entweder eine Sonde oder ein mit Ultraschalltechnik ausgestattetes Messboot.
„Aus den Abflussdaten wird die sogenannte Abflusskurve erstellt, aus der zu jedem gemessenen Wasserstand ein Wert für den Abfluss ermittelt werden kann“, heißt es in einer Erklärung des Lanuv. Sobald sich durch die Messungen der 300 Pegel in NRW eine bevorstehende Gefährdung durch hohe Niederschlagsmengen abzeichnet, sollen landesweit hydrologische Lageberichte an die zuständigen Stellen zur Warnung verteilt und im Internet veröffentlicht werden.