Um den neuen Kunstrasenplatz und die angrenzende Bebauung bei Starkregen zu schützen, werden ein Wall angelegt und ein Becken errichtet.
Mit Wall und BeckenDer neue Sötenicher Sportplatz wird vor Starkregen geschützt
Knapp fünf Millionen Euro investiert die Gemeinde Kall, um den Sötenicher Sportplatz in einen Kunstrasenplatz umzubauen und die neu geschaffene Anlage und die sie umgebenden Wohnhäuser mit einem Wall, einer Regenrückhaltefläche und einem Kanal vor Starkregenereignissen zu schützen. Der Kaller Bauausschuss hat der Planung jetzt mit großer Mehrheit zugestimmt. Die Grünen waren dagegen, weil sie eine andere Lösung favorisieren und mehr Rückhaltevolumen schaffen wollen.
Die Planung für den Starkregenschutz sieht vor, oberhalb der Wohnhäuser in Richtung Keldenich einen rund 640 Meter langen Erdwall anzulegen, der zwischen 50 Zentimeter und einen Meter hoch und etwa zwei Meter breit ist. Mit ihm soll das Wasser aus dem rund 60 Hektar großen Einzugsgebiet darüber gesammelt und dann mit Hilfe eines Kanals am Sportplatz vorbei runter in die Urft geleitet werden.
„Der Bau eines großen Regenrückhaltebeckens ist in dem steilen Gelände nicht möglich“, betonte der Planer. Deshalb habe man eine kleinere Rückhaltung im Bereich des Sportplatzes vorgesehen. Hinter dem Sportplatz soll zum Hang hin ein Multifunktionsraum mit Boulefeld und anderen Angeboten angelegt werden, der geflutet werden kann, wenn zu viel Wasser ankommt.
Ins Sötenicher Becken können 2150 Kubikmeter Wasser fließen
„Das Becken hat eine Tiefe von maximal 1,25 Meter. Es wird nur selten geflutet werden“, sagte der Planer. Damit könnten 2150 Kubikmeter Wasser aufgefangen werden. Die Planung sei auf ein 100-jähriges Starkregenereignis ausgelegt.
Abgeleitet wird das Wasser mit einem Kanal mit einem Durchmesser von einem Meter, der entlang des Sportplatzes und der Straße An der Hardt verlegt wird. Mit der Leitung können laut Planer rund 5800 Liter Wasser pro Sekunde in Richtung Urft geleitet werden. Der Kanal macht dann im unteren Bereich eine Kurve in die Straße Zum Elzenberg, ehe er in einem Bogen in Richtung Trierer Straße und unter der Straße sowie der Bahnstrecke hindurch zur Urft geführt wird. Dort wird das Wasser dann durch zwei Rohre mit 80 Zentimeter Durchmesser in den Fluss geleitet.
Noch gibt es keine Richtlinien des Landes für die Förderung
Der Wall soll unter anderem mit dem Aushub aus dem Kanalbau errichtet werden. Die Kosten für den Wall, die Rückhaltefläche und die Kanalbaumaßnahme bis zur Urft werden auf rund 3,1 Millionen Euro geschätzt. Die Verwaltung will diese Maßnahme aus Wiederaufbaumitteln finanzieren. Doch dafür muss das Land NRW erst Rahmenbedingungen zur Förderung von präventiven Starkregenmaßnahmen vorlegen.
„Noch gibt es keine Richtlinien vom Land NRW, welche Projekte gefördert werden. Wir werden über die Planung mit der Bezirksregierung Köln sprechen“, sagte der Leiter des Wiederaufbauteams, Manfred Poth. Er könne nicht vorhersagen, wie die Sache ausgehe. Im ganzen Kreis Euskirchen gebe es bislang kein einziges genehmigtes Projekt. Wenn es keine Förderung gibt, muss die Gemeinde die Kosten übernehmen.
Der Umbau des Rasenplatzes in eine Kunstrasenanlage mit neuem Flutlicht wird mit Sportstättenfördermitteln finanziert und ist mit knapp 1,6 Millionen Euro veranschlagt. Das geplante neue Umkleidegebäude ist in den Kosten noch nicht enthalten. Darüber hinaus sollen 60 Parkplätze angelegt werden.
Arbeiten am Rückhaltebecken sollen zügig beginnen
Der Starkregenschutz soll über den Winter ausgeschrieben werden und im Februar oder März mit dem Bau des Regenrückhaltebeckens und der Kanalteilstrecke parallel zum Kunstrasenplatz begonnen werden. Anschließend soll dann im Sommer mit dem Bau des Kunstrasenplatzes begonnen werden. Die Maßnahme soll ebenfalls im Winter ausgeschrieben werden.
Klaus Pütz (Grüne) kritisierte die Planung: „Wir leiten das Wasser wieder sehr schnell ab in die Urft. Wenn das alle machen, ist dort das nächste Hochwasser schon vorprogrammiert.“ Sinnvoller sei es, den ganzen Sportplatz als Rückhaltebecken zu nutzen und oberhalb eine gemeinsame neue Sportanlage für Keldenich und Sötenich zu bauen. Zumal es am bisherigen Standort auch noch Probleme mit dem Schallschutz gebe.
Thomas Müller: Chance nutzen und den gesamten Bereich schützen
Bürgermeister Hermann-Josef Esser warf Pütz vor, zwei Dinge zu verwechseln: „Hier geht es um Starkregen- und nicht um Hochwasserschutz.“ Ein großes Becken, so der Planer, sei wegen des kleinen Einzugsgebiets auch nicht nötig: „Das vorgesehene Becken kann das anfallende Wasser zurückhalten.“
„In Sötenich kommt es alle fünf Jahre zu Starkregenereignissen. Wir müssen jetzt die Chance nutzen und den gesamten Bereich schützen“, meinte Thomas Müller (FDP). Den Sportplatz in Frage zu stellen, so wie Pütz das mache, sei ein Schlag für das Ehrenamt. Emmanuel Kunz (SPD) will ebenfalls am bisherigen Standort festhalten: „Der Starkregenschutz wäre auch ohne den Bau des Kunstrasenplatzes nötig gewesen.“ Von einer guten Lösung sprach auch Bert Spilles (CDU).
Vincent Lemke (SPD) verwies auf eine andere Möglichkeit, das Wasser in die Urft zu leiten: „Einige Sötenicher haben vorgeschlagen, dafür einen alten Stollen in dem Gebiet zu nutzen.“ Für den Planer ist diese Lösung aber keine Alternative: „Von dem Stollen habe ich gehört. Ansonsten weiß ich aber nichts über ihn und seinen Zustand.“