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„Car Friday“ in EuskirchenPolizei kontrolliert umfangreich in der Eifel – Bilanz überrascht

Lesezeit 5 Minuten
Zwei Sportwagen aus den Niederlanden sind von Polizisten herausgewunken worden und werden auf einem Parkplatz in Losheim kontrolliert.

Mit einem starken Aufgebot kontrollierte die Polizei in Losheim Autos, die am Car Friday in Richtung Nürburgring unterwegs waren.

Die Kreispolizei hatte es angekündigt: Schnelle und getunte Autos, die am „Car Friday“ zum Nürburgring unterwegs waren, wurden in Losheim überprüft.

So mancher der Polizisten und Sachverständigen hatte schon leuchtende Augen beim Anblick dessen, was da in Losheim so an Autos von der B 265 zur technischen Kontrolle auf einen Parkplatz gewunken wurde. Ein Lamborghini für 600.000 Euro? Ein teurer Luxusschlitten? Sooo teuer nun auch wieder nicht. Es wird halt alles relativ, wenn drei Autos dahinter ein Supersportwagen des dänischen Kleinserienherstellers Zenvo nach Darstellung des stolzen Besitzers mal eben mit 1,6 Millionen Euronen zu Buche schlägt.

Insgesamt waren es fast 20 hochpreisige Sport- und Luxuswagen der Marken Lamborghini, Lotus, Porsche und Ferrari, die in einem Pulk auf ihrem Weg zum Nürburgring nun die gesamte Kontrollstelle auf dem Losheimer Parkplatz belegte. Es handelte sich laut Polizei um mehrere Clubs, die sich auf der Fahrt in die Eifel „gefunden“ und in einem Konvoi zusammengeschlossen hatten.

Euskirchener Polizisten beteiligten sich an bundesweiter Aktion „Rot für Raser“

Die Kreispolizei Euskirchen, verstärkt durch Beamte aus dem Rhein-Erft-Kreis, machte am „Car Friday“ in Zusammenarbeit mit der rheinland-pfälzischen Polizei und den Kollegen aus Belgien das wahr, was sie im Vorfeld angekündigt hatte: massive Kontrollen auf den Straßen in Richtung Nürburgring.

Damit beteiligte sich die Polizei an diesem Tag an der bundesweiten Verkehrssicherheitsaktion „Rot für Raser“. Kreisweit waren mehrere Kontrollstellen aufgebaut. Neben verkehrsdidaktischen Gesprächen, so teilte die Polizei mit, habe man dabei natürlich auch die Gelegenheit genutzt, mit den Freunden aus der vielschichtigen Tuning- und Poserszene in den Dialog zu treten.

„Car Friday“: Eine Reihe von Tempoverstößen, aber kein Raserunfall im Bereich der Kreispolizei Euskirchen

Temposünder hatten eine Chance, den Radarmessungen zu entgehen. Überall auf den Strecken lauerten Blitzen. Auch mobile Einheiten waren unterwegs, um Möchte-Gern-Rennfahrer zu ertappen. Und Hinterhof-Schrauber taten gut daran, mit illegal aufgemotzten und getunten Autos lieber zu Hause zu bleiben, anstatt auf dem Ring zu posen.

So konnte Wolfgang Eifinger, Leiter der Direktion Verkehr der Euskirchener Polizei, am Abend recht zufrieden Bilanz ziehen. „Wir haben zwar eine Reihe von Geschwindigkeitsverstößen geahndet, mussten aber kein getuntes Fahrzeug aus dem Verkehr ziehen.“

Polizisten beäugen den violett lackierten Supersportwagen.

1,6 Millionen Euro kostet nach Angaben des Fahrers dieser Supersportwagen des dänischen Kleinserienherstellers Zenvo. Zu bemängeln gab es für die kontrollierenden Beamten an ihm nichts.

Insgesamt kam es nach der Zwischenbilanz der Kreispolizei wegen Geschwindigkeitsverstößen und Fahrzeugmängeln zu 56 Verwarngeldern und 26 Anzeigen. Auf der Ramscheider Höhe lag der Spitzenreiter bei 108 km/h in der 70er-Zone. Den Fahrer erwartet nun ein erhebliches Bußgeld in einem dreistelligen EUR-Betrag und einen Punkt in Flensburg.

Und noch wichtiger: Es habe im Bereich der Kreispolizei Euskirchen auch keinen Raserunfall gegeben. Also: Gestecktes Ziel erreicht.

Wobei auch das manchmal relativ ist. Die Fahrer der Nobelkarossen aus der halben Republik, aus Belgien, den Niederlanden und sogar aus Großbritannien, die an der Kontrollstelle in Losheim herausgewunken wurden, hatten es sowieso weder eilig noch nötig, ihre Luxusschlitten zu tunen. In ihren Schlitten ist all das werksmäßig verbaut, was andere Schrauber an Wagen montieren, die dafür weder geeignet noch zugelassen sind.

Das bringt allerdings auch die Kontrolleure manchmal in Schwierigkeiten. Etwa dann, wenn ein Fahrer die mit eingetragenen Sondergenehmigungen und Eintragungen gespickten Papiere anderer Länder überreicht.

Bei der leichtesten Berührung des Gaspedals röhrte der Lamborghini brutal auf

Die Bitte des technischen Sachverständigen an den Fahrer eines lautstarken Lamborghini, die Drehzahl für eine Geräuschmessung mal vom Standgas auf 2000 Umdrehungen zu erhöhen, blieb etwa unerfüllt. Der Fahrer war zwar willig. Doch so feinfühlig konnte auch der feinfühligste Fuß nicht sein. Der in den Niederlanden angemeldete Lambo röhrte bei der geringsten Berührung des Gaspedals derart brutal auf, dass man unwillkürlich Deckung suchte.

Doch der Euskirchener Polizeihauptkommissar Markus Höhner zuckte nach Studium der Papiere und Begutachtung der Auspuffanlage mit den Achseln: „Alles so, wie es in der Betriebserlaubnis steht. Die niederländischen Grenzwerte von 92 dB werden eingehalten, das Fahrzeug wurde technisch nicht verändert. Damit besteht für uns kein Anlass, ihn aus dem Verkehr zu ziehen.“

Polizeibeamte und Technikexperten begutachten den hellblauen Lamborghini, dessen Flügeltür an der Fahrerseite geöffnet ist.

Gefühlt war er viel zu laut, doch laut dem Euskirchener Polizeihauptkommissar Markus Höhner (l.) war alles korrekt gemäß der Zulassung in den Niederlanden bei diesem Lamborghini.

Der Fahrer konnte also mit seinem dröhnenden Kraftpaket weiterfahren – wenn auch nur bis zur nächsten Kontrollstelle der Polizei auf dem Weg zum Nürburgring. Aber mit Bedacht. Nervt sein Lamborghini mit dröhnendem Motor in einer Anlieger-Straße oder drückt er das Gaspedal während der Fahrt zu tief durch, droht auch ihm eine Geldbuße - eine niederländische Zulassung hin oder her.

Die unterschiedlichen Regelungen und Gesetze der europäischen Länder mögen es der Polizei nicht immer leicht machen, doch das Problem der Raser, Tuner und Poser wird grenzüberschreitend angegangen. So waren an der Car-Friday-Aktion nicht nur nordrhein-wetfälische und rheinland-pfälzische Polizisten dabei.

Auch die belgische Polizei unterstützte die Kollegen aus dem Kreis Euskirchen beim „Car Friday“

Vom belgischen St. Vith war Polizeihauptinspektor Jerome Mollers, verantwortlich für die Verkehrsüberwachung in der ostbelgischen Polizeizone Eifel, dabei. Mollers hatte im Rahmen der länderübergreifenden Netzwerkarbeit auch schon ein Praktikum im Mechernicher Verkehrsdienst gemacht, um sich über die Arbeit der deutschen Kollegen zu informieren.

So mancher der in Losheim kontrollierten Fahrer, der angab, das Deutsch oder Englisch der sie befragenden Euskirchener Polizeibeamten nicht zu verstehen, hatte Pech. Mollers klärte die Situation gerne in Französisch.

Der belgische Polizeibeamte begutachtet die Reihe wartender Sportwagen.

Polizeihauptinspektor Jerome Mollers aus dem belgischen St. Vith konnte die kontrollierten Autofahrer auch in Französisch befragen.

Die Euskirchener Polizei betonte, dass sie das gesamte Osterwochenende über den Ausflugsverkehr weiterhin beobachteten und „Null-Toleranz“ gegenüber denen zeigen werde, die sich im Straßenverkehr rücksichtslos verhielten und den Verkehrsraum für ihre Zwecke missbrauchen wollten.


Audi-Fahrer wurde zwischen Rinnen und Sistig gleich zweimal an einem Tag geblitzt

Um viele Schnellfahrer zu ertappen, bedarf es für die Kreispolizei aber keiner konzertierten Aktion am Car Friday. Diese Erfahrung machten am Mittwoch, zwei Tage vor dem Car Friday, insgesamt 380 Fahrer, die auf der L 203 zwischen Sistig und Rinnen in einer Tempo-70-Zone mit überhöhter Geschwindigkeit von der Polizei geblitzt wurden.

Besonders aufgefallen, so die Polizei, sei dabei ein Autofahrer aus dem Kreis Euskirchen, der mit seinem Audi vormittags mit gemessenen 135 km/h erheblich zu schnell in Richtung Rinnen gefahren sei. In den Nachmittagsstunden fuhr er dann in Gegenrichtung wieder mit exakt der gleichen Geschwindigkeit durch die Messstelle. Den Fahrer erwarten nun ein beträchtliches Bußgeld, mindestens zwei Punkte in Flensburg und ein mehrwöchiges Fahrverbot.