Der Landtagsabgeordnete Ralf Nolten hat den Vorsitz des Eifelvereins übernommen – und dafür einige politische Ämter abgegeben.
EhrenamtEifelvereins-Chef Ralf Nolten ist ein Lobbyarbeiter für die Region
Wer sich mit Dr. Ralf Nolten auf Wandertour begibt, sollte schon gut zu Fuß sein. Nicht so sehr, weil er als Vorsitzender des Eifelvereins quasi von Amts wegen flotten Schrittes unterwegs sein muss, sondern weil der Landtagsabgeordnete überhaupt gern und viel wandert.
Und das schon seit seinen Kindertagen: „Wer in einem Haus im Hang aufgewachsen ist, zu dem eine Treppe mit 60 Stufen führt, der überlegt sich, ob er sein Rad herunter und nachher wieder hinaufträgt. Oder ob er direkt zu Fuß geht.“ Von daher sei er immer gerne zu Fuß gegangen.
Nolten ist in Winden in der Gemeinde Kreuzau aufgewachsen, wo er auch heute noch lebt. „Ich habe sozusagen den Ausläufer der Eifel direkt im Nacken, brauche aber nur eineinhalb Kilometer zu gehen, dann bin ich an der Rur“, sagt er. Ein wunderbares Wanderrevier für den, der Zeit hat. Doch Zeit ist normalerweise nicht das, worüber ein Landtagsabgeordneter, der auch noch in vielen Gremien aktiv ist, im Übermaß verfügt.
Unterwegs auf dem Panoramaweg in Hellenthal
Aber jetzt ist Sommerpause, und Nolten nutzt die Gelegenheit, mit seiner Frau Marlene, die schönsten Wanderwege auszuprobieren. „Wir waren in der Eifeler Toskana, in Alendorf, und sind den Dreizehn-Quellen-Weg von Udenbreth nach Frauenkron gelaufen“, berichtet er. Mit dieser Zeitung nimmt er den Panoramaweg auf den Höhen rund um Hellenthal in Angriff.
Die Seele freizulaufen, das sei, was er am Wandern schätze. Das Langsame, kleine Erdbeeren am Wegesrand sehen, einen Schmetterling beobachten, Gerüche stärker wahrnehmen. „Ich sage auch zur Ochsentour in der Politik, der Ochse sieht die einzelnen Blumen in ihrer Schönheit. Wer Rennen fährt, sieht nur einen bunten Strich“, zieht der CDU-Politiker einen Vergleich zu seinem sonstigen Betätigungsfeld, der Landes- und Kommunalpolitik.
Doch dem Eifelverein widmet er sich gern. Keine fünf Minuten Weg habe er von seinem Wahlkreisbüro in der Dürener Innenstadt zur Geschäftsstelle des Eifelvereins. Montagsmorgens spreche er dort die wichtigsten Dinge durch. „Für das Tagesgeschäft brauchen die mich nicht“, stellt er klar. Wenn es um bestimmte Grundsätze gehe, Positionen und Papiere, dann sei es notwendig zu diskutieren. Etwa zwei bis drei Stunden Zeit nehme er sich dafür in der Woche.
Eifelverein wurde nicht als Wanderclub gegründet
„Es geht ja nicht nur ums Wandern, sondern auch um die Kulturarbeit“, sagt er. Die Ortsgruppen hätten da eine hohe Autonomie. Gerade Wanderungen mit Schulklassen oder Familienwanderungen würden in einigen Ortsgruppen wie Dahlem oder Nideggen bereits angeboten. „Dafür braucht es mich nicht“, betont er. Was er gern mache, sei, den Zugang zu anderen Finanzierungsquellen zu eröffnen und sich zu wichtigen Fragen der Eifel zu äußern.
„In der Gründungssatzung des Eifelvereins stand noch gar nichts vom Wandern“, erinnert er. Damals sei es darum gegangen, die damals noch sehr rückständige Eifel zu entwickeln und zu fördern. Insofern sehe er den Eifelverein auch als eine Lobbygruppe für die Eifel. Aber auch für die Wanderer.
„Ich brauche auch mal einen, der als anerkannter Naturschutzverband, als Mitglied des LNU, seine Meinung sagt“, betont er. Denn schließlich seien die schönsten Wanderwege dort, wo es auch am schönsten sei, wo die Natur auch geschützt werden sollte. Doch dann könne es passieren, dass jemand die Wege schließen wolle.
Ralf Nolten: „In Köln oder Düsseldorf unterscheidet man nicht Rureifel und Schneifel“
So habe er bei der Gründung des Nationalparks die Diskussionen erlebt, als es um die Wanderwege gegangen sei. „Nachher war es das Wegekonzept des Eifelvereins, auf das sich alle verständigen konnten“, sagt er.
Natürlich erlebe das individuelle Wandern einen Boom, es sei ja auch toll. „Aber ab einem gewissen Punkt braucht es auch einmal jemanden, der das Ganze sieht. Und dann ist das eben der Eifelverein“, stellt er fest. Denn von Köln oder Düsseldorf aus werde die Eifel nicht in Rureifel oder Schneifel unterschieden, die werde als Ganzes gesehen.
Was die Sorge vor einer Überalterung der Mitglieder angehe, so sei es so, dass viele erst Mitglied würden, wenn sie in den Ruhestand gingen. „Wer das soziale Moment beim Wandern braucht, der geht da rein“, so Nolten. Es gebe auch viele Ortsgruppen, die über Familienwanderungen auch junge Leute ansprechen würden.
Eifelverein zählt mehr als 23.000 Mitglieder
„Wer schöne Feierabendwanderungen hat, der erreicht nicht nur die Ü-60-Gruppe“, betont er. Doch generell sei der Eifelverein von der Altersstruktur nicht mit einer Mountainbike-Gruppe vergleichbar. „Aber wir sind über 23.000 Mitglieder, also ist es nicht so, als wenn wir über eine kleine Gruppe der Aufrechten reden würden.“
Auch Offenheit anderen Themen gegenüber sei nicht verkehrt. So gebe es in den Niederlanden den Verein Liberation Route, der Monumente aus dem Zweiten Weltkrieg mit einem eigenen Rad- und Wanderwegekonzept verbunden habe. „Warum das jetzt nicht zusammenbringen, mit dem Eifelverein diskutieren, was gemeinsam gemacht werden kann?“, fragt er.
Vor zwei Jahren ist er in den Eifelverein eingetreten, als er auf einer Veranstaltung gemeinsam mit Landrat Markus Ramers und Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings angesprochen worden sei. Als Ortsgruppe hat er Dreiborn ausgewählt, denn die Windener Gruppe befinde sich gerade in Neugründung. Als er gefragt worden sei, ob er den Vorsitz des Gesamtvereins übernehmen würde, habe er sich überlegt, wie er damit umgehen könne.
Für den Eifelverein tritt Ralf Nolten politisch kürzer
Schließlich ist Nolten nicht nur Landtags- und Kreistagsabgeordneter, wo er Vize-Fraktionsvorsitzender ist, sondern auch noch im Gemeinderat von Kreuzau. Dazu kommen seine Mandate in Gremien wie der Zweckverbandsversammlung Region Aachen, dem Euregiorat Maas-Rhein oder dem Regionalrat Köln. „In der Tat, alles geht nicht“, betont er. Doch auch andere Landtagsabgeordnete würden große Vereine führen: Dr. Christos Katzidis sei Präsident des Fußballverbands Mittelrhein, und Thomas Kutschaty führe den NRW-Landesverband des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge.
Um den Aufwand zu verringern, habe er den Fraktionsvorsitz im Kreuzauer Gemeinderat und den Vorsitz des CDU-Gemeindeverbands abgegeben. Der Eifelverein sei ihm wichtiger gewesen. Doch er sei noch Mitglied im Gemeinderat Kreuzau.