1,9 Millionen Euro hat das Wirtschaftsprojekt zwischen Euskirchen und Euenheim gekostet. Es soll Startrampe für innovative Projekte sein.
Ein Hauch Silicon ValleyKreis Euskirchen eröffnet Ideenfabrik in der Alten Tuchfabrik
„Die Blicke aus Berlin werden nun auf den Kreis Euskirchen gerichtet sein“, sagte Ruth Lochte vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bei der Eröffnung der „Ideenfabrik – Nachhaltige Wirtschaft“ in der Alten Tuchfabrik zwischen Euskirchen und Euenheim.
Die Ideenfabrik ist das Vorzeigeprojekt der Wirtschaftsförderung. In der Alten Tuchfabrik ist in den vergangenen acht Monaten ein Innovations- und Gründungszentrum entstanden. 1,9 Millionen Euro hat das Projekt gekostet, das vor allem eins sein soll: eine Startrampe für innovative Projekte, Nachhaltigkeitsstrategien, Start-up-Unternehmen, Co-Working und Veranstaltungen. Mit 1,5 Millionen Euro fördert der Bund das Projekt, den Rest übernimmt der Kreis.
Und gerade weil der Bund die Ideenwerkstatt so fördert, und gerade weil das Projekt so zukunftsweisend sein kann, schaue man eben jetzt besonders auf Euskirchen, so Lochte: „Wir waren im Wirtschaftsministerium von dem Antrag begeistert.“
Von dem, was im zweiten Obergeschoss der ehemaligen Tuchfabrik entstanden ist, waren auch Landrat Markus Ramers und die zahlreichen Gäste begeistert. Die kamen vor allem aus der Wirtschaft und der Politik. Sie alle hatten den Geruch von frischer Farbe in der Nase.
Die letzten Arbeiten sind nämlich erst am vergangenen Freitag abgeschlossen worden. Nach improvisiert sieht die Ideenfabrik wahrlich nicht aus. Die Voraussetzungen für ein klitzekleines Silicon-Valley im Kreis Euskirchen sind auf den 630 Quadratmetern gegeben.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Handwerk im Fokus
Die Ideenwerkstatt ist ambitioniert. So soll die digitale Werkstatt zur Schnittstelle von Digitalisierung und Handwerk werden – beispielsweise mit digitalen Schweißgeräten, bei denen nur virtuell die Funken fliegen. Auch drei 3D-Drucker sind geplant. „Natürlich können hier Start-ups auch ihre Prototypen bauen“, sagt Projektleiterin Isabelle Jaeschke.
Auf die Prototypen, die in der Alten Tuchfabrik möglicherweise entwickelt werden, ging auch Landrat Ramers in seiner Rede ein. Dabei verglich er die Arbeitsweise in der Tuchfabrik im vergangenen Jahrtausend mit der, die es nun in den historischen Mauern geben soll.
Ideenfabrik in der Alten Tuchfabrik: Experimentieren erwünscht
„Die Art und Weise, wie damals hier in der Tuchfabrik gearbeitet worden ist, ist gänzlich anders, als es die heutige Zeit erfordert“, so Ramers: „Experimentieren, Fehler wagen, das war in einem Fabrikbetrieb der Worst Case. Es durften keine Fehler passieren, damit kein Verlust gemacht wird.“ Die heutige, digitalisierte Welt funktioniere komplett anders, führte der Landrat aus: „Es geht darum, Dinge auszuprobieren, aus Fehlern zu lernen und zu experimentieren.“
Als Beispiel führte Ramers James Dyson an. Der habe 5127 Prototypen entwickelt, bevor er einen beutellosen Staubsauger auf den Markt bringen konnte. Mittlerweile sei die Marke Dyson Weltmarktführer in diesem Bereich. „Ich wünsche mir für die Ideenfabrik, dass hier Menschen zusammenkommen: Gründerinnen und Gründer, Kammern, Verbände und Unternehmen. Die sollen hier gemeinsam aktiv werden“, so Ramers. Der Fokus liege dabei auf Dynamik, Flexibilität und auf Kreativität. „Wir wollen von hier aus Firmen auf dem Weg zur digitalen Transformation begleiten und ihre Innovationsfähigkeit steigern“, sagte der Verwaltungschef.
Kreis Euskirchen: 100 nachhaltige Unternehmen bis 2026
Projektmanagerin Jaeschke, die ein eigenes Büro in der Ideenfabrik erhält, ergänzte, dass einmal pro Woche der Gründungsberater des Kreises in der Alten Tuchfabrik anwesend sein werde. Auch dabei gehe es schwerpunktmäßig um Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz.
Der Grund für den Fokus auf die Nachhaltigkeit: Der Kreis hat ein ambitioniertes Ziel. Bis 2026 sollen mindestens 100 Unternehmen aus der Region unterschiedlicher Größen und Branchen klimaneutral sein. Basis für dieses Ziel ist die Neuausrichtung des wirtschaftlichen Entwicklungskonzepts mit dem Ziel, zur „Modellregion Nachhaltiger Wirtschaftsstandort“ zu werden.
Boris Schommer ist Eigentümer der Alten Tuchfabrik und hat die Fläche für die Ideenfabrik an den Kreis Euskirchen vermietet. „Dieser Ort kann Strukturwandel. Dieser Ort ist sehr kreativ und innovativ aufgestellt. Und ich freue mich, dass die Ideenfabrik ein weiteres Puzzleteil ist“, so Schommer.
Neun Partner, darunter die e-regio, die IHK, Jenniches Treppenbau sowie Klaus Pfeil Fensterbau und das Mechernicher Unternehmen Jopp, hat der Kreis für die Ideenfabrik bereits gewonnen.