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ErdrutschsiegDetlef Seif tritt wieder als Bundestagskandidat der CDU im Wahlkreis 91 an

Lesezeit 5 Minuten
Ingo Pfennings steht neben Detlef Seif, der einen Blumenstrauß in der Hand hält.

Lachende Gesichter, ein glücklicher Sieger und viel Applaus: Die Spitzen der CDU im Kreis Euskirchen und im Rhein-Erft-Kreis gratulierten ihrem Bundestagsabgeordneten Detlef Seif (Mitte), der auch im kommenden Jahr das Direktmandat holen soll.

Mit 120:2-Stimmen wurde Detlef Seif als CDU-Bundestagskandidat nominiert. Schon bei seiner Rede hatte der Weilerswister viel Beifall erhalten.

Viel deutlicher hätte das Votum nicht sein können. Mit 120:2 stimmten die CDU-Mitglieder aus dem Wahlkreis 91 (früher 92 und immer noch bestehend aus dem Kreis Euskirchen, Wesseling, Erftstadt und Brühl) für Detlef Seif. Sein Herausforderer Bernd Ontijd aus Mechernich hatte im Weilerswister Forum an der Gesamtschule klar das Nachsehen. Damit ist der Weilerswister Seif der Wahlkreiskandidat der Christdemokraten für die nächste Bundestagswahl. Für die Statistiker: Ein Mitglied enthielt sich, eins stimmte mit Nein zu beiden Kandidaten.

„Ich habe schon damit gerechnet, dass ich die Wahl gewinne. Dass mir die Mitglieder aber so deutlich das Vertrauen aussprechen, freut mich natürlich sehr“, sagte Detlef Seif unmittelbar nach der Bekanntgabe des Ergebnisses durch Wahlleiter Klaus Voussem, der für die Christdemokraten seit 2010 im Düsseldorfer Landtag sitzt.

Der 55-jährige Bernd Ontijd hatte erst kurz vor der Aufstellungsversammlung seinen Hut in den Ring geworfen. „Die Demokratie lebt vom Wechsel“, begründete er seine Kandidatur. Der Mechernicher Christdemokrat hatte sich beim Kreisparteitag 2023 um den Posten des Mitgliederbeauftragten beworben, zog aber gegen Jürgen Görlich den Kürzeren. Und auch diesmal blieb Ontijd nur, Amtsinhaber Seif nach der Wahl fair die Hand zu schütteln und zu gratulieren.

Detlef Seif erhielt immer wieder Applaus während seiner Rede

„Natürlich bin ich insgesamt ein wenig enttäuscht und auch traurig. Andererseits bleibe ich trotz alledem zuversichtlich und gelassen. An dem Ergebnis selbst gibt es nichts zu beschönigen, aber es ist nicht das Votum der Bevölkerung“, sagte Ontijd: „Bei den kommenden demokratischen Wahlen, bei denen ich auch antreten möchte, erhoffe ich mir einen größeren Zuspruch, auch für meine Partei. Die CDU bleibt meine politische Heimat.“

Detlef Seif (l.) und der Mechernicher Bernd Ontijd geben sich die Hand.

Handschlag und Gratulation der beiden Konkurrenten: der Weilerswister Detlef Seif (l.) und der Mechernicher Bernd Ontijd.

Ingo Pfennings steht vor dem Podium und hält seine Rede.

Knapp 130 CDU-Mitglieder waren nach Weilerswist gekommen und lauschten der Einführungsrede von CDU-Chef Ingo Pfennings.

Der Erfolg Seifs war irgendwie absehbar: Während die 127 stimmberechtigten Mitglieder die zehnminütige Rede von Herausforderer Ontijd mehr oder weniger emotionslos zur Kenntnis nahmen, erhielt Seif immer wieder Applaus für die Ausführungen in seiner ebenfalls zehnminütigen Rede.

Vertreter für den Kreis Euskirchen und drei Erftkreis-Kommunen

Auch nach Ablauf des penibel kontrollierten Zeitrahmens gab es noch einmal anhaltenden Beifall für den Christdemokraten, der seit 2009 den Kreis Euskirchen und die drei Erftkreis-Kommunen im Berliner Bundestag vertritt. Dort ist er auch gerne mal schnell unterwegs: Erst vor wenigen Tagen wurde er in der Hauptstadt schnellster Bundestagsabgeordneter seiner Altersklasse im Lauf über 7,5 Kilometer.

Für Seif beginnt nun ein einjähriger Wahlkampf, um erneut direkt in den Bundestag einzuziehen. Und dabei will der 62-Jährige keinem Zweikampf aus dem Weg gehen. „Die Bundesregierung hat die Lage in Deutschland deutlich verschlechtert. Und es geht auch nicht darum, dass SPD, FDP und Grüne die Ampelpolitik den Menschen erklären. Es geht darum, dass die Ampel eine bessere Politik macht“, sagte Seif, der sich als „Lobbyist für die Menschen in der Region sieht“, damit sich die Heimat von rund 330.000 Menschen in seinem Wahlkreis weiterentwickelt.

Asylpolitik als Schicksalsthema für Deutschland und Europa

Vor allem an der Asylpolitik der Bundesregierung stört sich Seif – und blickt dabei über die Grenzen hinaus. „Die Asylpolitik ist längst zum Schicksalsthema für Deutschland und Europa geworden. Die Ampel macht nicht alles, was möglich wäre bei der Asylpolitik.“ Die faktischen Aufnahmekapazitäten Deutschlands stoßen Seif zufolge an ihre Grenzen. Vielerorts seien sie bereits überschritten.

Die bestehende Infrastruktur Deutschlands sei für rund 80 Millionen Menschen ausgelegt, nicht für 84 Millionen. Die Außengrenzen der Europäischen Union müssten effektiv geschützt sein. Die EU müsse die Mitgliedsstaaten an den Außengrenzen mit den finanziellen Mitteln unterstützen, die diese für einen wirksamen Grenzschutz und zur Errichtung der erforderlichen Infrastruktur benötigen. Das neue Grundsatzprogramm der Union, in dem sie sich auch klar zur Asylpolitik äußere, sei ein großer Wurf, so Seif.

Detlef Seif erteilt Koalitionen mit AfD und BSW eine Absage

Wie der Bundestagsabgeordnete berichtete, würde die CDU laut aktuellen Umfragen 35 Prozent der Wählerstimmen erhalten, wenn nun schon Bundestagswahl wäre. Wie ein CDU-Mitglied im Weilerswister Forum konstatierte, reicht das nicht, um alleine zu regieren. Mit wem solle denn die CDU dann eine Koalition eingehen, wollte der Christdemokrat von Seif wissen.

Der gab sich politisch diplomatisch, machte aber auch klar: „So lange die AfD Menschen eine Heimat bietet, die mit völkischen Gedanken unterwegs sind, wird es seitens der CDU keine Zusammenarbeit mit der AfD geben.“ Auch eine Koalition mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht sei keine Option: „Sie ist eine Kolonne Moskaus.“

Dass die FDP derzeit keine Option für die Wähler sei, sei sie selbst schuld. Zu möglichen Koalitionen mit SPD oder Grünen äußerte sich Seif nicht konkret, sagte aber: „Unser Ziel muss es sein, so viele Stimmen zu holen, damit die anderen Parteien möglichst klein sind und wir die Hauptthemen der CDU in einer Koalition durchsetzen können.“ Zum Schluss seiner Rede rief Seif den Mitgliedern im Weilerswister Forum zu: „Lassen Sie uns das Ding zusammen rocken".


CDU-Chef läutet Wahlkampf ein

Ingo Pfennings, CDU-Chef im Kreis Euskirchen, nutzte die Aufstellungsversammlung, um den Wahlkampf einzuläuten. „Da noch ein Jahr Ampel-Chaos zu lang ist, bleibt die Hoffnung, dass sich die Liberalen im Bund an ihre Aussage ,Es ist besser, nicht zu regieren als schlecht zu regieren' erinnern. Diese war damals mehr als bedenklich, ist heute aber mehr als wahr“, sagte Pfennings: „Liebe FDP-Abgeordnete, helft unserem Land, verlasst die Ampel.“

Es sei für die Liberalen, die vermutlich „letzte verbliebene Rettung im Bund.“ Die FDP taumele im Chaos der Ampel immer mehr in Richtung Bedeutungslosigkeit.

Pfennings übte auch Selbstkritik: „Olaf Scholz ist Kanzler geworden, weil wir als Union aus CDU und CSU nicht geeint waren“, sagte er: „Unser Zwist hat die SPD stark und uns schwach gemacht.“ Der Schleidener Bürgermeister untermauerte, dass er Friedrich Merz für den richtigen CDU-Kanzlerkandidaten hält: „Er hat gezeigt, dass er sich Herausforderungen erfolgreich stellen und die zersplitterten Parteien zu einer schlagkräftigen Einheit samt Profil und Inhalten formen kann.“