Fotos von 1946 dokumentieren die Kriegszerstörungen in der kleinen Stadt. Wir zeigen Heimbach damals und heute.
Fotovergleich nach 80 JahrenAls Heimbach in Trümmern lag und wie es heute aussieht
Groß ist die Freiluftausstellung in Heimbach nicht. Aber die gerade einmal elf Bilder haben es in sich. Sie führen den Betrachter auf eine Reise in die traurige Vergangenheit, als in Deutschland Krieg, Terror und Zerstörung zur alltäglichen Lebenswirklichkeit der Menschen gehörten.
Elf Schwarz-Weiß-Fotos sind es, die Seltenheitswert haben. Sie stammen aus dem Jahr 1946 und zeigen eindrucksvoll die Zerstörungen, die die kleine Stadt Heimbach während des Zweiten Weltkrieges erleben musste. In einer Open-Air-Ausstellung am Standort des ehemaligen Haus Furche in der Hengebachstraße 22 in Heimbach präsentiert der Geschichtsverein die Bilder.
Die Bilder von Heimbach 1946 sind eine Mahnung: Nie wieder ist jetzt
Rund ein Jahr nach Kriegsende lagen die Häuser der Heimbacher in Trümmern. Bis auf die Straße, die durch den Ort führt, die heutige Hengebachstraße, ist auf den Bildern keine Infrastruktur erkennbar. Kirche und Burg scheinen weitestgehend unversehrt. Doch ansonsten ähneln die Bilder denen, die aktuell aus der Ukraine oder aus Syrien gezeigt werden.
Wie lebten hier Menschen? Wovon lebten sie? Was aßen sie? Wo schliefen sie? Und wie sollte dort wieder jemals wieder ein normales Leben möglich sein? Als Antwort verdeutlichten Peter Cremer, Vorsitzender des Heimbacher Geschichtsvereins, und Zeitzeuge Helmut Breuer die Lehre aus diesen Bildern: Nie wieder ist jetzt.
Gedenken, Erinnern, Mahnung, das sei das Ziel der Ausstellung, sagte Cremer. „Das ist ein Sinnbild dafür, wie sinnlos Kriege sind“, konstatierte er. Mit dem Beginn der Kämpfe im Hürtgenwald sei auch Heimbach unter ständigen Artilleriebeschuss genommen worden. Denn Heimbach war strategisch bedeutsam, da die heutige L 218 als Nachschublinie in das Kampfgebiet führte. So wurde das kleine Städtchen bereits am 22. Oktober 1943 Ziel eines Bombenangriffs, als eine Lokomotive, zu hell beleuchtet, in den Heimbacher Bahnhof einfuhr. Zwei ukrainische Zwangsarbeiterinnen im benachbarten Sägewerk Schöller wurden getötet, die ersten zivilen Opfer im Ort, wie Cremer betont.
Vor 80 Jahren legten Bomben der US-Luftwaffe Heimbach in Trümmer
Auch der andauernde Artilleriebeschuss während der Allerseelenschlacht 1944 forderte Menschenleben. In Hasenfeld starben fünf Menschen, am 22. November wurde Margarete Schöller durch eine Granate getötet. Am 8. Dezember wurden durch einen Bombenangriff viele Häuser im Oberdorf zerstört.
Noch verheerender war der Fliegerangriff am 15. Dezember, als acht amerikanische Bomber 80 250-Pfund-Bomben auf die Stadt werfen. „Die meisten Häuser sind Trümmerhaufen. Leider waren zwei Todesopfer zu beklagen: Nicolaus Müller, Vater von sieben Kindern, und Katharina Wergen, 18 Jahre alt, die im Dienste des Roten Kreuzes noch zurückgeblieben war“, notiert Pfarrer Franz Naß in seiner Chronik.
Dass der Angriff darauf abzielte, die Durchgangsstraße durch Häusertrümmer unbefahrbar zu machen, konnte Mario Cremer in den Archiven der US-Luftwaffe überprüfen. In der Geschichte der 670. Bomberstaffel, die zum 416. Bombergeschwader gehörte, ist der Einsatz dokumentiert. Acht Maschinen vom Typ A-26 Douglas Invader seien daran beteiligt gewesen. Allerdings habe durch die dichte Wolkendecke das Ergebnis der „Pfadfindermission“ nicht überprüft werden können.
„Erst nach dem Fall Heimbachs im März 1945 konnte das Ergebnis mit ,saturated' bewertet werden“, so verzeichnet es die Geschichte der Einheit. „Saturated“, also gesättigt, bedeutet dabei, dass der Einsatz das gewünschte Ergebnis gehabt habe, also die Unterbrechung des Nachschubs über die heutige Hengebachstraße. Am 22. Dezember folgte ein weiterer Angriff, bei dem viele Häuser, darunter auch der „Eifeler Hof“ und das Rathaus zerstört wurden.
Mario Cremer hat die Geschichte der alten Fotos recherchiert
Bemerkenswert ist die Geschichte der Fotos, die Mario Cremer recherchiert hat. Sie seien einmalig, denn den Bewohnern Heimbachs sei von den britischen Besatzern der Besitz von Kameras, Radios und Waffen verboten gewesen, führte er aus.
Doch ein Heimbacher, Herr Stahl, der Vorname ist bislang nicht bekannt, kehrte im Frühjahr 1946 aus Dänemark in die Eifel zurück. Am 1. Mai ging er mit seiner Frau und der Tochter Hildegard durch Heimbach, im Gepäck seine Kamera mit Film, so dass er diese Fotos machen konnte. Frau und Kind seien auf mehreren Fotos zu sehen, so Cremer. Die Tochter habe später den Hasenfelder Zahnarzt Reichert geheiratet. Über den Zeitzeugen Helmut Breuer seien die Fotos schließlich zum Geschichtsverein gekommen, so Peter Cremer.
Die Fotos zeigen einen Gang vom Oberdorf bis zum Bahnhof. Die Rurbrücken seien nicht bei den Angriffen zerstört worden, sondern erst in der Nacht vom 10. zum 11. Februar von deutschen Pionieren, betonte Mario Cremer. Er wies außerdem darauf hin, dass die Burg Hengebach relativ unzerstört gewesen sei, anders als auf Bildern aus den 1950er-Jahren. Das rühre daher, dass die Heimbacher sich in der Burg mit Baumaterial versorgt hätten.
Die Bilder sind in Heimbach noch bis Mitte Januar zu sehen
Helmut Breuer verlas ein leidenschaftliches Gedicht, in dem auch er den Krieg als unmenschlich verdammte. 1939 geboren, habe er noch bis zur Evakuierung im Jahr 1944 die Ereignisse mitbekommen. „Ich erinnere mich noch, wie am 22. November unsere Nachbarin, Frau Schöller, getötet wurde“, berichtete er. Er habe sich bei der Attacke mit seiner Familie noch in den Keller retten können, doch habe dann die Hilferufe des Nachbarsohnes hören müssen. Sie sei noch auf den Verbandsplatz nach Mariawald gebracht worden, doch sie habe nicht mehr gerettet werden können. Danach sei seine Familie nach Thüringen evakuiert worden und im Mai 1945 wieder zurückgekommen.
Bürgermeister Jochen Weiler sprach über die Schwierigkeiten der Heimbacher, in den Trümmern zu leben. „Doch die Menschen haben es geschafft, Heimbach wieder aufzubauen“, sagte er.
Bis Mitte Januar 2025 sollen die Fotos auf dem Grundstück Hengebachstraße 22 zu sehen sein. Für das Jahr 2025 hat der Geschichtsverein einen Kalender veröffentlicht, der die 80 Jahre vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis heute dokumentiert. „Von der Stunde Null zur Nationalparkstadt“, so der Titel des Kalenders, der beim Geschichtsverein für 18 Euro erworben werden kann.