Kunst in HeimbachFrank Günter Zehnder hat seine letzte Ausstellung kuratiert

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Frank Günter Zehnder steht mit einer Frau vor einem Bild.

In seinem Element war Prof. Frank Günter Zehnder auch bei der Vernissage in der Kunstakademie. Hier erklärt er einer Besucherin die Arbeit „Edo Icky Thump“ von Nate Anspaugh aus den USA.

Frank Günter Zehnder, langjähriger Leiter der Internationalen Kunstakademie Heimbach, verabschiedet sich mit der Ausstellung „Weltsprache Kunst“.

„Weltsprache Kunst“ ist der Titel der letzten Ausstellung, die Prof. Dr. Frank Günter Zehnder als Leiter der Internationalen Kunstakademie Heimbach kuratiert hat. 40 Dozenten zeigen darin ihre Positionen und Weltsichten in den verschiedensten Kunstgenres. 15 Jahre – seit ihrer Gründung – hat Zehnder die Akademie in Heimbach geleitet. Nun gibt er das Amt auf, ein Nachfolger ist derweil noch nicht bekanntgemacht.

Und das, obwohl es eine ganze Reihe von Bewerbungen für die Leitung der mittlerweile renommierten Kunstakademie auf der Burg Hengebach gibt. Die Kandidaten kommen dabei dem Vernehmen nach im Wesentlichen aus der weiteren Region. Entschieden wird über die neue Akademie-Leitung im Landratsamt in Düren: Der Kreis ist neben der Stadt Heimbach Träger der Akademie. Derweil zeigen noch bis zum 1. September 40 Künstler, die in den vergangenen Jahren an der Akademie in Heimbach unterrichtet haben, ihre Skulpturen, Keramiken, Objektkunst, Druckgrafik, Fotografien und vor allem Malerei.

Bürgermeister würdigt die Verdienste für die Stadt Heimbach

Die liegt dem 86-jährigen Kunsthistoriker und Museumsleiter Zehnder schließlich besonders am Herzen. Vor dem Start in Heimbach 2009 hat er als langjähriger Leiter der Abteilung für mittelalterliche Malerei des Wallraff-Richartz-Museums in Köln unter anderem eine spektakuläre Ausstellung zum Star der Kölner Malerschule, Stephan Lochner, kuratiert.

Zudem hat er sich als Leiter des Rheinischen Landesmuseums Bonn einen Namen gemacht. Bei der Vernissage in Heimbach war der Rückblick auf 15 Jahre als Akademieleiter nicht nur für Zehnder ein Thema. Bürgermeister Jochen Weiler fasste die Verdienste des Kunstvermittlers in einen einfachen Satz: „Dass Heimbach nicht mehr nur für Natur und Kirche steht, sondern auch für Kunst, das verdankt die Stadt Ihnen!“

Zehnder hat den Zugang zur Akademie niederschwellig gehalten

Dabei hat Zehnder nicht nur das profunde, wissenschaftlich gestützte Wissen und ist Spezialist für dessen Vermittlung. Er ist auch in der Lage, auf professionell tätige Kreative als Dozenten sowie ambitionierte Amateure in den Kursen zuzugehen und sie zusammenzubringen. 92 Werkschauen mit mehreren hundert Arbeiten hat Zehnder in den vergangenen 15 Jahren in Heimbach aus der Kursarbeit heraus kuratiert.

Seine letzte ist ganz bewusst denen gewidmet, die in Zusammenarbeit mit den Kursteilnehmern in den Werkstätten der vor der Akademiegründung renovierten Räumen der Burg die individuelle Ausbuchstabierung der „Weltsprache Kunst“ unterstützt haben. Zurückhaltend, kennerhaft, emphatisch, nicht abgehoben: So beschreiben viele Zehnders Art, die mithalf, die Zugänge zum inhaltlich durchaus anspruchsvollen Akademieangebot niedrigschwellig zu halten.

Antonio Nunez steht vor zwei Bildern.

Das Konzept der Akademie lobte der Künstler und Dozent Antonio Nunez.

Zahlreiche Menschen stehen in einem Raum und betrachten die Kunstwerke einer Ausstellung.

„Weltsprache Kunst“ heißt die letzte vom scheidenden Akademieleiter kuratierte Ausstellung mit Arbeiten der Dozenten. Die Vernissage war gut besucht.

Vernissagebesucherin Susanne Günzler fasste es so zusammen: „Zehnder hat über all die Jahre mit viel Konstanz und Leidenschaft die Dozenten zusammengehalten. Er ist noch einer aus der Generation derer, die eine ganz besondere Beziehung zur Kunst haben.“ Und das habe man ihm immer angemerkt. Antonio Nunez, gebürtiger Kubaner, der in Havanna und Aachen lebt und arbeitet, ist einer der Dozenten in Heimbach, die auch im aktuellen Kursprogramm zu finden sind. Auch er kennt Zehnder seit Jahren.

Wie er das Angebot der Heimbacher Bildungseinrichtung einschätzt, das Zehnder geprägt hat? „Hier gibt es keine Distanz zwischen Dozent und Kursteilnehmer. Im Gegenteil. Die Dozenten haben die Teilnehmer immer ebenfalls als Künstler gesehen.“ Dieses Prinzip, von Joseph Beuys in dem programmatischen Appell „Jeder Mensch ist ein Künstler!“ formuliert, ist der Anspruch der Akademie.

In 15 Jahren wurde das Angebot immer weiter verbessert 

Umgesetzt werde das mit dreierlei, so Zehnder: „Es gibt zum Kursende immer einen Rundgang mit individueller Ansprache jedes Teilnehmers. Von jedem wird eine Arbeit für die Werkschau ausgewählt und so der Öffentlichkeit präsentiert. Und wir bitten als Kursteilnehmer einen Reflexionsbogen auszufüllen, in dem sie eine Bewertung des Kurses und des Akademieangebotes machen.“

Es gibt hier in Heimbach einfach einen wunderbaren Bauhof.
Frank Günter Zehnder

Es ist sozusagen eine seit 15 Jahren andauernde Evaluation zur Optimierung des Angebotes. Einer, dem die Kunst ein Leben lang Inhalt und auch Verpflichtung in der Vermittlung gegenüber der Öffentlichkeit war, wird mit 86 Jahren endlich Privatier.

Er wolle sich nun verstärkt um die Familie, auch um das Elternhaus im Schwarzwald kümmern, sagt Zehnder. Das beste, was man über seine Arbeit sagen kann, ist vielleicht, dass auch seine letzte Vernissage in Heimbach so war wie viele zuvor: Gut besucht, ein reger Dialog zwischen Publikum und Künstlern und der aufmerksame Blick zu den ausgestellten Kunstwerken.

Ein Lob für das gesamte Team rund um die Akademie

„Ich bin hier in Heimbach damals wirklich toll aufgenommen worden“, so Zehnder. Er habe immer ein tolles Team um sich gehabt. Und: „Es gibt hier in Heimbach einfach einen wunderbaren Bauhof. Ob Reparationen, ob Stellwände, die beschafft werden mussten – ein Anruf genügte.“

Die Unterstützung von Kreis Düren und Stadt Heimbach als Finanziers des Unternehmens Kunstakademie war 15 Jahre lang ebenso sicher wie die durch Sponsoren und den Förderverein. Eigene Einnahmen kamen hinzu, so Zehnder. Ganz besonders habe ihn die Unterstützung für Jugendprojekte etwa durch die Manfred-Vetter-Stiftung (Zülpich) gefreut.

Wer den Fachmann, dem die „Weltsprache Kunst“ ein Herzensanliegen ist, noch einmal live erleben will, hat dazu bei Zehnders Vortrag zum Thema „Was ist die Moderne?“ am 5. September Gelegenheit (Beginn 19 Uhr, Ende gegen 20.30 Uhr, Eintritt 15 Euro). In den Räumen seiner Kunstakademie spricht Zehnder über die wichtigsten Stilrichtungen seit den 1870er Jahren. Über Impressionismus, Expressionismus, Dadaismus, Abstraktion als Kennzeichen der Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg und Pop Art.


„Weltsprache Kunst“, Internationale Kunstakademie Heimbach, Hengebachstraße 48, ist bis zum 1. September zu sehen. Die Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen zum Vortrag Zehnders am 5. September sind möglich unter Tel. 02446/809700 oder per E-Mail