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WallfahrtsoktavDie Pilger strömen in dieser Woche nach Heimbach

Lesezeit 6 Minuten
Eine Pilgergruppe geht einen gepflasterten Weg zur Kirche in Heimbach hinauf.

Die letzten Meter geht's hinauf zur Kirche: Die Pilgergruppe aus Stolberg-Neu-Lohn bringt auch eine kleine Blaskapelle mit.

Gläubige jeden Alters nehmen an der Wallfahrtsoktav in Heimbach teil. Ihre Motive sind genauso individuell wie verschieden.

Nun ziehen wieder die Pilgergruppen gen Heimbach. Die Wallfahrtsoktav ist eröffnet, und so herrscht Hochbetrieb in der Salvatorkirche, in der das Ziel des oft langen und mühsamen Weges sicher aufbewahrt wird: das Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter Gottes. Rund 60 Gruppen und Bruderschaften machen sich in dieser Woche auf die Reise in die Eifel. Allein am Samstag, als die offizielle Eröffnung anstand, kamen zwölf verschiedene Gruppen in der Kirche an.

Welche Gruppe als nächstes um die Ecke biegen wird, ist in den Zeiten von Messengerdiensten leicht zu erraten. Erwartungsvoll lehnen diejenigen, die mit dem Auto gefahren sind, an dem Geländer des Kirchplatzes und sehen erwartungsvoll auf die Kreuzung der kleinen Gasse, die zur Kirche führt, mit der Hengebachstraße. „Jetzt kommt die Gruppe aus Eschweiler-Neu-Lohn. Die sind gerade am Bahnhof in Heimbach losgegangen“, sagt eine Dame, die selbst über viele Jahre mitgegangen ist.

Heimbach empfängt alle Pilgergruppen mit Glockengeläut

Jetzt würde sie das nicht mehr schaffen, bedauert sie, deshalb sei sie mit dem Auto gefahren. Doch die Gemeinsamkeit mit der Pilgergruppe sei immer noch da. „Ich habe das immer gemacht als Dank im Glauben für die Unterstützung von Maria“, berichtet sie. 40 Jahre habe ihr Mann das Gepäck der Gruppe nach Heimbach transportiert, mittlerweile habe ihr Sohn diese Aufgabe übernommen.

Eine Gruppe Pilger aus Niederzier geht im Regen auf einem Gehweg. Die beiden Männer, die vorangehen, tragen eine Fahne und ein Kreuz.

Auch der Regen kann die Pilger aus Niederzier nicht von ihrem Weg abbringen – sie sind einiges gewohnt.

Dom Isaak Majoor, Abt der Trappistenabtei Koningshoeven im niederländischen Tilburg, steht am Altar der Kirche in Heimbach. Links von ihm steht ein weiterer Priester.

Den Gottesdienst zur Eröffnung der Wallfahrtsoktav hielt Dom Isaak Majoor, Abt der Trappistenabtei Koningshoeven im niederländischen Tilburg.

Mit einer kleinen, fünfköpfigen Blaskapelle biegt tatsächlich wenig später die Pilgergruppe um die Ecke und steigt die letzten Meter den Berg zur Kirche empor. Empfangen werden sie von Glockengeläut. In der Kirche St. Clemens angekommen, gehen sie zügig in die direkt daneben gebaute, moderne Salvatorkirche. Hier hält die Pastoralreferentin Alice Toporowski eine Begrüßungsandacht. Auf der Empore, hoch über den Gläubigen, sprechen die Blasmusiker kurz mit Organist Peter Mellentin die Liedfolge ab, die sie spontan begleiten.

„Ich finde das sehr ergreifend, wenn die Pilger 40 Kilometer gelaufen sind und dann in die Kirche einziehen“, sagt Toporowski. Sie hat den Kontakt zu den Gruppen und gibt Tipps, wo diese eine Unterkunft bekommen können. „Doch nicht alle Pilger übernachten in Heimbach, manche machen sich auch bereits am Abend wieder auf den Heimweg“, teilt sie mit.

Kein Handy, kein Krieg: Das Pilgern gibt den Gläubigen Ruhe

Nicht so die Pilgergruppe aus Bliesheim. Seit 2007 beziehen die Gläubigen stets ihr Quartier bei Pilgervater Helmut Heuer. Er sammelt seine Schäfchen zusammen, damit auch alle noch etwas zu essen bekommen. Alois Neumann bleibt noch kurz stehen. Mit der Jakobsmuschel um den Hals ist er unschwer als Pilger zu erkennen, der auch schon den Jakobsweg nach Santiago de Compostela gegangen ist. „Aber nur in Etappen“, betont er.

Doch anders sei es mit Heimbach. „Nächstes Jahr gehe ich 40 Jahre mit“, erklärt er. Der Grund, warum er das so genau weiß, ist schnell erzählt. „Mein Sohn ist 39 Jahre alt, und meine Frau hatte eine schwere Schwangerschaft. Da habe ich das Gelübde abgelegt, dass ich nach Heimbach wallfahre“, berichtet er. Seitdem sei er dem Schwur treu geblieben.

Zwei Männer, Pilgervater Helmut Heuer und Pilger Alois Neumann, stehen Arm in Arm in einer Gasse in Heimbach, die von Fachwerkhäusern gesäumt ist.

Seit 2007 stellt Pilgervater Helmut Heuer (l.) die Herberge für die Pilger aus Bliesheim, unter denen seit 40 Jahren auch Alois Neumann ist.

Das Bild zeigt eine Gasse nahe der Kirche in Heimbach. Viele Häuser sind mit Fahnen geschmückt.

Mit Fahnen geschmückt sind die Häuser rund um die Kirche.

Genauso gehe er alle zwei Jahre auf Wallfahrt nach Trier. „Das gibt mir eine Woche Urlaub“, sagt er mit zufriedenem Lächeln. Kein Stress, kein Handy, kein Krieg, kein Elend, die Leute seien nett, das gebe ihm Ruhe. „Es hat immer Spaß gemacht“, betont er. Schon seine Eltern seien mit der Fußgruppe gegangen, die seit 1930 nach Heimbach pilgere. „Jedes Jahr, ohne Pause“, betont er. Sogar in den Kriegsjahren hätten sie sich auf den Weg gemacht. „Bei Fliegeralarm sind die in den Graben gesprungen und dann weiter.“

Viele sind seit Jahrzehnten bei der Oktav in Heimbach dabei

Auch Markus Lang steht am Geländer des Kirchplatzes und sieht auf die Lücke zwischen den Häusern auf die Hengebachstraße. Er trägt ein Messdienergewand und wird gleich, wenn die Pilger sich nähern, in die Kirche sprinten, um das Geläut anzustellen. Seit 45 Jahren ist er ehrenamtlich dabei. „Mit elf Jahren habe ich als Messdiener angefangen“, erinnert er sich. Jetzt nehme er eine Woche Urlaub, um bei der Oktav dabei zu sein. „Das macht Spaß“, sagt er.

Markus Lang trägt ein Messdienergewand und steht vor der Kirche in Heimbach, um die Pilger zu empfangen.

Seit 45 Jahren ehrenamtlich bei der Wallfahrtsoktav dabei: Markus Lang.

Dabei schielt er auch immer wieder nach hinten. Denn die Gruppe aus Düren, Sankt Lukas, kommt von der anderen Seite, am Friedhof vorbei. Über die Hengebachstraße soll dagegen in Kürze die Bruderschaft Hastenrath/Nothberg ankommen. Als er die Gesänge der Gläubigen hört, rennt er los. Als die Glocken läuten, erscheint auch Organist Mellentin mit der Gruppe aus Düren. „Ich wollte kurz nach Hause, aber als ich die Glocken hörte, dachte ich: Jetzt musst du los“, ruft er lachend, bevor er ans Instrument geht.

Das Pilgercafé ist eine feste Einrichtung in Heimbach

Eine feste Einrichtung, ohne die es nicht geht, ist das Pilgercafé. Hier können die Gläubigen eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen bekommen, nette Gespräche inklusive. 20 Frauen haben sich gemeldet, um ehrenamtlich die Gläubigen zu versorgen, sagt Inge Wergen. „Am Sonntagmorgen machen wir schon um 6 Uhr auf“, berichtet sie.

Die Pilger, die um 7 Uhr in den ersten Gottesdienst gehen, wollen sich hinterher auf den Weg machen und bräuchten ein Frühstück. „Es gibt viele nette Gespräche. Wir kennen einige ja schon seit Jahren“, sagt Wergen. Jedes Jahr sei es schön, wenn die Oktav starte: „Wir sind froh, dass nach der Pandemie so viel wieder zurückgekommen ist.“ Schon im letzten Jahr habe sie den Eindruck gehabt, es seien wieder so viele Pilger wie vor Corona.

Abt erfüllt einen Wunsch eines der letzten Mönche von Mariawald

Während das Wetter bislang trocken war, beginnt es am Nachmittag zu regnen. Unerschrocken kämpft sich eine Pilgergruppe aus Niederzier durch Wind und Wetter, wie sie und ihre Vorfahren es jetzt schon seit 1750 tun. „Wir sind das gewohnt, wir hatten schon jedes Wetter“, sagt einer der Pilger. Nur noch wenige Kilometer, dann wird Markus Lang auch für sie die Glocken läuten.

Den Eröffnungsgottesdienst am Abend zelebriert Dom Isaak Majoor, Abt der Trappistenabtei Koningshoeven im niederländischen Tilburg, gemeinsam mit Pfarrer Kurt Josef Wecker und dem vor wenigen Tagen in Heimbach eingetroffenen Father John Bosco Thipparti.

Dass er die Messe in Heimbach feiert, ist kein Zufall, denn Tilburg ist die Mutterabtei des Klosters Mariawald. Deshalb sei er auch der Seelsorger der letzten Mariawalder Mönche. „Bruder Sebaldus hat mich kurz vor seinem Tod gebeten, dass ich zur Wallfahrt nach Heimbach komme“, berichtet er. Auch Bruder Clemens, der in einem Altenpflegeheim lebt, sei bei dem Gottesdienst gewesen.


Von Australien in die Eifel

Neu in Heimbach ist der Priester John Bosco Thipparti. Er ist in Indien geboren, war aber bis zuletzt in Australien tätig, wo er in der Diözese Broome mit Aborigines arbeitete. Hier stand er zwei Gemeinden vor, las Messen und war für Krankenbesuche, Beerdigungen oder Trauungen viel auf den unwegsamen Straßen unterwegs, wo er auch immer wieder giftigen Schlangen, wilden Tieren und insbesondere Stieren aus dem Weg gehen musste.

Der Priester John Bosco Thipparti steht vor dem Gnadenbild in der Heimbacher Kirche.

Aus Australien ist der in Indien geborene Priester John Bosco Thipparti gekommen, um im Gemeindeverbund Heimbach tätig zu sein.

Da das Bistum Aachen die Diözese Broome unterstützt, um die Seelsorge dort aufrechtzuerhalten, ist Fr. John Bosco nun nach Aachen gekommen, um die Priester hier zu unterstützen – in diesem Fall in den Gemeindeverbund Heimbach. Seit einem Jahr lerne er online Deutsch und übe täglich die Gebete und Rituale der Messe auf Deutsch.