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Seit 2020 im AmtJochen Weiler will Heimbacher Bürgermeister bleiben

Lesezeit 5 Minuten
Ein Porträt des Bürgermeisters. Er steht vor einem Fenster mit Blick ins Grüne.

Heimbachs Bürgermeister Jochen Weiler stellt sich im September für eine zweite Amtszeit zur Wahl.

Der 54-Jährige aus Blens kandidiert erneut für die CDU in Heimbach. Denn trotz aller Probleme macht Jochen Weiler seine Arbeit Spaß.

Überraschend kam die Nachricht nicht: Jochen Weiler, seit November 2020 Bürgermeister in Heimbach, tritt im September zur Wiederwahl an. Die Aufstellungsversammlung der CDU Heimbach hat die Kandidatur des 54-Jährigen aus Blens bereits offiziell beschlossen.

„Meine Erwartung war, konstruktiv mit Rat und Verwaltung zusammenzuarbeiten“, wirft Weiler einen Blick zurück: „Wir hatten viele Dinge vor der Brust: die Sanierung der Grundschule etwa und die Erneuerung der Technik im Schwimmbad.“ Der Start in seine erste Amtszeit sollte aber noch ganz andere Probleme mit sich bringen.

Die Flut hatte auch in der Stadt Heimbach erhebliche Folgen

Die Corona-Pandemie war in vollem Gang, da folgte die Flut im Sommer 2021. Die sei eine emotionale Ausnahmesituation gewesen, sagt Weiler: „In allen Ortslagen war Katastrophenalarm, die Straße zwischen Hausen und Blens war für Pkw nicht passierbar.“ Am Morgen, als das Wasser gesunken sei, sei er in Heimbach von Haus zu Haus gegangen, um sicherzustellen, dass alle wohlauf seien.

Doch schnell wuchs die Sorge um die durch die zuströmenden Wassermassen aus der Urfttalsperre volllaufende Rurtalsperre. Vorsichtshalber wurden die Campingplätze am Rurufer evakuiert. Im Endeffekt sei es bei einer kontrollierten Abgabe von weniger als 100 Kubikmetern pro Sekunde geblieben – und für Heimbach alles glimpflich ausgegangen.

„Es war eine bewegende Zeit“, so Weiler. Auch wenn die Schäden in Heimbach nicht mit denen etwa in den Städten Schleiden oder Bad Münstereifel vergleichbar sind, ist man auch dort bis heute mit dem Wiederaufbau zugange. Rund 40 Millionen Euro beträgt das Volumen der Wiederaufbauhilfe. „Das mussten wir mit zwei Mitarbeitern abarbeiten“, sagt Weiler. Es sei schwierig, neben dem Tagesgeschäft auch den Wiederaufbau zu bewältigen.

Eine weitere Vollzeitkraft, ein Architekt, sei mittlerweile eingestellt, dazu Hilfskräfte, die Zuarbeiten erledigen. Doch nicht nur die Finanzierung sei schwierig, da Personalkosten nicht in der Fluthilfe enthalten seien, sondern überhaupt geeignete Mitarbeiter zu finden.

Die Finanzen sind schwierig, eine Bettensteuer ist eingeführt

Die Finanzen sind in Heimbach ein leidiges Thema. Es sei gute Konsolidierungsarbeit betrieben worden, betont Weiler, sogar ein kleines Plus erwirtschaftet worden. Erst der Haushalt 2024 habe wieder ein Minus von mehr als einer Million Euro aufgewiesen. „Die Belastung durch die Kreis- und die Jugendamtsumlage kann nicht kompensiert werden“, sagt der Heimbacher Bürgermeister.

Um die Einnahmenseite zu verbessern, ist diesen März eine Bettensteuer in Höhe von sieben Prozent eingeführt worden. „Wir haben rund 4300 Einwohner, aber rund 240.000 Übernachtungen, also eine überproportionale Nutzung der Infrastruktur durch Touristen“, begründet Weiler, dass eine höhere Unterstützung durch die Gäste gerechtfertigt sei.

Die Dehoga inspirierte die Einführung der Steuer zu der provokanten Forderung, Nideggen und Heimbach sollten zusammengelegt werden. Für Weiler ist das kein Thema: „Ich tue mich schwer, Vorteile zu sehen, dafür sind Nachteile möglich.“ Denn um Heimbacher Angelegenheiten in Nideggen zu erledigen, sei auch Personal notwendig. Und: „In Nideggen sind die Hebesätze höher.“ Wenigstens könne ein Bürgermeister eingespart werden.

Jochen Weiler zieht nach gut vier Jahren eine positive Bilanz

Viel sei in den vergangenen vier Jahren erreicht worden. Die Sanierung der Grundschule sei erfolgreich abgeschlossen, rund ein Viertel der Hochwasserschäden beseitigt und in Hausen der Hochwasserschutz am Mühlenbach verbessert. Auch an den Sportstätten sei viel gearbeitet worden. Und der Flächentausch mit dem Nationalpark Eifel, durch den das Gewerbegebiet in Hergarten erweitert werden soll, sei im vergangenen Jahr über die Bühne gegangen. „Nun folgen die Erschließung, Parzellierung und der Verkauf.“

Ebenfalls unterwegs ist man mit dem letzten Bauabschnitt des Integrierten Handlungskonzeptes, dem Umbau des Bahnhofsvorplatzes. Der soll verkehrsberuhigt werden, indem Busbahnhof und Parkplatz auf das Gelände des bisherigen Wohnmobilhafens verlegt werden. Der soll stattdessen einen neuen Standort hinter dem Heimbacher Sportplatz bekommen.

Das Ehrenamt ist wichtig für das Leben in der Stadt Heimbach

Auch wenn die Bürger der verschiedenen Orte mit Begeisterung ihre Ehrenämter ausüben, sieht Weiler die Altersstruktur in den Vereinen mit Sorge. Die Aktiven werden älter, der Nachwuchs mache sich rar. „Ich habe den Eindruck, dass Corona dem Ehrenamt geschadet hat, weil viele Menschen sich in der Coronazeit in die Familien zurückgezogen haben“, sagt Weiler.

Gerade die neu nach Heimbach Gezogenen sehen aber durch die Vereine und das ehrenamtliche Engagement, wie intakt das soziale Leben in den Dörfern sei: „Als ich nach Blens gezogen bin, war ich begeistert, dass die Menschen nicht abends vor dem Fernseher saßen. Das war der Grund, dass ich in die Feuerwehr eingetreten bin.“ So sollten die Bürgerhäuser erhalten bleiben, da die für das Sozialleben wichtig seien.

Um junge Familien in die Stadt zu ziehen, sei die Ausweisung von Baugebieten notwendig. So gebe es derzeit Gespräche mit der Bezirksregierung zum geplanten Baugebiet in Blens: „Ich hoffe, dass im Herbst die Entscheidung kommt.“

Er sehe es als Erfolg, dass bis auf die Windräder, die bei Wollersheim auf Nideggener Gebiet errichtet werden, der Abstand zur Wohnbebauung von Vlatten und Hergarten bei den geplanten Anlagen bei 1000 Metern liege. „Die Bezirksregierung legt die Flächen fest, aber wir hatten das Ziel, die 700 Meter, die möglich gewesen wären, zu vermeiden.“

Ein Dankesschreiben war eine schöne Überraschung im Rathaus

Bei allen Problemen, die Arbeit mache ihm Spaß, sagt Weiler. Ich habe hier eine tolle Mannschaft, die extrem engagiert ist und versucht, alles möglich zu machen. So habe er ein Dankesschreiben eines Heimbachers erhalten, der im Oman sei.

Dem seien durch die Bemühungen einer Verwaltungsmitarbeiterin tatsächlich die Wahlunterlagen so zugestellt worden, dass er an der Bundestagswahl teilnehmen konnte. Er freue sich über das Lob, sagte Weiler. „Sonst wird immer schnell kritisiert.“ Auch die Arbeit im Rat bezeichnet er als konstruktiv. „Und ich mag den Kontakt mit den Bürgern.“