Die Kunstakademie möchte die toten Fichten im Heimbacher Wald zu einem mystischen Wald werden lassen – Laien wie Profis können mitmachen.
Zum MitmachenKunstakademie Heimbach holt Bildhauer-Atelier in die Natur
Direkt am Wegesrand mitten im Heimbachtal stehen sie. Mehrere auf einer Höhe von zwei bis zweieinhalb Metern abgeschnittene Fichtenstämme. Sie sehen aus, wie abgeholzte Bäume eben aussehen: etwas trostlos.
Das aber soll sich nach dem Willen von Revierförsterin Ute Hass und der Internationalen Kunstakademie Heimbach bald ändern. „Holzkunstroute“ heißt das Projekt, bei dem sich die Stämme in zahlreiche Skulpturen verwandeln sollen. „Die Idee ist, dass wir einen verzauberten Wald haben“, sagt Akademiedirektor Prof. Dr. Frank Günter Zehnder.
Skulpturen sollen direkt im Wald entstehen
Bei Kunstprojekten im öffentlichen Raum sei es in der Regel so, dass die Kunstwerke im Atelier entstehen und dann an die Stelle gebracht werden, wo sie ausgestellt werden sollen, so Zehnder weiter. „Da setzen wir jetzt noch einen drauf.“ Denn die Skulpturen sollen direkt im Wald entstehen.
Und nicht nur Profis, auch Laien seien herzlich willkommen, sagt Zehnder. Einzige Teilnahmevoraussetzung: Man muss volljährig sein. „Sie sind aber nicht alleine dort, sie haben in Reichweite erfahrene Bildhauer.“
Einer dieser Bildhauer ist Holger Hagedorn aus Pulheim. Er hat auch schon einen Stamm zu einer Skulptur verarbeitet. „Es hätte kaum schöner sein können“, beschreibt er den Ort des „Ateliers“. Mehr als 100 Baumstämme stehen hier für das Projekt zur Verfügung. Das Waldstück ausgewählt hat Revierförsterin Hass.
Borkenkäfer wütete im Heimbacher Wald – Projekt soll die Natur wiederbeleben
Von ihr stammt auch die Idee zu dem Projekt. Sie habe einfach mal darüber nachgedacht, was man aus den toten Fichten im Heimbacher Wald noch machen könne. Denn davon gibt es einige. Auch hier hat der Borkenkäfer gewütet. Natürlich könne man die Bäume unten absägen und das Holz vermarkten. Aber: „Die Idee war, etwas Schönes daraus zu machen und nicht nur eine Spanplatte“, so die Försterin.
2020 habe sie sich mit ihrer Idee bei der Kunstakademie gemeldet, damals herrschten strenge Pandemie-Regeln. Ein Atelier im Freien war also eine nahe liegende Idee.
Daraus entstanden ist die „Holzkunstroute“, die nicht nur Bildhauer und Hobbykünstler anlocken soll. Da die Stämme zum Teil direkt an Wanderwegen liegen, können Spaziergänger bei der Arbeit zusehen. Er könne sich gut vorstellen, dass das Projekt viele Besucher anziehen werde, sagt Zehnder.
Bildhauer Hagedorn hofft auf fotografische Dokumentation des Projekts
Besonders langlebig wird der mystische Wald, der so entstehen soll, allerdings nicht sein. Das Holz von Fichte und Tanne halte etwa zehn bis 15 Jahre, sagt Hagedorn. Danach müsse überlegt werden, was mit den Skulpturen passieren solle.
Diese werden im übrigen im Laufe der Jahre nicht freigeschnitten. „Die Natur wird sich das zurückerobern“, sagt Hass. Die Veränderung der Kunst durch Natur, Jahreszeiten und Witterungen sei aber erst das Spannende, sagt Ernesto Marques, ebenfalls Bildhauer.
Kollege Hagedorn hofft dass diese Veränderung im Laufe der Jahre fotografisch dokumentiert wird, sodass man vielleicht sogar einmal einen Kalender mit den Bildern gestalten kann.
Wald-Atelier startet Ende April
Gearbeitet wird in dem Wald-Atelier nicht jeden Tag, sondern an ausgewählten Wochenenden. Los geht es am Wochenende vom 28. April bis zum 1. Mai. Arbeitszeit ist jeweils von 10 bis 17 Uhr.
Jeder Teilnehmer darf einen Baum gestalten, das Thema ist frei wählbar. Wer möchte kann einen Baum auch mit mehreren Personen bearbeiten. „Die Rinde abzusägen ist Aufgabe derer, die auch einen Sägeschein haben“, gibt Frank Günter Zehnder noch einen wichtigen Hinweis. Das seien die Bildhauer und Dozenten der Kunstakademie. Insgesamt fünf Bildhauer sind an dem Projekt beteiligt.
Anmeldungen nimmt die Kunstakademie per E-Mail oder unter Tel. 02446/8097049 entgegen.