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Karneval im Kreis EuskirchenEt Elena sucht ein Kostüm und verkleidet sich als Einhorn

Lesezeit 5 Minuten
Elena Pintus hält ein grünes Kleid mit Sonnenblumen hoch. Sie steht in einem Gang zwischen Kleiderstangen mit Karnevalskostümen.

Die Euskirchener Volontärin Elena ist Karnevals-Neuling und sucht ein Kostüm.

Karnevals-Neuling Elena sucht ein Karnevalskostüm bei Festartikel Zündorf und muss zwischen Klassikern und Ausgefallenem wählen. Weil ihr als Cowgirl das Pferd fehlt, verkleidet sie sich am Ende sogar als Einhorn.

Zum ersten Mal stehe ich in einem derart großen Kostümgeschäft. Auf mehreren Gängen reiht sich bei der Festartikel W. Zündorf & A. Jabs GbR eine Verkleidung an die nächste. Von Klassikern wie Polizisten, Piraten und Krankenschwestern über Hippies, allerhand Tiere und Burgfräuleins – hier finden Karnevalsfans alles, was ihr Herz begehrt.

Was mein Herz begehrt, weiß ich noch nicht. Mein perfektes Kostüm muss ich erst noch finden. Auf Facebook haben wir euch deshalb nach Empfehlungen gefragt. Eine Nutzerin hatte die Idee, dass ich aufgrund meiner Haarfarben als Cruella de Vil aus Disneys „101 Dalmatiner“ gehen solle. Das finde ich tierisch cool, deshalb ist das auch das erste, wonach ich suche. Aber ich muss euch gleich enttäuschen: Das Kostüm ist etwas zu speziell und schon bald bin ich so begeistert vom restlichen Sortiment, dass wir die Idee leider fallen lassen.

Elena Pintus macht Liegestütze in einem bunten Trainingsanzug.

Der Trainingsanzug konnte Elena nicht überzeugen, aber für eine Sporteinlage im Karnevalsladen Zündorf war sie trotzdem zu haben.

„Bunte 80er-Jahre-Trainingsanzüge sind total angesagt“, gibt mir die Verkäuferin einen Tipp. Das bringe ich also als erstes zu meiner Umkleide. Auf dem Weg dorthin, durch einen der langen Gänge hindurch, fällt mir ein Hut auf. Er sieht aus wie ein Fliegenpilz – meine nächste Idee ist geboren. Die passende Verkleidung dazu finde ich erneut dank der Verkäuferin. Leider gibt es das Fliegenpilz-Kostüm nur noch in XL. Dann werde ich eben ein voluminöser Pilz.

Cowgirl, Polizistin und Pilotin können nicht punkten

Die Auswahl ist riesig und dennoch hänge ich viele Kostüme, etwa Polizei-Uniformen oder auch in der Tierabteilung, wieder zurück. Vor allem die Kleidung für Frauen ist oft eng und knapp. Da ich für die Arbeit unterwegs bin, möchte ich lieber etwas Langes tragen.

Elena lüftet ihren Cowboy-Hut.

Das Cowgirl-Kostüm anzuziehen, gestaltete sich als kompliziert.

Bei den Einteilern finde ich zwischen Piloten-Overalls und einem Ganzkörperkondom ein flauschiges Einhorn-Kostüm. Weil meine Auswahl bisher eher ungewöhnlich ist, will ich auch noch zwei Klassiker anprobieren: zum einen einen Clown-Anzug. Zum anderen eine Verkleidung als Cowgirl. Wer sich erinnert, ich hatte mich in der ersten Ausgabe der Serie dagegen entschieden, mich als Indigene zu verkleiden. Dafür habe ich zu Hut, Lederweste und Chaps gegriffen.

Anprobe bei Zündorf in Euskirchen wird schnell chaotisch

Beim Anprobieren läuft Karnevalsmusik. Schnell herrscht in meiner Umkleidekabine das Chaos, weil sich Jacken, Hosen und Hüte stapeln. Als erstes ziehe ich den Trainingsanzug an, der mir zu klein ist. Also erstmal die Größe wechseln – in XL ist die Hose so groß, dass sie mir von den Hüften rutscht. Da ich nicht vorhatte, buchstäblich meine Hosen runterzulassen auf der nächsten Karnevalssitzung, fällt der Anzug raus.

Darauf folgt das Einhorn und schnell ist klar, dass es mindestens zu meinen Favoriten gehört. Mein Kollege findet, dass das Kostüm von allen am besten zu mir passt: „Das Einhorn ist was Besonderes und du bist das dieses Jahr auch. Weil du nicht von hier kommst und trotzdem Karneval feierst.“ Zudem ist das Einhorn praktisch, weil ich darunter sowohl leichtere als auch dickere Kleidung tragen kann und somit sowohl für Sitzungen, als auch für den Straßenkarneval gewappnet bin.

Mit einem rot-weiß gepunkteten Hut und einem weißen Kleid bekleidet mimt Elena Pintus einen Fliegenpilz.

Der Pilz gefällt Elena schon besser. Dennoch wurde es am Ende ein anderes Kostüm.

Aber auch der Pilz gefällt mir gut – auch wenn ich in dem Kleid geradezu versinke.

Überraschend toll finde ich das Clownkostüm. Allerdings ist die beiliegende Weste eher eine Schürze, die ständig verrutscht. Hier bräuchte ich also noch ein Kleidungsstück, das ich unter die Weste ziehen kann.

Elena Pintus trägt einen in verschiedenen Farben karierten Anzug.

Hätte der Clowns-Anzug besser gesessen, wäre er auch in die engere Auswahl gekommen.

Zu guter Letzt probiere ich noch das Cowgirl-Kostüm. Von allen Verkleidungen ist es am kompliziertesten anzuziehen und es sitzt nicht gut an mir. Die Chaps müssen an einem Gürtel befestigt werden – das dauert. Der Gürtel ist so breit, dass er kaum durch meine Hose passt. Und zu meiner Verkleidung fehlt mir noch der Revolver und vor allem mein Pferd.

Wobei sowas Ähnliches wie ein Pferd auf meiner Kleiderstange hängt: mein Einhorn. Ich entscheide: Das Cowgirl ist zu unpraktisch. Meine Verkleidung soll vor allem unkompliziert, lustig und bequem sein. Und damit fällt mir die Wahl leicht: Ich gehe mit meinem Einhorn-Anzug zur Kasse.

Elena Pintus trägt ein Ganzkörper-Einhornkostüm in pinken und weißen Farben.

Am Ende überzeugte das Einhorn, weil es praktisch und lustig ist.

Wegen Corona hätte der Kostümladen beinahe schließen müssen

Weil es aktuell einen Räumungsverkauf gibt, erhalte ich das Kostüm für den halben Preis. An der Kasse komme ich schließlich auch noch ins Gespräch mit der „Senior-Chefin“ Anna-Maria Zündorf. Oder, wie sie ihren Aussagen zufolge auch genannt wird: das Engelchen. „So kennt man mich halt im Rheinland“, sagt sie.

Seit 20 Jahren gibt es das Geschäft schon, Corona habe beinahe das Ende der Zündorf GbR bedeutet. „Bis Oktober konnte man gar nicht wissen, ob Karneval wieder so wie wir es kennen, gefeiert wird. Das befand sich alles noch in der Schwebe wegen Corona“, klagt sie. Mittlerweile seien sowohl sie als auch die Kunden wieder voller Vorfreude: „Man merkt, dass die Leute nach dieser langen Zeit endlich wieder raus wollen, feiern wollen und Spaß haben wollen.“

Von ihr will ich wissen, ob ich im Trend mit meiner Wahl liege. „Nach wie vor ist der Pirat eines der beliebtesten Kostüme bei uns“, erklärt sie jedoch. Was in der aktuellen Session wieder besonders gefragt sei: Rot-weiß. Nun ja, meine Verkleidung ist in gewisser Weise pink-weiß, wenn auch nicht geringelt. Vielleicht reicht das aus.

Als ich den Laden verlasse, wird mir erst so richtig bewusst, dass ich jetzt auf jeder Karnevalsveranstaltung mit diesem Kostüm aufkreuzen werde. Ich hoffe, dass ihr auch alle ausgefallen verkleidet sein werdet. Vielleicht finde ich sogar meinen Einhorn-Zwilling.


Gestatten: Ich bin’s, Elena. Der ein oder andere hat meinen Namen vielleicht schon mal in dieser Zeitung gelesen. Ich bin 27 Jahre alt und seit etwa anderthalb Jahren Volontärin in der Euskirchener Lokalredaktion. Ursprünglich komme ich aus der Nähe von Bremen.

Mit Karneval hatte ich daher bisher wenig Berührungspunkte. Für meine Kolleginnen und Kollegen ist ein Karnevalsmuffel in der Redaktion nicht vertretbar. Deshalb haben sie mir ein karnevalistisches Integrationsprogramm erstellt.

Begleitet mich zwei Wochen lang dabei, wie ich alle wichtigen Stationen des Euskirchener Karnevals durchlaufe und aus Sicht eines „Imis“ kommentiere. Mal kritisch, mal freudig überrascht, aber immer mit einem Augenzwinkern – eben genau, wie es zu Karneval passt.