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Nach KrisentreffenIm Kreis Euskirchen wird kein Lichterzug der Landwirte rollen

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt einen geschmückten Traktor während des Lichterzugs.

Mit ihren beleuchteten und geschmückten Traktoren fuhren die Fluthelfer durch das Stadtgebiet in Schleiden, um den Menschen „Einen Funken Hoffnung“ zu bringen.

Auflagen für „Ein Funken Hoffnung“ für Organisatoren im Kreis Euskirchen zu hoch. Auch die Schleidener haben mittlerweile aufgegeben.

Sie hatten diesen Funken Hoffnung. Die Hoffnung, dass auch in diesem Jahr wieder die mit Lichterketten geschmückten Traktoren und Lkw durch den Kreis Euskirchen rollen, um „Einen Funken Hoffnung“ zu verbreiten. Genau das hatten die Landwirte und Unternehmer seit der Corona-Pandemie getan.

Sie fuhren während der Corona-Pandemie und nach der Flut durch Euskirchen, durch Schleiden, durch Kall und die anderen Hochwassergebiete. Und zauberten so den Menschen am Wegesrand ein Lächeln ins Gesicht.

In Schleiden besteht noch Hoffnung auf den Lichterzug

Ob das in diesem Jahr der Fall sein wird? Zumindest in Schleiden bestand am Donnerstagabend dazu noch ein Fünkchen Hoffnung. In Euskirchen scheint Thomas Gräf genau diese aber nach der Krisensitzung im Kreishaus am Donnerstag aufgegeben zu haben. Der Grund: die hohen Auflagen seitens des Innenministeriums für Versammlungen und Demonstrationen. Aus Sicht von Thomas Gräf, Landwirt aus Elsig und Organisator des Lichterzugs im Nordkreis, sind genau die ein Unding.

„Uns wurde von der Polizei gesagt, was wir da machen, ist keine Demonstration“, so Gräf: „Obwohl an allen Traktoren ein Schild angebracht ist.“ Der Vorschlag der Polizei, dann doch im Hellen zu fahren, weil man sonst die Schilder nicht lesen könne, ist aus Sicht von Gräf nicht Sinn und Zweck. Schließlich wolle man ja bewusst Licht ins Dunkle bringen. „Das ist keine Spaßveranstaltung, wie die Polizei uns das weismachen will“, so der Elsiger Landwirt. Es sei beschämend, dass „wir nichts machen dürfen.“

Kreis Euskirchen: Sicherheit ist wichtigster Aspekt

Dürfen schon, aber eben unter Auflagen, wie sie für jede Demo und Versammlung gelten, hält der Kreis Euskirchen dagegen. Mit dem Krisentreffen habe man versucht, die Tür für den Lichterzug aufzumachen. Man habe den Organisatoren aufzeigen wollen, welche Auflagen zu erfüllen seien.

Auflagen, die der Kreis nicht gemacht habe, die aber von der Polizei kontrolliert werden müssten. „Beim Thema Sicherheit können und werden wir keine Abstriche machen“, sagte Landrat Markus Ramers allerdings auch zu der Problematik.

Elsiger Landwirt ist entäuscht über hohe Auflagen für Lichterzug

Landwirt Gräf ist dennoch enttäuscht. „Ich wäre gerne gefahren. Die mehr als 1200 Schoko-Nikoläuse und Schokoladentafeln für das Pflegepersonal, die Kranken und Senioren waren schon da. Leider sind wir nicht gewollt“, sagt er.

Man habe im vergangenen Jahr die Route so gewählt, dass man durch die vom Hochwasser besonders stark betroffenen Gebiete gefahren sei. Man habe auch bewusst Krankenhäuser und Hospize angesteuert, um den Menschen etwas Gutes zu tun. „Wir waren nach dem Hochwasser dort aktiv, um Unterstützung zu leisten. Und wollten zeigen, dass die Landwirte auch jetzt noch für die Menschen da sind“, so der Elsiger.

Die Auflagen, die uns mitgeteilt wurden, sind schon hoch.
Miriam Rotheut, Organisatorin in Schleiden

Schließlich gehe es nicht ohne Landwirte – in vielerlei Hinsicht. Der Krisengipfel im Kreishaus am Donnerstagmittag endete für die Organisatoren der Lichterfahrt umso ernüchternder.

Entsprechend enttäuscht zeigte sich auch Miriam Rotheut, die vor zwei Jahren den ersten Lichterzug in Schleiden ins Leben gerufen hatte. Am Mittwoch habe sie die Ablehnung ihres Antrags, den sie im Oktober gestellt habe, im E-Mail-Postfach gehabt. Am Donnerstagmittag war auch sie bei dem Meeting im Kreishaus dabei.

Das Bild zeigt einige Traktoren auf einem Wirtschaftsweg. Sie sind mit Lichterketten geschmückt.

Leuchtende Traktoren werden im Kreis Euskirchen wohl nicht viele fahren. An einen solchen Trecker-Korso sind hohe Auflagen geknüpft.

„Die Auflagen, die uns mitgeteilt wurden, sind schon hoch“, sagte sie nach dem Treffen in der Kreisverwaltung. Ihrer Meinung nach ist es schwierig, diese bis zum 16. Dezember, dem avisierten Termin des Lichterzuges, zu realisieren. Zum einen müsse, um den Demonstrationscharakter noch deutlich zu machen, eine Kundgebung veranstaltet werden. Auch müsste jedes Fahrzeug mit Plakaten ausgerüstet sein. Doch vor allem bräuchten sie für jeden Ort Wagenengel wie bei einem Karnevalszug. „Bei 20 Fahrzeugen wären das 40 Leute“, rechnet sie vor.

Probleme bereitet auch, dass viele der Traktoren mit grünem Kennzeichen unterwegs sind. Das signalisiert, dass sie an einen landwirtschaftlichen Zweck gebunden sind. Sollte dieser Zweck bei einer Demonstration nicht anerkannt werden, dann müssten die Fahrer einen Lkw-Führerschein haben, und es könnten auch Steuern fällig werden, befürchtet die Eifelerin: In Eschweiler oder Pulheim seien Lichterzüge genehmigt worden, doch im Kreis Euskirchen sei das aktuell nicht der Fall.

Helfer sollen entscheiden, ob Auflagen erfüllt werden können oder nicht

Doch trotz der hohen Auflagen seitens der Polizei will sie die Hoffnung für Schleiden nicht aufgeben. Sie wolle noch am Donnerstagabend die Angelegenheit bei den Helfern des Lichterzuges zur Abstimmung bringen – die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Doch sie stirbt eben. Am Freitagmittag verkündete auch Schleiden das Aus für die Lichterzüge.

Vor allem die Wagenengel seien ein unüberwindbares Hindernis: zu viele, zu wenig Zeit. „Es tut uns leid, aber auch bei uns ist der Funken Hoffnung erloschen. Wir kapitulieren“, so Rotheut.

In Kall steht schon länger fest, dass es keinen Lichterzug geben wird. Georg Schmitz aus Frohnrath, der in den vergangenen beiden Jahren die Organisation übernommen hatte, strich bereits im Sommer die Segel. „Ich habe den Zug gar nicht angemeldet“, erklärt er auf Anfrage. Er habe schon im Vorfeld die Auskunft bekommen, dass alle Fahrzeuge, die an dem Lichterzug teilnehmen wollten, ein schwarzes Kennzeichen haben müssten.

„Im ganzen Kreis gibt es keinen Bauern, der an seinem Traktor schwarze Nummernschilder hat, die haben alle grüne Kennzeichen“, sagt er: „Ich habe keine Lust mehr, mich mit der Bürokratie herumzuschlagen.“ Die Auflagen seien utopisch gewesen.

Die Fahrzeuge hätten nach Köln fahren müssen, um dort beim TÜV die Lichterketten anzulegen. „Das kann ich von niemandem erwarten“, sagte er. Es sei traurig, dass es solch einen „Heckmeck“ gebe, wenn jemand etwas Schönes organisieren wolle. „Ich lasse es dieses Jahr sein, vielleicht wieder im nächsten Jahr“, kündigte er an.