Während Covid 2021 noch vielen Menschen das Leben kostete, ist die Anzahl der Coronatoten 2022 fast überall deutlich gesunken.
Hitzewellen machen sich bemerkbarDas sind die häufigsten Todesursachen 2022 in Köln und der Region
Der Tod ist kein schönes oder gar erheiterndes Thema. Daher die gute Nachricht vorweg: Es gibt 2022 weniger Covid-Tote als im Vorjahr. In fast allen Städten und Gemeinden der Region ist die Anzahl von an Covid-19-Gestorbenen 2022 gesunken. Das geht aus der kürzlich veröffentlichten Studie des Statistischen Landesamts hervor.
Insgesamt 39.378 Personen sind 2022 in Köln, Bonn, Leverkusen, dem Rhein-Sieg-Kreis, dem Rhein-Erft-Kreis, dem Rheinisch-Bergischen Kreis, dem Oberbergischen Kreis und dem Kreis Euskirchen gestorben. Nur in Euskirchen gibt es 2022 weniger Tote als im Vorjahr, während in allen anderen Gebieten der Region die Zahl der Toten im Vergleich zum Vorjahreswert gestiegen ist.
Covid hat 2022 weniger Menschen getötet
Im Vergleich zu 2021, in dem die Corona-Pandemie das öffentliche Leben in Teilen lahmlegte, Ansteckungen, Inzidenzen und Einschränkungen noch hoch waren, ist die Anzahl an Gestorbenen im Zuge einer Covid-19-Infektion im Jahr 2022 gesunken.
In ganz NRW wurde bei 5,6 Prozent aller Sterbefälle 2021 das Coronavirus als Todesursache festgestellt. Ein Jahr später, 2022, liegt die Quote bei 4,7 Prozent. Für die Stadt Köln heißt das konkret: Während 2021 noch 732 Personen an Corona gestorben sind – sieben Prozent aller Toten des Jahres –, waren es 2022 noch 492 Personen, in deren Totenschein Covid-19 als Ursache genannt wurde.
In der Region lässt sich diese Entwicklung ebenfalls erkennen. Nur in einem Kreis, dem Oberbergischen Kreis, sind 2022 mehr Menschen an Corona gestorben als im Vorjahr. Die Zahl hat sich von 200 Personen (im Jahr 2021) auf 217 Personen (im Jahr 2022) erhöht.
Die Pandemie hatte aber auch Auswirkungen auf andere Krankheiten. Das weiß Professor Bernd Böttiger. Er ist Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin an der Uniklinik Köln und Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes. „Als Uniklinik sehen wir nur einen Ausschnitt aus der Welt. Was ich aber sagen kann: Durch die Masken und das Abstandhalten während der Coronapandemie hatten wir zwei, drei Jahre gar keine Influenza-Welle.“ Die Abwehrlage für die anderen Viren sei dann so heruntergefahren worden, sodass gerade Ende 2022 viele mit anderen Viren erkrankt und auch einige daran verstorben seien.
Krankheiten des Kreislaufsystems als häufigste Todesursache in NRW
Die häufigste Ursache für das Ableben der Menschen im Jahr 2022 sind laut Statistischem Landesamt, wie schon in den Vorjahren, Krankheiten des Kreislaufsystems. Auch 2017 und 2021 waren dies die Erkrankungen, die am häufigsten zum Tod geführt haben. Im Schnitt ist circa jeder vierte Tote in der Region an einer Krankheit des Kreislaufsystems gestorben.
Neben den vier aufgeführten Todesursachen, bösartige Neubildungen, psychische und Verhaltensstörungen, Krankheiten des Atmungssystems und Krankheiten des Kreislaufsystems, sind alle anderen Gründe, die zu einem Ableben geführt haben, in der Kategorie „Sonstige“ vermerkt. Darunter zählen unter anderem Krankheiten des Verdauungssystems, Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane und Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten. Auch Covid-19-Tote werden dieser Kategorie zugeordnet.
Eine Zunahme der daran Gestorbenen lässt sich auch im Bereich der psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen erkennen. Dabei ist zu beachten, dass diese Sterbefälle zu rund 90 Prozent auf Demenzerkrankungen zurückzuführen sind, wie aus dem Bericht hervorgeht.
Mehr Tote in Folge von Hitzewellen?
Professor Bernd Böttiger von der Uniklinik Köln führt in Bezug auf Todesursachen eine weitere Entwicklung der letzten Jahre an: „Ein anderer Aspekt sind die Hitzewellen. Wir hatten im letzten Jahr eine große Hitzewelle. Auch daran sterben Menschen. Was wir auch wissen ist, dass die Lebenserwartung über viele Jahre angestiegen ist. Jetzt sinkt sie aber wieder in vielen Ländern.“
Stress, finanzielle Sorgen und Corona hätten da auch dazu beigetragen. „Ich glaube, es gibt nun mehr Leute, die Stress und finanzielle Sorgen haben. Und ich glaube, dass das auch zu einer früheren Sterblichkeit beiträgt“, so Professor Böttiger.
Wie aussagekräftig sind die Zahlen?
Doch welche Aussagen lassen sich überhaupt aus einer solchen Statistik ziehen? Für Professor Böttiger sind solide Zahlen wichtig. Es sei ein Riesenfortschritt gewesen, als es irgendwann die ersten Statistiken über Todesursachen gab. „Das braucht man, sonst ist man komplett im Blindflug. Es war auch wichtig zu sehen, wie hoch die Übersterblichkeit bei Corona ist. Mittlerweile kann man das auch für Hitzewellen in Deutschland feststellen.“ Da helfe es, solche Statistiken zu haben. Weil man selbst, egal wo man arbeitet, nur einen Ausschnitt vom Ganzen sehen könne.
Gerade beim Klimawandel sei das wichtig. „Es wird zunehmen, dass Menschen durch Hitzewellen sterben. Und es ist wichtig, das zu wissen, auch damit wir mehr dagegen tun können“, erklärt der Professor der Uniklinik Köln weiter.