Woran sterben Menschen in meinem Alter? Wie viele Menschen sind im Vergleich zu anderen Krankheiten an Covid gestorben? Eine Analyse.
Köln und RegionCovid hat 2020 mehr Menschen als Alzheimer und Demenz getötet
Gestorben wird immer. Nur wann? Und warum? Die Todesursachenstatistik beantwortet diese Fragen recht deutlich. Zwischen 80 und 90 Lebensjahren, an einer Krankheit des Kreislaufsystems oder einer Art von Neubildung. So weit, so erwartet. Und trotzdem: Ein Blick in die umfangreichen Daten zeigt ein detailliertes Bild vom Leben in NRW – oder eigentlich vom Sterben.
36.648 Menschen starben 2020 in den Kreisen und Städten der Region. Die Statistiken werden mit Verzögerung erstellt. Das Sammeln, Übermitteln und Auswerten der Daten braucht Zeit. Fast jede dritte Person stirbt an einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder einer anderen Krankheit des Kreislaufsystems. Apropos Herzinfarkte und Schlaganfälle: An beidem zusammen starben 1536 Menschen in Köln und den umliegenden Kreisen – etwa so viele, wie insgesamt bei Unfällen oder Suiziden zu Tode kamen.
Todesursachenstatistik beeinflusst Gesundheitspolitik bundesweit
Die jährliche Todesursachenstatistik schlüsselt die Gesamtzahl der Verstorbenen in ganz Deutschland nicht nur nach Kreisen und Städten auf, sondern unter anderem auch nach Altersgruppen. Stirbt eine Person in Nordrhein-Westfalen – egal ob im Krankenhaus, beim Unfall auf der Autobahn oder im eigenen Bett – muss ein Arzt oder eine Ärztin eine sogenannte Todesbescheinigung ausfüllen. Dort eingetragen wird die Todesursache, die direkt zum Tod geführt hat.
Warum das so wichtig ist? Diese Daten beeinflussen die Gesundheitspolitik, vermitteln einen Blick über den Gesundheitszustand der Bevölkerung und sollen helfen, vermeidbare Todesfälle zu verhindern.
Menschen in NRW sterben meist zwischen 80 und 90 Jahren
Um die unzähligen Diagnosen vergleichbar und objektiv zu halten, werden sie in der sogenannten ICD-10-Codierung kategorisiert. 84 dieser Kategorien wiederum (es gibt Hunderte) sind in der Statistik aufgeführt, von Oberkategorien wie eben „Neubildungen“ (also etwa Krebstumore) zu Einzeldiagnosen wie „Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol“.
Zunächst das Alter: Die meisten Menschen sterben zwischen 80 und 90 Jahren, das zeigt die Statistik. Aber nicht überall mit großem Abstand. In Bonn etwa entfallen 36 Prozent der Todesfälle auf die genannte Gruppe. In Bonn waren 24 Prozent der Gestorbenen 90 Jahre alt oder älter – der höchste Wert in der Region. Ein Hinweis (wenn auch kein Beweis) dafür, dass die Menschen hier älter werden als beispielsweise in Köln.
Alzheimer und Demenz töten weniger Menschen als Covid
1934 Personen, die 1930 oder früher geboren wurden, starben 2020 in Köln. Das sind weniger als 19 Prozent der Todesfälle in dem Jahr. Und während in der Gruppe der Über-90-Jährigen immer noch die Herzkrankheiten und Kreislaufprobleme die Liste der tödlichsten Diagnosen anführen, liegen die Tumor-Erkrankungen nicht mehr auf dem zweiten Platz.
791 von 7462 Toten starben an psychischen und Verhaltensstörungen: Darunter fallen die verschiedenen Formen von Alzheimer und Demenz genauso wie psychotische Störungen nach Drogen- oder Alkoholkonsum. Letzteres spielt aber für die Ü90-Rheinländer und Rheinländerinnen kaum eine Rolle. Nur in Köln und im Rheinisch-Bergischen Kreis ist jeweils ein Fall bekannt.
Covid-19 bei mehr als 1200 Menschen Todesursache
2020 erstmals in der Todesursachenstatistik erfasst ist auch Covid-19 als Einzeldiagnose. Unter dem ICD-10-Code U07 – „Krankheiten mit unklarer Ätiologie“ – kamen durch das Coronavirus fast doppelt so viele Menschen ums Leben, wie durch Krankheiten wie HIV, Hepatitis oder Tuberkulose.
Überhaupt ist Covid in allen Altersklassen über 50 Jahren unter den zehn Todesursachen mit den meisten Opfern zu finden. 1217 Mal trugen Ärztinnen und Ärzte die Krankheit als Todesursache ein. Wichtig hierbei: In den Corona-Statistiken, die in der Pandemie täglich veröffentlicht wurden, wurden alle Todesfälle gezählt, bei denen zuvor eine Covid-19-Diagnose gestellt wurde.
Das schließt die Fälle ein, bei denen nach Einschätzung der Ärztinnen und Ärzte auch noch andere Faktoren zum Tod beigetragen haben, schreibt das Gesundheitsministerium (MAGS) in einer Erklärung zu den Corona-Statistiken. In der Todesursachenstatistik, der Grundlage für diese Analyse, werden aber nur Fälle aufgezählt, in denen die Lungenkrankheit die alleinige Todesursache war. Alle hier aufgezählten Fälle sind also definitiv an, nicht mit Corona gestorben.
Kein Kind unter einem Jahr starb 2020 an Covid. Auch bei keinem der Todesfälle von 1- bis 35-Jährigen war Covid-19 die Ursache. Den Großteil der Opfer forderte die Lungenkrankheit unter den 80 bis unter 90-Jährigen – 558 Menschenleben – gefolgt von den über 90-Jährigen, von denen 274 starben.
Jeder zweite von 100 Toten war also ein Rheinländer oder eine Rheinländerin über 80, die an Covid starb. Zum Vergleich: 2,7 Prozent starben an allen Krankheiten des Blutes, der blutbildenden Organe und Störungen des Immunsystems zusammen. Darunter fallen Krankheiten wie Sichelzellenanämie oder Immundefekte wie Sarkoidose.