Wo in der Region werden die Menschen am ältesten? Welche tödlichen Krankheiten treten am häufigsten auf? Eine Analyse.
So stirbt NRWDas sind die zehn häufigsten Todesursachen in Köln und der Region
Gestorben wird immer. Aber woran sterben die Menschen im Kreis und wie alt sind sie dabei? Ein Blick in die umfangreiche Todesursachen-Statistik zeigt die Unterschiede zwischen dem Leben auf dem Land und in der Stadt – oder eigentlich dem Sterben.
Mehr als 10.000 Menschen starben 2020 in Köln. Das entspricht etwas weniger als einem Prozent der Bevölkerung (Stichtag 31.12.2019) – aber fühlt sich für die Familien der geliebten Großmutter oder des lange kranken Onkels so an, als sei die Stadt um eine ganze Welt ärmer.
Region um Köln: Ein Prozent der Bevölkerung starb in 2020
Die Kreise der Region verloren alle circa einen Prozent ihrer Einwohnerinnen und Einwohner in 2020, allerdings mit kleinen Unterschieden. Während in der Millionenstadt Köln neun von 1000 Menschen starben (0,94 Prozent), waren es in Euskirchen rund 13 (1,29 Prozent). Die wenigsten Todesfälle pro Kopf verzeichnete Bonn mit 0,91 Prozent. Alle Todesfälle in und um Köln forderten 1,07 Prozent der Menschenleben.
Die Menschen werden immer älter, Medizin und Infrastruktur zum Dank. Dass der demografische Wandel das Bild unserer Gesellschaft verändert, sehen wir jeden Tag: Neben Rentendebatten und Fachkräftemangel in der Pflege war Deutschland gerade im ersten Jahr der Pandemie gezwungen, besonders auf die Ältesten der Gesellschaft Rücksicht zu nehmen.
In Rhein-Berg wird ein Großteil der Toten mindestens 80 Jahre alt
Apropos die Ältesten: In Köln und allen umliegenden Kreisen entfallen mehr als 50 Prozent der Todesfälle auf Personen, die 80 Jahre oder älter sind. Einen langen Lebensabend scheint man sich im Rheinisch-Bergischen Kreis machen zu können: 64 Prozent der Toten in 2020 wurden mindestens 80 Jahre alt.
Nicht einmal zehn Prozent starben zwischen 60 und 70 Jahren, der niedrigste Wert in der Region. Ebenfalls auffällig: Rhein-Berg hat die geringste Rate an Sterbefällen von Babys unter einem Jahr. Nur 0,2 Prozent machten diese Fälle aus, sechs Kinder starben vor ihrem ersten Geburtstag. Die Ärztinnen und Ärzte konnten bei keinem der toten Kinder eine genaue Todesursache feststellen.
Nur in Rhein-Erft starben die Menschen im Durchschnitt noch jünger, dort ist die Gruppe der über 90-Jährigen am kleinsten.
Am ältesten werden die Menschen hingehen in Bonn. Mehr als 24 Prozent der Toten waren hier 90 Jahre alt oder älter. Das sind etwa sechs Prozent mehr als im Rhein-Erft-Kreis, wo der Anteil mit 18,8 Prozent am niedrigsten ist. Allerdings: Bonn hat auch prozentual die meisten Todesfälle von unter Einjährigen. 12 Fälle entsprechen hier knapp 0,4 Prozent, das ist doppelt so viel wie in Rhein-Berg.
Köln: 625 tödliche Tumore, sieben Tote wegen Tuberkulose
Die Kölnerinnen und Kölner sterben, genauso wie fast alle anderen in NRW, meistens an Krankheiten des Kreislaufsystems. 2968 Fälle machen nicht ganz ein Drittel aller Tode in Köln in 2020 aus. Etwa ein Viertel starb an Tumoren, 791 Mal wurde die Todesursache als unklar vermerkt. In Köln ist außerdem die Gruppe der 80 bis über 90-Jährigen, die starben, am kleinsten: Sie macht nur 55 Prozent aus (im Gegensatz zu 64 Prozent im rheinisch-bergischen Kreis).
Unter den Neubildungen, der zweithäufigsten Todesursache, töteten besonders Tumore an den Atemwegen oder dem Kehlkopf die meisten Kölnerinnen und Kölner: 625 Menschen starben so.
Interessant sind nicht nur die Krankheiten, an denen die meisten Leute sterben, es lohnt sich auch ein Blick auf das andere Ende der Statistik: Sieben Personen starben an Tuberkulose, einer eigentlich gut behandelbaren bakteriellen Infektion der Lunge. Außer in Köln gab es tödliche Tuberkulose-Fälle auch in Bonn (zwei), im Rhein-Erft-Kreis (einen), im Rheinisch-Bergischen Kreis (einen) und im Rhein-Sieg-Kreis (vier).
Rhein-Berg: Tumore töten besonders junge Menschen
Im Rheinisch-Bergischen Kreis sterben die meisten Menschen an Krankheiten des Kreislaufsystems, wie auch im Rest der Region. Von 3596 Todesfällen entfiel fast ein Drittel auf diese Ursache.
Ab 35 Jahren bis etwa 80 fallen die häufigsten Todesursachen in Rhein-Berg unter die Kategorie der Neubildungen. Darunter besonders tödlich sind Tumore an den Bronchien oder den Genital- und Harnorganen. Covid-19 war 2020 im Rheinisch-Bergischen Kreis bei den über 90-Jährigen die vierthäufigste Todesursache, die Lungenkrankheit forderte 43 Leben.
Bonn: Jeder vierte Suizid-Tote ist jünger als 35
Viele Todesfälle in Bonn bleiben ungeklärt: Obwohl mit großem Abstand, machen in Bonn die Todesfälle, die nicht genauer zugeordnet werden können, die drittgrößte Klasse an Fällen insgesamt aus. 214 Tode sind als „ungenau bezeichnete und unbekannte Todesursachen“ angegeben. Das sind etwas mehr als 7 Prozent der Todesfälle, einer der höheren Werte in der Region.
Besonders tragisch: Bei jedem vierten Suizid in Bonn nahm sich ein Mensch unter 35 Jahren das Leben. Äußere Umstände sind die führende Todesursache in dieser Altersklasse, darunter fallen neben Selbstmorden auch Unfälle und Stürze. 33 Personen töteten sich insgesamt selbst.
Leverkusen: 43 Menschen sterben bei Unfällen
Unter die unbekannten Todesursachen fallen in Leverkusen in den drei ersten Altersklassen die meisten Todesfälle. Bei den 35- bis unter 50-Jährigen starben 2020 so viele Leverkusener und Leverkusenerinnen an Ursachen, die nicht genauer bestimmt wurden, wie Menschen an Neubildungen und Krankheiten des Atmungssystems zusammen.
158 Tode klassifizierten die Medizinerinnen und Mediziner als unbekannte Todesursache. Mehr als die Hälfte der Tode durch äußere Ursachen schlägt in Leverkusen als Tod durch Unfall zu Buche. Von 73 Menschen starben 43 bei Unfällen, davon 32 bei Stürzen – davon waren die meisten 80 Jahre alt oder älter (22 Menschen).
Rhein-Erft-Kreis: 20 Babys sterben vor ihrem ersten Geburtstag
20 Kinder starben im Rhein-Erft-Kreis 2020, bevor sie ihren ersten Geburtstag feiern konnten. Nach Bonn ist das prozentual der zweithöchste Wert in der Region. Ein Toter von 100 war jünger als 35 Jahre. 13 Mal mussten Ärztinnen und Ärzte bei Babys „bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalphase haben“ auf den Totenscheinen vermerken. Darunter versteht man unter anderem Komplikationen bei der Schwangerschaft, bei den Wehen und bei der Geburt selbst.
Zwei Personen starben an HIV, beide waren zwischen 60 und 70 Jahren alt. Unter den Krankheiten des Kreislaufsystems, der führenden Todesursache auch in Rhein-Erft, starben die meisten Menschen an sogenannten Ischämischen Herzkrankheiten, darunter fallen unter anderem Herzinfarkte.
164 Personen starben an der sogenannten Hypertonie, also der Hochdruckkrankheit. Das sind 29 weniger, als aus dem Kreisgebiet an Corona starben – Covid-19 ist im Rhein-Erft-Kreis die zweithäufigste Einzeldiagnose, die in der Statistik aufgeführt wird. Übertroffen wird sie nur durch Tumore an den Bronchien.
Oberberg: Doppelt so viele unbekannte Todesursachen wie Covid-Tote
Oberbergs Ärztinnen und Ärzte sind sich offenbar sicherer in der Diagnose der Todesursachen ihrer verstorbenen Patientinnen und Patienten. 183 Mal trugen sie 2020 unbekannte Todesursachen ein, das macht etwa 5 Prozent der Fälle aus. Fast so viele Menschen starben als Folge von psychischen und Verhaltensstörungen – 202 insgesamt, davon 15 nach Alkohol oder Drogengebrauch.
Anders als in anderen Kreisen, ist die Kategorie für unbekannte Todesursachen, nur auf Platz fünf der häufigsten Diagnosen. Etwa halb so viele Oberberger und Oberbergerinnen starben 2020 an Covid-19. Oberberg hat außerdem den geringsten Anteil an Todesfällen von 1- bis 35-Jährigen. Nur 16 Menschen starben hier in dieser Altersgruppe, das sind weniger als 0,5 Prozent aller Toten.
Euskirchen: Mehr Menschen starben an Covid als an Bluthochdruck
Euskirchen ist der Kreis, der 2020 den größten Anteil seiner Bevölkerung verlor. Die meisten von ihnen starben zwischen 70 und 80 Jahren und an Krankheiten des Kreislaufsystems – auch hier machten die Ischämischen Herzkrankheiten den größten Teil aus. Von 769 Toten starben 280 daran, davon 78 an einem akuten oder rezidivierenden Myokardinfarkt.
Bluthochdruck brachte mehr Menschen im Kreis Euskirchen um: 80 Personen. Und auch hier der Vergleich mit Covid-19: 89 Todesfälle wurden durch die Lungenkrankheit verursacht. Nur drei Prozent der Tode im Kreis gingen auf äußere Umstände zurück: weniger als beispielsweise in Leverkusen.
Rhein-Sieg: Zwei Fälle von plötzlichem Kindstod
Der Rhein-Sieg-Kreis hält einen traurigen Spitzenplatz unter den Städten und Kreisen der Region: zwei der drei Fälle von plötzlichem Kindstod wurden 2020 hier verzeichnet. Der dritte Fall passierte in Köln. 19 Babys starben hier insgesamt, zwei von 1000 Toten.
Abgesehen vom plötzlichen Kindstod, der systematisch auch zu den Symptomen und abnormen klinischen und Laborbefunden gehört, die andernorts nicht klassifiziert wurden, starben neun Kinder an Umständen in der Perinatalphase (also Komplikationen in der Schwangerschaft, bei den Wehen oder unter der Geburt).
81 Rheinländer sterben in Transportmittelunfällen
Sechs weitere Kinder kamen mit angeborenen Fehlbildungen zur Welt, die so schwer waren, dass sie ihr erstes Lebensjahr nicht vollenden konnten. 24 Menschen starben 2020 im Rhein-Sieg-Kreis in Transportmittelunfällen, das ist mit großem Abstand die höchste Zahl. Die Statistik kennt 19 vergleichbare Fälle in Köln.