Im Kreis Euskirchen wurde die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2022 präsentiert. Die Zahl der Unfälle hat zugenommen.
Verkehrsunfallstatistik 2022Zahl der Unfälle mit Verletzten und Toten im Kreis Euskirchen nimmt zu
Landrat Markus Ramers ist aktuell mit einem Audi unterwegs, der in Ingolstadt zugelassen ist. Der Grund: Der Landrat war mit Fahrer Werner Krebs und einer weiteren Mitarbeiterin der Kreisverwaltung jüngst in einen Auffahrunfall auf der A61 verwickelt. Der Audi ist im Bereich des Kofferraums stark beschädigt worden. „Es kann so schnell gehen. Verkehrssicherheit ist ein hohes Gut“, sagte der Verwaltungschef bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2022.
6351 Verkehrsunfälle nahmen die Polizeibeamten im Jahr 2022 auf. Nach Angaben von Wolfgang Eifinger, Leiter der Direktion Verkehr, waren das 363 mehr als im Jahr zuvor. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten (600) hat sich ebenfalls um mehr als fünf Prozent erhöht. Sieben Verkehrsteilnehmer wurden bei sechs Verkehrsunfällen im vergangenen Jahr tödlich verletzt. Im Jahr 2021 waren es sechs Menschen, die bei Unfällen im Kreis Euskirchen starben.
Leiter der Führungsstelle Verkehr: Senioren sind weiter eine Risikogruppe
„Erstmals seit der statistischen Erhebung ist kein Kradfahrer unter den Todesopfern“, sagte Eifinger. Zudem hob er bei der Vorstellung des Zahlenwerks hervor, dass keine Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter den Opfern seien. Nach Angaben der Euskirchener Polizei waren Menschen, die älter als 65 Jahre alt sind, an 107 aufgenommenen Verkehrsunfällen mit Personenschaden beteiligt. 68 dieser Unfälle wurden von Senioren verursacht. „Senioren sind daher weiter eine Risikogruppe, die im Rahmen der Verkehrssicherheitsarbeit Aufmerksamkeit erfährt“, berichtete Tido Janssen, Leiter der Führungsstelle Verkehr.
39 Prozent aller schweren Verkehrsunfälle ereignen sich im Stadtgebiet von Euskirchen. Damit führt die Kreisstadt die Statistik der Polizei an. Die weiteren Kommunen: Mechernich (12 Prozent), Zülpich (10), Weilerswist (9), Bad Münstereifel (8), Schleiden (6), Kall (5), Blankenheim (4), Nettersheim (3), Hellenthal (2) und Dahlem (2).
Zahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss hat sich verdoppelt
332 Überprüfungen mit Blick auf das Fahren unter Alkoholeinfluss (139) oder anderen Betäubungsmitteln (193) führte die Polizei auf den Straßen im Kreis im vergangenen Jahr durch. Und das bei 985 registrierten Verkehrskontrollen. „Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt“, so Janssen. Mehr als 880 Mal hatte die Polizei Zweifel an der Eignung von Fahrzeugführern und teilte das dem Straßenverkehrsamt mit. In der Hälfte aller Fälle hatte das laut Polizei fahrerlaubnisrechtliche Konsequenzen.
Seit dem 1. September hat die Kreispolizeibehörde ein eigenes Verkehrsunfallteam (VU-Team), das sich um die Aufnahme von schweren Verkehrsunfällen kümmert. Das VU-Team nutzt dafür unter anderem eine Drohne und einen 3-D-Scanner. Zudem wird das Team ein Spezialfahrzeug erhalten. „Wir warten praktisch täglich darauf“, so Eifinger. Das Team ist bereits jetzt nicht nur im Kreis unterwegs, sondern auch in der Städteregion Aachen und Bonn.
18 Unfallschwerpunkte hat die Polizei aktuell identifiziert. Darunter ist auch die Abfahrt von der A61 bei Weilerswist. Dort werde mit allen beteiligten Institutionen überlegt, ob Maßnahmen nötig und möglich sind, um mehr Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer herzustellen.
„Unkontrolliertes Rasen“ nennt Eifinger das, was teilweise auf den Straßen im Kreis Euskirchen passiere. So wurde nach Angaben des Leiters der Direktion Verkehr in Mechernich auf der Feytalstraße ein Auto mit 96 km/h gemessen – erlaubt sind dort 30. Ein Kradfahrer war auf der L165 bei Bad Münstereifel anstatt der erlaubten 70 mit 149 km/h unterwegs, auf der B51 bei Dahlem hatte ein Autofahrer sogar 172 km/h auf dem Tacho.
Wildunfälle bereiten der Polizei weiter Sorgen
Die Zahl der aufgenommenen Wildunfälle im Kreis Euskirchen hat sich nach Angaben von Wolfgang Eifinger, Leiter der Direktion Verkehr, im Vergleich zum Vorjahr erhöht. 896 Wildunfälle ereigneten sich laut Eifinger – davon 730 mit Rehen oder Wildschweinen. „Das macht mir Sorgen“, sagte der Experte bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik in Mechernich.
Einen Schwerpunkt im Kreis für Wildunfälle gebe es nicht. Das mache die Prävention noch schwieriger. Dennoch hat die Kreispolizeibehörde nun eine Straße ausgemacht, an der mit moderner Technik auf die Gefahr bei Wildwechseln hingewiesen werden soll. Schon bald soll auf der L115, der genaue Standort muss noch ermittelt werden, ein digitales Warndisplay aufgestellt werden. Vier dieser Displays gibt es laut Eifinger landesweit.
An der L115 soll mit einem leuchtenden Piktogramm auf mögliche Wildwechsel hingewiesen werden. Zudem wird die aktuelle Geschwindigkeit angezeigt. Das Display kann laut Eifinger aber auch in anderen Bereichen, beispielsweise an Schulen, eingesetzt werden.