Die Krankenhäuser im Kreis Euskirchen arbeiten momentan an der Belastungsgrenze. Besonders prekär ist die Lage in Mechernich und Schleiden.
KrankheitswelleKliniken im Kreis Euskirchen nach Karneval am Limit – Kapazitäten ausgeschöpft
„Unsere Krankenhäuser sind voll“, sagt Martin Milde, Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses Mechernich. Nicht nur der Standort Mechernich, sondern auch der in Schleiden sei ausgelastet. Dafür gebe es nicht den einen Grund, sondern es kämen mehrere Faktoren zusammen. „Wir haben – wie das auch vor der Corona-Pandemie der Fall war – nach Karneval mit einer richtigen Krankheitswelle zu kämpfen“, sagt Milde im Gespräch mit dieser Zeitung.
Von der Welle seien Patienten und Mitarbeitende gleichermaßen betroffen. „Wir haben beispielsweise in der Pflege kranke Mitarbeiter – zum Teil mit Corona, zum Teil mit normalen Erkältungs- und Grippesymptomen“, erklärt der Geschäftsführer. Dieser personelle Engpass habe Auswirkungen auf die Kapazitäten der beiden Krankenhausstandorte.
Kreiskrankenhaus Metternich: Mitarbeiter arbeiten an der Belastungsgrenze und darüber hinaus
Die Auswirkungen sind so gravierend, dass das Kreiskrankenhaus sich beim Informationssystem Gefahrenabwehr NRW (IG NRW) abgemeldet habe, so Milde. Das Modul stellt die allgemeinen und medizinischen Grunddaten für ärztliche Leiter, Rettungsdienst und die Leitstellen bereit und liefert eine Übersicht über die freien Behandlungskapazitäten. Diese Kapazitäten sind in Mechernich und Schleiden erschöpft. Gerade im internistischen Bereich sei die Lage angespannt.
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„Das heißt nicht, dass wir keine Patienten aufnehmen, sondern die Wartezeiten in der Zentralen Notaufnahme sind einfach entsprechend länger“, erklärt Milde. Aber nicht nur im Kreiskrankenhaus sind die Belastungsgrenzen erreicht. „Das Krankenhaus ist stark belegt, sodass wir zeitweise keine Aufnahmekapazitäten mehr hatten. Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten an der Belastungsgrenze und darüber hinaus“, sagt Nicole Nettersheim, Pressesprecherin des Marien-Hospitals in Euskirchen.
Die Situation sei aber wohl über die Kreisgrenzen hinaus angespannt, teilt Nettersheim mit: „Wir haben sogar Einweisungen von Hausärzten aus Hürth erhalten und die betroffenen Patienten selbstverständlich aufgenommen.“ Im Marien-Hospital seien am 15. Februar zwölf Corona-Patienten in Behandlung gewesen. Am Dienstag, 28. Februar, seien es ebenfalls zwölf Patienten gewesen, so die Pressesprecherin. Keiner von ihnen habe eine intensivmedizinische Versorgung benötigt – das sei auch aktuell der Fall.
In Mechernich und Schleiden sei die Zahl der Corona-Patienten in den vergangenen 14 Tagen gestiegen, sagt Geschäftsführer Milde. In Mechernich seien 17 und in Schleiden sechs Corona-Patienten in Behandlung – einer davon werde in Mechernich auf der Intensivstation behandelt. „Die meisten Patienten kommen aber nicht wegen Corona, sondern mit Corona“, sagt Milde: „Es kommt beispielsweise ein Patient mit einem gebrochenen Bein, hat aber auch Corona und wird dann entsprechend isoliert.“
Genau wie in Mechernich stehe auch das Marien-Hospital in Euskirchen trotz der angespannten Lage „jederzeit zur Erstversorgung bereit“, wie Pressesprecherin Nettersheim. Darin inbegriffen seien schwer verletzte Traumapatienten, die das Marien-Hospital als zertifiziertes regionales Traumazentrum und fester Bestandteil des Traumanetzwerks „Rettungsring Bonn/Rhein-Sieg“ adäquat versorge.
Für den Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses in Mechernich ist die jetzige Situation nicht außergewöhnlich. „In einem Winter vor Corona hätten wir über diese Anzahl von Abmeldungen beim IG NRW nicht gesprochen. Aber mit Corona, mit dem Krankenstand und dem Fachkräftemangel ist das halt etwas Besonderes“, so Milde: „Die Situation ist eng, aber wir sind auch weit davon entfernt, dass alles zusammenbricht und wir hoffnungslos überlastet sind.“
Corona-Krisenstab tagt in Mechernich
Im Kreiskrankenhaus Mechernich tagt nach Angaben von Geschäftsführer Martin Milde am Mittwoch der Corona-Krisenstab. Grund für das Treffen sei die neue Corona-Schutzverordnung des Landes. Dann besteht keine Test- oder Maskenpflicht mehr für Beschäftigte in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Laut Milde ist der Krankenstand in Reihen der Mitarbeitenden allerdings derzeit recht hoch. Deshalb könne es sein, dass die bisherigen Regeln an den Standorten Mechernich und Schleiden nicht sofort komplett zu den Akten gelegt würden. „Das werden wir im Krisenstab diskutieren, weil jeder nach Normalität lechzt“, so Milde.
Das Marien-Hospital in Euskirchen schließt zum 1. März – genau wie die meisten anderen Teststellen im Kreis Euskirchen. „Wir werden uns an die Corona-Schutzverordnung halten“, sagt Nicole Nettersheim, Pressesprecherin des Marien-Hospitals: „Mitarbeitern mit Erkältungssymptomen, welche arbeitsfähig sind, wird seitens unseres Krisenstabs empfohlen, im engen Kontakt mit den Kollegen oder Patienten einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.“
Besucher von Krankenhäusern, Tageskliniken, Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen sind nach der neuesten Corona-Schutzordnung allerdings weiter verpflichtet, eine Maske zu tragen. (tom)