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KarriereportalKreis Euskirchen will Arbeitgeber und Jobsuchende digital zusammenbringen

Lesezeit 7 Minuten
Laura Meyer, Max Samer, Markus Ramers und Iris Poth stehen vor einem großen Bildschirm, an dem Samer das neue Karriereportal erklärte.

Stellten das Karriereportal des Kreises Euskirchen vor: Laura Meyer (v.l.), Max Samer, Markus Ramers und Iris Poth.

Bei der Zusammenführung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern setzt der Kreis Euskirchen auf eine digitale Möglichkeit.

Die Kreissparkasse, die Volksbank sowie die Gemeinden Kall und Weilerswist sind bereits am Start. Auch einige Handwerksbetriebe, die Nordeifelwerkstätten und das Deutsche Rote Kreuz haben ihren Stellenanzeigen schon platziert. Bis Mittwochmittag boten 86 Arbeitgeber aus dem Kreis Euskirchen auf dem neuen Karriereportal des Kreises insgesamt 181 Stellen an. „Das ist doch ein guter Start“, fand Landrat Markus Ramers.

Das ist doch ein guter Start.
Landrat Markus Ramers über die Zahl der Stellenangebote im neuen Portal

Denn bis zu diesem Zeitpunkt lief das Karriereportal des Kreises noch in einer Art Vorlaufphase. Vor gut drei Wochen wurde die Internetseite scharfgestellt. Der breite öffentliche Aufschlag soll aber erst noch anlaufen: mit bunten Kärtchen samt OR-Code, der auf die Seite führt, mit Bannern und Großplakaten im Straßenbild sowie mit Mund-zu-Mund-Propaganda bei allen passenden Anlässen. In einer Pressekonferenz stellte der Kreis nun das neue Portal, das Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenführen soll, vor.

Dazu war auch Max Samer vom 2008 gegründeten Unternehmen Bite (Business IT Engineers) aus dem Schwabenland angereist. Das Unternehmen mit Sitz in Neu-Ulm entwickelt Software zum Thema Bewerbermanagement – seit Kurzem auch für den Kreis Euskirchen.

Per Mausklick oder Touch zum neuen Job im Kreis Euskirchen

Auch Samer zeigte sich mit dem Start im Kreis Euskirchen zufrieden: „Es ist das Henne-Ei-Prinzip“, erklärte er, warum viel Verkehr im Portal wichtig ist. Wer auf die Seite gehe, dann aber kaum Stellenangebote finde, sei enttäuscht und im Zweifel für lange Zeit verloren.

„Und Arbeitgeber stellen immer die Frage: Wie viele User habt ihr denn drauf?“, erläuterte der Experte. Aufgabe sei es nun, „das Ganze nach oben zu schaufeln“. Doch dieser Beginn sei vielversprechend, so der Experte, dessen Arbeitgeber in etwa 25 Städten, Gemeinden und Kreisen bundesweit solche Portale eingerichtet habe. „Es ist ja auch unser Bestreben, immer vorne mit dabei zu sein“, freute sich Landrat Markus Ramers über diese Vorreiterrolle.

Bauland, Freizeit, Familie: Kreis Euskirchen präsentiert seine Vorzüge

An einem Touchscreen stellte Samer das leicht bedienbare Portal vor. Wer einen Job sucht, erfährt zunächst einmal, falls er oder sie es noch nicht wissen sollte, warum es sich im Kreis Euskirchen zu leben und zu arbeiten lohnt: „Hervorragend ausgebaute ÖPNV-Infrastruktur, gute IT-Infrastruktur, familienfreundliche Angebote, günstiges Bauland, ein sicheres Lebensumfeld, ein ausgeprägtes Bildungsangebot und vielfältige Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung“, werden als Vorzüge der Region aufgezählt. Fehlt eigentlich nur noch ein guter Job.

Den finden die Nutzer im Idealfall, wenn sie auf „Stellenangebote“ klicken. Dann erscheinen die – Stand Mittwochmittag – 181 Stellen in einer Liste aufgeführt, die natürlich auch gefiltert werden kann: etwa nach Beruf, Ort oder Entfernung vom Standort.

Anhand einer interaktiven Karte ist zudem zu erkennen, wo sich diese offenen Jobs befinden: Mit 63 der 181 Jobangebote stand zu diesem Zeitpunkt Mechernich kreisweit an der Spitze, was maßgeblich am Kreiskrankenhaus liegt. Dort werden unter anderem Stellen für Hauswirtschafter, Assistenzärzte oder Pflegekräfte, selbstverständlich alle mit dem Zusatz „m/w/d“, auf dem neuen Portal angeboten.

Auch Jobs in den Rathäusern von Weilerswist und Kall im Angebot

Beim Touch oder Klick etwa auf die „Vier“ zoomt die Karte in den Bereich von Weilerswist, im linken Bildschirmbereich sind ausschließlich die vier Stellen aufgereiht, die aktuell in der Gemeinde angeboten werden: etwa bei der Gemeindeverwaltung („Ingenieur/in, Techniker/in oder Meister/in (m/w/d) im Bereich Tiefbau“), beim DRK und bei einem Unternehmen für Gabelstapler.

„Wenn man auf eine Stelle klickt, sieht man hier unten schon die komplette Stellenanzeige“, erläuterte Samer und zeigte auf einen Link im unteren Bereich des Bildschirms.

Darin befinden sich die Informationen, die für das Finden des Angebots per Google-Suche wichtig seien, oder bei anderen Jobportalen. Denn Firmen, Organisationen, Verwaltungen und Vereine, egal welche Größe, egal welche Branche, können im Karriereportal kostenlos ihre offenen Stellen angeben – und nicht nur da: Die Stellenanzeigen werden Samer zufolge an rund 15 Jobbörsen weitergeleitet: etwa an Indeed oder Google-Jobs.

Die Kreisverwaltung Euskirchen sucht auch Bewerber im Karriereportal

„Wir merken bei vielen Unternehmen, dass die Digitalisierung gerade erst ankommt“, erklärte Samer: „Da ist es ihnen willkommen, dass man die digitalen Stellenanzeigen bündeln kann und an die Portale weiterreicht.“ Auch der Anbieter „Stepstone“ sei im Boot, der verlange aber Geld dafür. Per Klick auf ein Feld kann der Arbeitgeber eine Darstellung der Stellenanzeige auch bei „Stepstone“ erwerben, muss er aber nicht.

Den Steuerzahler kostet das Angebot des Kreises nichts, abgesehen vom Marketing und der Begleitung durch die Stabsstelle Wirtschaftsförderung des Kreises. Bite, so erklärt Max Samer das Geschäftsmodell, setze darauf, dass eine Reihe von Unternehmen weitere Serviceangebote nutzt, die dann kostenpflichtig seien.

Die Euskirchener Kreisverwaltung etwa ist inzwischen einer von laut Samer rund 300.000 Bezahlkunden von Bite. Wer etwa aktuell Interesse an einem Job als „Dipl.-Ingenieur/in Fachrichtung Versorgungstechnik“ im Kreishaus hat, kann mit einem entsprechenden Klick ein digitales Bewerbungsformular aufrufen, um Lebenslauf, Foto und andere wichtige Bestandteile einer Bewerbung hochladen.

Das neue Portal vermittelt auch Ausbildungs- und Praktika-Plätze

„Über das Portal gehen alle Bewerbungen ein“, erklärte Iris Poth. Die Leiterin der Stabsstelle Wirtschaftsförderung hatte erst in der vergangenen Woche Erfahrung mit dem Portal machen dürfen, weil ihre Abteilung eine vakante Stelle zu besetzen hatte.

Dann erfolge auch die Auswertung über die Software. Der Fachabteilung werden von der Personalabteilung die Bewerber genannt, die die entsprechenden Kriterien für die Stelle erfüllen. Für diese Kommunikation nutzen die Bezahlkunden eine gesonderte Software, die sie an die kostenfreie „anhängen“ können.

Bei Arbeitgebern, die das Portal kostenlos nutzen, erscheinen die Kontaktdaten beziehungsweise ein Link mit der E-Mail-Adresse, über die die Bewerbung gemailt werden kann. „Unsere Fragestellung lautet: Wie können wir digital Stellenanzeigen erstellen und verteilen sowie die komplette Kommunikation mit den Bewerbern darstellen?“, fasste Samer die Teile des Konzepts zusammen.

Landrat Markus Ramers hofft auf weitere Stellenanzeigen

Iris Poth stellte aber auch klar, dass die kostenfreie Version kein Lockangebot sei, das quasi automatisch zu den zusätzlichen kostenpflichtigen Angeboten führe. „Wir haben hier ein kostenfreies Portal, das wir anbieten und das die Möglichkeit der Verlinkung bietet“, so Poth. Weitere Angebote seien dann eine „andere Baustelle“.

Auch wenn es sich um ein Fachkräfteportal handele, so Samer, stehe es für sämtliche Angebote im Bereich Arbeit offen: etwa auch für Praktika, Hilfskräfte oder Ausbildungsplätze. Am Mittwochmittag wies das Portal fünf Angebote für Azubis auf. Das sei sicher noch ausbaufähig, aber wohl auch saisonbedingt, erklärte Samer. Auch das Schalten der Anzeigen sei keine Raketenwissenschaft. Firmen können sich registrieren oder sich, falls schon vollzogen, einloggen: „Wenn sich der Arbeitgeber registriert hat, bauen wir ihm eine Instanz für das Arbeitgeberprofil.“

Darin können sich die Arbeitgeber vorstellen, ihre Stellen und ihre Vorzüge als Arbeitgeber beziehungsweise Ausbilder präsentieren und dann kostenfrei einen Link zur Homepage oder zur E-Mail-Adresse für Bewerbungen einrichten oder kostenpflichtig die zusätzliche Kommunikations-Software für den Kontakt mit Bewerbern nutzen.

Der Fachkräftemangel veranlasst Unternehmen, neue Wege zu gehen

Für Landrat Markus Ramers ist das neue Portal ein weiterer Baustein im Kampf gegen den Fachkräftemangel, „um Arbeitnehmer und Arbeitgeber zusammenzubringen“, das also, was man auf Neudeutsch „Matching“ nennt.

Dass es dafür Bedarf gebe, so Laura Meyer von der Wirtschaftsförderung, habe schon die Online-Vorstellungsveranstaltung vor ein paar Wochen gezeigt, an der überraschend mehr als 100 Unternehmensleitungen teilgenommen haben. Und dass 85 bereits ohne große Werbung mit von der Partie seien, sei ein weiteres Indiz dafür, dass die Firmen und Organisationen im Kreis gewillt seien, alle Möglichkeiten zu nutzen, dem Mangel an Arbeitskräften entgegenzuwirken.

Dazu will der Kreis das Portal auch in Schulen, auf Messen oder im Umfeld der Universitäten Köln, Aachen und Bonn bekannt machen. „Darauf weisen wir die Unternehmen vorher auch hin, damit sie ihre offenen Stellen platzieren können“, erklärte Iris Poth.

Eine kontinuierliche Pflege der Stellenangebote und die Herausnahme besetzter Stellen sei ohnehin förderlich. „Das machen die Firmen in der Regel von selbst“, weiß Max Samer aus Erfahrung. Denn unnötige Bewerbungen auf Stellen, die schon besetzt sind, machten keine Freude: weder dem Bewerber, noch den Personalabteilungen in den Unternehmen. Das neue Portal ist hier zu finden.